Schwarzes Familientreffen mit guten Bekannten

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40 Bands und 25.000 Besucher später: Das war das M’era Luna 2016 in Hildesheim. Was 1999 an gleicher Stelle noch Zillo-Festival hieß, bekam ein Jahr später einen neuen Namen, weil Zillo und Veranstalter beschlossen, getrennte Wege zu gehen. Doch fast scheint es, als hätten geneigte Besucher heuer eine Zeitreise durch 16 Jahre M’era-Luna-Historie antreten können. Bands wie Diary of Dreams, Oomph!, Suicide Commando, The Cassandra Complex, VNV Nation, Zeromancer und allen voran die Headliner Sisters of Mercy standen damals wie heute auf den Bühnen auf dem Flugplatz von Drispenstedt.

_2016-08-13-14-53-31_mera16_dsc_7966Die wurde am Samstag eröffnet von Shaârghot. Die Gewinner des Newcomer-Wettbewerbs legten zum Auftakt mit ihrem Electrometal die Marschrichtung fest – und waren auch gleich ein erstes optisches Highlight. Ihnen folgten die Dark-Rocker Erdling und der Alternative-Goth-Metaler Gothminister aus Norwegen. Letzterer ist ein durchaus lebendiger Beweis dafür, dass die Szene in sich ausgesprochen vielschichtig ist: Bjørn Alexander Brem alias Gothminister ist im richtigen Leben Rechtsanwalt in Oslo, der auch schon mal im norwegischen Semifinale des Eurovision Song Contest mitmischte. Die Druckwellen seines brachialen Elektro-Metal pressen dem geneigten Zuhörer schon mal die Ohrstöpsel aus den Gehörgängen.

Den Nachmittag läuteten die NDH-Formation Stahlmann aus Göttingen, die Dark-Rocker Lacrimas Profundere und die Niedersachsen Oomph! ein.

_2016-08-13-15-58-27_mera16_dsc_8079Und während die einen Besucher noch mit der Anreise kämpften, hatte sich die andere Hälfte des schwarz gewandeten Volkes längst eingegroovt. Sei es bei den Lesungen von Stammgast Marcus Heitz, Luci van Org oder Christian von Aster bereits am Freitagabend im Disko-Hangar, in dem später auch DJ Gothminster elektronische Taktschläge kräftig vor den Bug, Verzeihung: die Korsetts!, schubste. Sei es bei den Modenschauen. Sei es bei einem Rundgang über den Mittelaltermarkt. – Das M’era Luna ist längst eine Institution geworden – und mehr als ein Festival. Es gilt – neben dem Wave-Gothik-Treffen in Leipzig – als eines der größten Treffen der Schwarzen Szene in Europa.

_2016-08-13-17-11-50_mera16_dsc_8195Und so illuster und international das Publikum war, so bunt ging es auf der Hauptbühne am Samstag weiter: Diary of Dreams erwärmten mit einem Querschnitt aus ihrer mehr als 25 Jahre dauernden Bandgeschichte die Herzen vieler weiblicher Fans. Ihnen folgten die Finnen von Apocalyptica, die erneut ihre Streichinstrumente bis zur Erbarmungslosigkeit traktierten.

_2016-08-13-19-49-25_mera16_dsc_8290Ein Highlight für viele war sicher der spontane Auftritt von Lacrimosa. Die Band sprang kurzfristig ein für Fields of the Nephilim, die ursprünglich fürs M’era Luna gebucht hatten. „Wir waren vor zehn Jahren das letzte Mal auf dem M’era Luna“, plauderte ein gut gelaunter Tilo Wolff von der Bühne herab – und brannte eine Stunde lang ein Feuerwerk von Klassikern ab: den brennenden Kometen ebenso wie „Der Morgen danach“, „Lichtgestalt“ oder „Schakal“.

_2016-08-13-21-19-41_mera16_dsc_1948Fast mochte man meinen, dass alle 25.000 Besucher des Festivals sich um die Bühne gescharrt hatten, als VNV Nation als Co-Headliner selbige betraten. Der Auftritt von Ronan Harris war wohl mit das Emotionalste, was die M’era-Luna-Gemeinde an diesen beiden Tagen erlebt hat: Harris, der jedes Konzert mit einer Begeisterung feiert, als sei es das erste, schien fast zu Tränen gerührt, als bei der Hymne „Nova“ Handylichter die schwarze Masse in ein Meer funkelnder Sterne verwandelte. Da hatte Harris die Menge schon länst mit „Standing“, „Legion“ oder „Farthest Star“ zum Beben gebracht. „Wir spielen hier seit 1999 – und jedes Mal ist es lauter und geiler und größer und besser“, feiert Harris diesen Abend. Den haben die britischen Legenden von _2016-08-13-22-59-51_mera16_dsc_8428Sisters of Mercy beschlossen, während im Hangar die Mexikaner von Hocico tobten.

Highlights der kleinen Nachbarbühne waren am Samstag ohne Zweifel auch die Auftritte der Krupps, Diorama oder Hämatom.

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(km)

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