Night of the Proms – Hamburg

19:45 Uhr, die Reihen der Barclay Card Arena Hamburg füllen sich, jeder Gast wird von den netten Securities an den passenden Platz begleitet. Die Vorfreude auf den zweiten Tag der Night of the Proms ist groß. Gestern am gleichen Ort war die Premiere des Festes, in denen sich Künstler aus Rock und Pop mit Klassik auseinandersetzten. #NOTP2017 ist der Hashtag unter dem schon viele Gäste gestern und heute ihre Fotos gepostet haben. Diese werden quasi als Intro nun auf der großen Leinwand eingespielt.

© Torsten Volkmer
© Torsten Volkmer

Den Auftakt macht die erst 16 Jährige bezaubernde Emily Bear, ihr Klavier steht inmitten der Arena. Nahtlos steigt das Orchester bei diesem La La Land mit ein. Die erste Überraschung des Abends ist geglückt. Spätestens jetzt ist jedem klar, die Night of the Proms geht hier in Hamburg in den zweiten Abend. Uwe Bahn, der diesen Abend moderiert, begrüßt das Hamburger Publikum und leitet so gleich in das zweite Klassik Stück 4th Movemant von Beethoven über. Dieses wird unter der Leitung der Maestra Alexandra Arriche mit ihrem außergewöhnlichem Antwerp Philharmonic Orchester meisterhaft gespielt. Es folgt noch ein Klassik Stück mit den gut eingespielten Musikern bevor es die erste 180 Grad Drehung des Abends gibt (Romeo & Julia). Die drei schwereren Klassiker werden mit der Berliner Party Band Culcha Candela und dem Song Hammer abgelöst. Spätestens ab dem Song Von Allein stehen alle mit auf und versuchen sich in dem Culcha Move, der 7 Schritte nach links und wieder 7 Schritte nach rechts im Takt der Musik abfordert. Diese Bewegung ist durch die volle Bestuhlung etwas eingeschränkt, wird aber vom Publikum im Stehen und unter lautem Klatschen gefeiert. Mit dem Song Monsta geht die Party noch eine Spur weiter. Leider sind damit die drei Songs der Band Culcha Candela vorbei.

Eine weitere Drehung, wieder in Richtung der Klassik, läutet eine etwas ruhigere Phase ein. Die Mozart 40. Sinfonie ist eine gute Möglichkeit, die Stärken des Orchesters aufzuzeigen. Uwe Bahn versteht es in seinen Anmoderationen immer eine passende Überleitung zu finden. Denn was jetzt kommt ist nicht einfach zu beschreiben. Ein Cartoon Festival, welches vom Orchester und der NOTP Backbone Band zur Schau gestellt wird, ist eine Augenweide und eine gelungene Auflockerung. Doch was jetzt kommt, ist für eine Klassiknummer absolut außergewöhnlich. Der Song Skyfall wird vom Antwerp Philharmonic Orchester grandios eingeleitet, auch die Projektionen auf der Leinwand und die fulminante Lichtshow unterstützen die gesamte Show, nur hier bewegt sich was… oberhalb der Bühne.

© Torsten Volkmer

Einer der beleuchteten Würfel schiebt sich von der Bühne ins Publikum. Auf der Projektion ist eine Klaviatur zu sehen, die passend zur Musik bespielt wird. Nun senkt sich diese Leinwand ab und Emily Bear, am Flügel sitzend, wird freigegeben. Sie wandert an den Seilzügen von der Bühne bis in die Mitte der Barclay Card Arena und spielt den Song Crazy, bevor Uwe Bahn das Wort ergreift. Er berichtet, das Emily Bear schon als Sechsjährige im Weißen Haus gespielt hat, also als dort noch nicht getwittert wurde… und sie auch eine außergewöhnliche Improvisationskünstlerin sei. Uwe wählt aus dem Publikum ein Ehepaar aus, welches eine Gesichte von Ihrer Tochter erzählt, das sie in den USA lebe und heute nicht dabei sein kann, da sie schwanger sei, aber wenn das Kind da wäre, zu den Eltern kommen will. Dieses setzt Emily Bear am Flügel in eine musikalische Geschichte um. Auf der Bühne angekommen spielt Emiy Bear eine andere Stilrichtung an und zeigt bei Bumble Bear Boogie ihre Vielfältigkeit. Uwe Bahn stellt nun die neue NOTP App vor, die nicht nur viel über die Show erzählt, sondern auch das Orchester steuern kann: schneller, lauter, leiser… damit nicht genug, er kann auch das Publikum steuern, und siehe da, das Publikum macht alles mit, was Uwe Bahn ansagt: Lauter klatschen, schunkeln, aufstehen, hinsetzten und auf den nächsten Künstler warten.

© Torsten Volkmer

Die drei Klassiker von Peter Cetera If You Leave me now, You’re the Insperation und Hard to say I’m sorry werden vom Publikum überschwänglich gefeiert. Die Barclay Card Arena wird in ein Meer aus bunten Lichtern getaucht. Der Musiker selbst scherzt in seinen Ansagen über sein Alter und betont die überwältigende Show, die seine Songs so unglaublich anders wirken lassen. Mit dem Text aus dem letzten Song auf den Lippen entlässt Uwe Bahn mit der App das Publikum in die Pause.

