Es muss nur immer Musik da sein!

Die Broilers in der Swiss Life Hall

Fest steht, wer den Abend nicht in der Swiss Life Hall verbracht hat, hat definitiv etwas verpasst. Was genau? Einen Konzertabend der Extraklasse. Einen Abend voller Spaß und ausgelassenem Tanz von der ersten bis zur allerletzten Minute. Einen Abend unter guten Freunden.
Es ist kurz vor Konzertbeginn und die Swiss Life Hall scheint für ein ausverkauftes Konzert noch recht überschaubar gefüllt. Problemlos können die Fans noch einen der begehrten Plätze direkt vor der Bühne ergattern und sich damit einen auf den bevorstehenden Tanz im Hexenkessel freuen. Gegen 20 Uhr, als die kalifornische Band Tiger Army die Bühne betritt, merkt man im Zuschauerraum langsam, dass an diesem Abend ungewollter Körperkontakt nicht vermieden werden kann. Die Halle füllt sich und auch die Ränge sind nahezu vollbesetzt.

Mit voller Kraft und jeder Menge Leidenschaft legen die drei Psychobilly-Rocker der Tiger Army los und heizen mit ihren Songs der Menge gut ein. Nick 13, Djordje Stijepovic und Wasted James überraschen mit einem musikalisch abwechslungsreichen Set. Neben eigenen Songs, wie dem Opener des Abends „Firefall“ und „Devil lurks on the Road“, gaben die Kalifornier auch ihre Version des Cochran-Klassikers „Twenty Flight Rock“ zum Besten und treffen damit den Geschmack des Publikums. Besonders beeindruckend: Djordje Stijepovic und sein Kontrabass. Was gewohnheitsmäßig an Show mit einer Bassgitarre erwartet werden kann, zeigt dieser Mann problemlos mit seinem Kontrabass, der auch mal mannshoch durch die Luft gewirbelt wird.

Zum Bühnenumbau wird ein Vorhang vor die Bühne gezogen und alle Anwesenden wissen, dass es nun nicht mehr lange dauern kann bevor die herbeigesehnten Düsseldorfer die Bühne betreten werden. Das „Vanitas-Preludio“ erklingt und sofort spürt man die freudige Anspannung der rockwütigen Menge noch weiter ansteigen. Mit den ersten Klängen von „Zurück zum Beton“ fällt der Vorhang und Sammy Amara, Ines Maybaum, Ron Hübner, Andi Brügge und Chris Kubczak stehen endlich auf der Bühne. Wer während des ersten Songs noch stillstehen konnte, der stimmt spätestens zu „Tanzt du noch einmal mit mir“ und „Bitteres Manifest“ in die wilde Party im Zuschauerraum ein. Das Publikum ist von der ersten Sekunde an kaum zu halten. Bereits mit dem vierten Song „Paul der Hooligan“ kann keiner mehr genau sagen, ob der eigene Körper nass vom Schweiß oder vom umherfliegenden Bier ist.
Mit „Wo es hingeht“, „Als das alles begann“  und „Ist da jemand?“ schaffen es die Broilers ihren Fans noch weiter einzuheizen. Band und Publikum begehen diesen Abend gemeinsam und so ist es nicht verwunderlich, dass der Spaß, den die Band ganz offensichtlich auf der Bühne zur Schau trägt, sich auch auf das Publikum überträgt. Keiner steht still, die Arme sind in die Luft gereckt, das buntgemischte Publikum aus Rockern, Punks und singt gemeinsam mit Sammy aus vollem Herzen und mit Überzeugung die stark zutreffenden Zeilen zu „Meine Familie“. „Zu den Wurzeln“ ist eine persönliche Geschichte aus dem Leben charismatischen Sängers.  „Ein Lied, das traurig klingt, aber eigentlich ein fröhlicher Song sein will“, ist „Ihr da oben“ und gilt an diesem Abend allen, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht an diesem Familientreffen teilnehmen können.

 


„LoFi“
ist die Hommage an alte Zeiten und die ersten Auftritte im Chez Heinz in Hannover, damals noch in kleinerer Runde. „33 rpm“ holt die Menge wieder zurück ins. Die Songs „Die Beste aller Zeiten“ und „Keine Hymnen heute“ vom neuen Album „sic!“ lassen die Meute vor der Bühne weiter auf  voller Kraft laufen, die Stimmung scheint bis hierher ihren Höhepunkt noch nicht erreicht zu haben, denn die Energie im und um den Hexenkessel aus springenden und singenden Menschen ist ungebrochen.  Zu „Der Held in unserer Mitte“ wählt Ines  ihre persönlichen Helden aus dem Publikum aus und lässt um diese neue Circle Pits errichten, die sich im Verlauf des Songs zu einem einzigen großen Kreis vereinen, dem sich keiner der Anwesenden entziehen kann. Mit „Nur nach vorne gehen“ verabschiedet sich die Band zum ersten Mal von ihren Fans.

Die Stimmung ist weiterhin ungebrochen gut, die Fans noch lange nicht am Ende ihrer Kräfte und Anstalten zum Gehen macht im Publikum keiner. Gut so, denn die Broilers geben sich noch einmal die Ehre und kehren mit „Die Letzten an der Bar“ zurück auf die Bühne. „Cigarettes & Whiskey“, „Irgendwas in mir“ und „Meine Sache“ sind für das Publikum ein eindeutiges Zeichen, um erneut voll aufzudrehen und den Boden der Swiss Life Hall wieder zum Beben zu bringen.

Auch bei der zweiten Zugaberunde lassen die Broilers sich lumpen und kehren damit nach kurzer Pause – die vielleicht für den Genuss eines Herri-Bieres reichte – zurück zur immer noch feiernden Familie. Mit „Ruby Light & Dark“ und „Blume“ endet der Abend dann aber tatsächlich. Bei ihrer Abschiedsrunde über die Bühne lässt sich die Band, die an diesem Abend über 2 Stunden lang alles gegeben und ihren Fans ein absolutes musikalisches Highlight geliefert hat, verdient feiern.

(VB)