Musik ist Sprache!

Am vergangenen Dienstag besang der italienische Bluesmusiker Zucchero im Zuge seiner „Black Cat World Tour Germany 2017“ den Süden Hannovers. Rund 3000 Besucher folgten dem mittlerweile 62 Jährigen auf die Gilde Parkbühne Hannover.

Man hätte keinen besseren Vizeauftakt für den Sommerbeginn setzen können: Einen Tag vor dem offiziellen Sommerbeginn präsentiert sich die Stadt an der Leine im besten Wetter. Es ist ein lauer Sommerabend und die Gilde Parkbühne wird mehr und mehr in das goldene Licht der nordischen Abendsonne getaucht. Das Publikum ist bunt gemischt, wobei der vermehrt italienische Anteil bei dieser Show deutlich hörbar ist. Ausgelassen wird im wunderschönsten italienischen Singsang kommuniziert und auf den Gastgeber des Abends gewartet.

Eine Vorband gibt es heute nicht. Zucchero, Italiens Rock-Star Nummer eins, ist aber keineswegs allein unterwegs. Bevor der Cantautore die Bühne betritt, hat sich bereits seine Band positioniert. Die dreizehn Musiker stammen aus den verschiedensten Ländern dieser Welt. Die Zucchero-Band besteht aus den Besten ihres Fachs. Dabei sind unter anderem der legendäre Hammond-Virtuose Brian Auger oder die Gitarristin Kat Dyson, welcher schon für Prince die Saiten vibrieren lies. Die Schlagzeugerin Queen Cora Dunham arbeitete bereits für Beyoncé oder Maceo Parker und der Bassist und musikalische Direktor Polo Jones für Eric Clapton oder  Ray Charles. Da kann man ruhigen Gewissens den Hut ziehen.

Zucchero unterdessen, hat sich seinen Zylinder zum Symbol gemacht.  Nachdem der aus der Emilia-Romagna stammende Adelmo Fornaciari alias Zucchero seinem Publikum gegenübertritt, benötigt man keine zwei Songs, um sein gewaltiges Stimmspektrum fassen zu können. Los geht es mit dem Opener „Partigiano Reggiano“  seines aktuellen Albums „Black Cat“ und mündet direkt in den Song „13 Buone Ragioni“.

Es ist kaum vorstellbar, dass es einen schöneren Abend in der vergangenen Zeit gegeben hätte. Die Sonne über Hannover lässt die Besucher von Minute zu Minute mehr ins Träumen kommen. Tiefgold hängt sie mittlerweile über der Freilichtbühne und erinnert – die Töne Zuccheros einrahmend – an einen Abend in der Toskana.  Dies spiegelt sich auch in den ersten Zeilen des Titels „Ci Si Arrende“ wieder. Die mit Mark Knopfler eingespielte Ballade nutzt das stilistische Mittel der Sonne und des Sommers, um an die schönen Zeiten zu erinnern. Viele Gäste liegen sich bereits in den Armen und schwingen im bedächtigen Takt der Musik. Wovon sie in diesen Momenten träumen mögen bleibt für den Rest verborgen. Die Gesichter verraten jedoch, dass es sich um schöne Erinnerungen und Zukunftsgedanken handeln muss.

„Hannover, du bist laut! Tanzt, wenn ihr wollt. Auf geht’s!”, begrüßt und heizt Zucchero sein Publikum an. Dieses lässt sich mitreißen und bewegt ausgelassen die Hüfte zu „Vedo Nero“. Volle Fahrt nimmt das Publikum kurz darauf bei „Baila (Sexy Thing)  auf. Es wird getanzt und geklatscht und jeder ist irgendwie ein bisschen in seine eigene kleine Zuccero-Welt versunken. Der Musiker bewundert sein Publikum gleichermaßen: „Was ein wunderschönes Publikum“, entgegnet er.  Fortführend berichtet er, dass dies eine der längsten Touren ist. Seit November letzten Jahres sei er mit seiner Band unterwegs. Bis September 2017 seien sie noch auf Tour.

Nur das mit der Sprache, dass sei irgendwie überall ein bisschen unterschiedlich. Aus Südafrika berichtet der Ausnahmekünstler, dass er gebeten wurde italienisch zu sprechen.  „Grundgütiger“, bricht es aus ihm hervor und er fragt das Publikum, ob es schon mal überlegt hätte was die englische Übersetzung für Makkaroni ist. Dieser Lacher entgeht keinem der Besucher.  Doch dann mischen sich Spaß und Ernst auf eine ganz besondere Weise. Zucchero stellt fest, dass es gar nicht so einfach ist, die Texte seiner Muttersprache ins Englische zu übersetzten, besonders wenn man beispielsweise gegen die katholische Kirche wettert. Prompt folgen ein Textbeispiel und der nächste Lacher. „Als ich anfing Musik zu machen, war ich Saxophonspieler – ein besonders schlechter! Das was ich hier mache ist Musik direkt von der Straße. Musik ist Sprache!“

Auch der Titel „Miserere“ findet seinen Platz auf der heutigen Setliste. Die Hymne sang Zucchero sowohl mit Andrea Bocelli, als auch  einem der bedeutendsten Tenöre aller Zeiten ein: Luciano Pavarotti verstarb vor mittlerweile zehn Jahre. Zucchero ehrt dem Maestro von Abend zu Abend mit diesem gänsehauttreibenden Werk. Kraftvoll erklingt Pavarotti aus den Lautsprechern der Bühne und Zucchero ist immer wieder dankbar in den Himmel blicken zu beobachten. Dankbare Worte ertönen nach Ende des Songs durch Zuccheros Mikrofon. Sowohl an seinen Freund Luciano, als auch seine Band gerichtet. Diese startet nach einer persönlichen Vorstellung in eine Jamsession aus zwei Songs.

Zucchero kehrt im schwarzen Mantel auf die Bühne zurück und setzt zum Finale an. Den krönenden Abschluss bildet der Überhit „Senza Una Donna“. Der fast dreißig Jahre alte Song begleitet die Besucher in den frühen Abend. Man hält sich in den Armen, es wird gelächelt und irgendwie fühlt sich alles ein bisschen wie Urlaub an. Ein Abend, der nicht so schnell aus den Köpfen seiner Gäste verschwinden wird – una notte che vola via!

(MG)