Haudegen mit Herz

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Lederhose und -weste, Tattoos auf Oberarmen, Unterschenkeln und im Nacken – aber im tiefsten Inneren butterweich: So stehen die Haudegen Hagen Stoll und Sven Gillert am 15. Oktober in Hannover auf der Capitol-Bühne. „Hau-de-gen! Hau-de-gen!“ skandiert das Publikum, noch bevor die Band überhaupt die Bühne betreten hat. Und die gibt mit „Gemeinsam sind wir weniger allein“ gleich die Tonart des Abends an: Das Capitol headbangt und kuschelt gleichermaßen – zu Texten, die jedem deutschen Schlager alle Ehre machen, zu Rhythmen, die eigentlich der guten Rockmusik gehören.

DSC_2720Die Familie der Haudegen ist sich da sehr schnell einig: „Ich bin ein Haudegen wie Du – auf immer und ewig“, singt das ehemalige Rapper-Duo aus Berlin-Marzahn. Da wippen die Bäuche, da tropfen die Schweißperlen im Takt – da steigen die Wölkchen aus Zigarettendunst über die schwerternen Mikrofonständer. „Für immer und ewig“, „Gebrüder Schlimm“ oder „Freunde in der Not“: Das Haudegen-Publikum kennt alle relevanten Zeilen und singt gern mit. Doch: „Applaus ist des Künstlers wahrer Lohn“, sinniert der Herr Stoll und bedankt sich artig bei den Fans dafür, dass sie treu und artig die Alben kaufen. Ja, wirklich kaufen – und die 2010 gegründete Band damit unlängst mal eben auf Platz vier der deutschen Charts hievten.

DSC_2788Den Grund dafür erklärt Gillert auch gleich: „Die Musik, die wir machen, geht ans Herz und bleibt im Herzen hängen.“ Das Rezept jedenfalls wirkt bei Jung und Alt gleichermaßen: Vom vierjährigen Kind bis zum 55-Jährigen – wie eine spontane Umfrage von der Bühne herab durchs Publikum ergibt – mischen sich Generationen unter den Zuhörern. Und so philosophiert das Duo an diesem Abend bald weiter über Frieden und Freiheit; Songs wie „Kleine Tragödien“ oder „Schlecht geht’s mir gut“ folgen. Freundschaft und Kameradschaft, ehrliche Arbeit und Liebe – das sind die Themen, um die sich Haudegen-Songs auf beschaulich-bodenständigem Niveau drehen. Aber dennoch oder gerade deshalb sagen sie: „Wir lassen uns unseren Spaß nicht nehmen.“

DSC_2771Aus dem heraus fordert dann aber auch das Publikum eigene Songwünsche an: „Feuer und Flamme“ will es hören. „Der ist schön, ne?“, fragt Haudegen Gillert seine Fans. „Der steht aber gar nicht auf unserem Zettel.“ Aber weil nach eigenem Bekunden nicht der Kunde, sondern der Haudegen König ist – „wir schicken die Mädels doch nicht mit ’ner Träne im Knopploch nach Hause“ – erfüllt die Band diesen spontanen Wunsch.

DSC_2766Bis, ja bis der Song kommt, bei dem das Haudegen-Duo sicher ist: „Da wird Hannover ausflippen.“ Und Hannover flippte aus – bei „Ziemlich beste Freunde“. Und immer wieder an diesem Abend hebt die Haudegen-Familie zu eigenem Chorgesang an: „Einer geht noch…“ war die Hoffnung für eine Zugabe. Doch mit „Hals und Beinbruch“ entlassen die Haudegen die Hannoveraner Fans bald in die Oktobernacht. „Wir sehen uns wieder, Hannover“, versprechen sie noch. Und: „Wir nehmen Euch mit in unseren Herzen.“

(km)