„Musik bringt Heilung“ haben sie gesagt…

Lacuna Coil, Forever Still, Genus Ordinis Dei im White Trash
Berlin am 25.10.2016

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Fotos (C) by Angela Queisser

„Musik bringt Heilung“ haben sie gesagt, „Musik macht gesund“ haben sie gesagt. Also auf ins Sanatorium! In Zwangsjacken erwarten uns dort fünf Mailänder, die uns zwar nicht unbedingt kurieren möchten, aber uns mitnehmen auf eine musikalische Reise durch fast 20 Jahre Bandgeschichte.

img_9941LACUNA COIL spielen im White Trash. Ein Laden in Berlin der Restaurant, Konzert-Location und Tattoo-Studio zugleich ist. In muckelig-familiärer Atmosphäre können sich rund 500 Leute zusammenfinden. Zu Beginn des Abends sieht es jedoch noch etwas mau aus. Um 21 Uhr beginnen GENUS ORDINIS DEI. Zu dieser Zeit stehen nur hier und dort ein paar verstreute Gestalten rum. Sitzen die anderen Gäste noch beim Burger-essen und warten auf den Headliner? Man weiß es nicht, doch sie verpassen was! Die italienischen Metaller mit dem sperrigen Namen GENUS ORDINIS DEI greifen in die Gitarren und können recht schnell mit hochwertigem Melodic Death Metal überzeugen. Kein Wunder, haben wir es hier schließlich mit vier studierten Musikern zu tun, die sich seit fünf Jahren gemeinsam dem metallischen Klang verschreiben. Dass die Band noch verhältnismäßig jung ist, hört man ihrem Songmaterial dann doch auch etwas an. An manchen Stellen könnte das Ganze etwas individueller sein, der eigene Sound ist noch nicht so recht gefunden. Nichtsdestotrotz können sie in den 30 Minuten und während sechs Songs die Anwesenden gut auf die Nacht einstimmen und später sicherlich auch noch etwas Merch loswerden.

img_996921:30, GENUS ORDENIS DEI haben ihr Set beendet, die Newcomer Band FOREVER STILL ist in den Startlöchern. Doch erst einmal muss die Bühne umgebaut werden. Und das dauert. An Pausenmusik hat in dem Moment irgendwie niemand vom White Trash gedacht. Aber gut, die Zeit geht mit Bier schneller rum. Zurück von der Bar stehen die Jungs und Mädels der dänischen Kombo FOREVER STILL auf der Bühne. Schnell wird klar: Die Bühne ist zu klein für die Fronterin Maja Shining. Die energiegeladene Sängerin geht das Set mit viel Elan an. Auch ihre Gesangskünste überzeugen: Von poppig über klassisch bis guttural hat sie einiges in petto. Und durch ihre Bühnenpräsenz und Agilität würde sie auch auf wesentlich größeren Bühnen eine super Performance abliefern. An alle Metalheads da draußen: Es bahnt sich Großes an im Staate Dänemark! FOREVER STILL können als eine vielversprechende Newcomer Band und potentielle Senkrechtstarter gehandhabt werden! Innerhalb einer dreiviertel Stunde präsentieren sie acht Songs von ihrem Debütalbum „Tied Down“ unter anderem auch ihre Single ‚Miss Madness‘.

img_0036Nach diesen zwei Bands hat sich das nun zahlreichere Publikum auf LACUNA COIL vorbereitet. Wieder dauert es einige Zeit bis die Technik funktioniert und die Bühne für die nächste Band bereit ist. Diesmal wenigstes mit Pausenmusik. So. Sound passt, Requisiten stehen, es kann losgehen!! Das Licht wird weiter gedimmt, rote und blaue Suchscheinwerfer flackern auf. Ein mitgeschnittener Polizeifunk schallt aus den Boxen. Die Bandmembs positionieren sich, gekleidet in blut- und dreckverschmierten Zwangsjacken. LACUNA COIL legen viel Wert auf Show, thematisch orientiert sich das Ganze an ihrem letzten Album „Delirium“. Das Irrenanstalt-Motiv erscheint zwar etwas ausgenudelt in der Szene und dem Rockgenre, doch die Band kann es solide umsetzten. Es gibt der Stage-Präsenz dadurch zwar ein deutliches Thema, doch glücklicherweise steht es zu keinem Zeitpunkt im Fokus. Dort ist die Musik angesiedelt. Das italienische Quintett holt Songs von allen Alben hervor. Das Lied ‚The Ghost Women And The Hunter‘ ist bereits 14 Jahre alt, doch heute feiert es seine Stage-Prämiere. Ansonsten gibt es All-Time-Faves wie ‚Our Truth‘, ‘Nothing Stands In Our Way’ und ‚Trip The Darkness‘. Ein besonderes Schmankerl ist ihre Coverversion des 80er-Jahre-Hits ‚Enjoy The Silence‘. Mitsingen und –feiern garantiert!

Nach gut 90 Minuten Energie, Spielfreude und Tightness neigt sich das Set dem Ende entgegen. Zurück bleiben Fans mit Nackenschmerzen und einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen.

(SN)