Der Chor Fine Fleur eröffnet den zweiten Teil der Night of the Proms. Die Sänger und Sängerinnen haben sich paarweise in der ganzen Arena verteilt und begeben sich singend durch die Reihen des Publikums zum Song Halleluja Messias von Mozart nacheinander auf die Bühne. Der sonnengebräunte Uwe Bahn steht mit seinem Glitzersakko im Scheinwerferlicht und führt über die Hits der vergangen Dekaden aus, bis er bei dem nächsten Star des Abends ankommt. Den Spice Girls, spezieller Mel C. Diese startet sofort mit Never be the same again voll durch. Abgesehen von ihrem atemberaubenden Outfit verführt Melanie C durch ihren zarten Schmelz in der Stimme. Der Superstar wird vom Publikum gefeiert und Melanie C selbst richtet eine Aufforderung an selbiges: „Don’t be shy, dance!“. Die Lichtshow untermalt Ihre Songs und mit First day of my Life und I turn to you nimmt die zweite Hälfte der Night of the Proms deutlich mehr Fahrt auf. Das Feuerwerk reißt nicht ab als Peter Cetera sich seinen weißen Bass umbindet und zu einem Medley aus Glory of Love und 25 or 6 to 4 aufspielt.

Großmeister trifft auf Jugend

Night Of The Proms Hamburg © Torsten Volkmer, volkmr fotografie 2017, www.volkmer.tv

Im anschließenden All by myself sitzt nicht John Miles am Flügel, hier spielt völlig frei Emily Bear auf, während John diese Ballade schmettert. Der ganze Song endet, für alle auf der großen Leinwand sichtbar, in einem Flirt zwischen den beiden Musikern. Auch zu Beginn der NOTP-Hymne Music leitet Emily Bear ein, wird dann aber vom Meister persönlich am Flügel abgelöst. Unter tosendem Szenenapplaus und mit einem breiten strahlenden Lächeln verlässt sie die Bühne. John Miles ohne Gitarre? Das wäre, wie eine Night of the Porms ohne ihn. So kommt der Song Addicted to love auch nicht ohne selbige aus, unterstützt wird er wie im Original Video von Robert Palmer, von drei Gitarristinnen der Electric Band. Das Feuer wird weiter entzündet als John Miles mit Mel C zum Duett bei When you’re gone startet. Die Agilität und Präsenz von John Miles ist immer wieder so überzeugend, dass selbst nach der NOTP in Hamburg viele Fans in Gesprächen auf dem Weg nach Hause ihn als den besten Künstler der Show bezeichnen.

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Der Saal wird dunkel und es flackern zwei grüne Strahlen durch das Publikum, eine irgendwie bekannte Melodie ertönt und der Song School von Supertramp gibt sich zu erkennen. Ein Aufschrei geht durchs Publikum als Roger Hodgson im weißen Anzug die Bühne betritt und in den Song einstimmt. Er singt, als wäre die Zeit stehen geblieben. Auch Emily Bear gibt ein letztes Stelldichein um in dem ausgedehnten Klavierpart mit Hodgson zu spielen. Witzelnd überleitet er mit den Worten „Frühstück in Hamburg“ zum Breakfest in America. Das Publikum feiert ihn dafür ausgiebig. Nach Longleaf gibt es keinen Grund mehr auf den Stühlen zu sitzen, da noch weitere Hits folgen. Dreamer und Give a little bit werden durchgehend klatschend und singend vom Publikum begleitet. Roger selbst sprüht vor Spielfreude und Lebensfreude.

Sichtlich gerührt führt Uwe Bahn nun zum Finale ein. Alle Musiker kommen so noch einmal auf die Bühne, das ist der Brauch der NOTP. Nur heute hat jeder noch mal einen eigenen Part, um sich vom Publikum zu verabschieden. Eine unvergessliche Feier geht kurzweilig und sehr abwechslungsreich zu Ende. Viele Gäste können beim Verlassen der Halle kaum glauben, dass die NOTP 2017 schon vorbei ist. Sie trösten sich durch den Kauf der Karten für die beiden Shows 2018 und mit der Gewissheit, dass die NOTP wieder in Hamburg den Deutschlandstart absolviert.

NP

Alle Fotos die nicht namentlich genannt sind stammen von der Presseseite der NOTP.

Steckbriefe der Künstler:

© Torsten Volkmer

Mit Peter Cetera, der legendären Stimme von Chicago, landet die Night of the Proms erneut ein Volltreffer und bringt einen Künstler nach über 30 Jahren zurück auf die deutschen Bühnen, dessen Songs „Your´re the Inspiration“, „Hard to say I´m sorry“ oder „Glory of Love“ jeder kennt. Nach fast 50 Jahren auf den Bühnen dieser Welt, können deutsche Fans nun erstmals Peter Cetera als Solokünstler live erleben.

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Legendär waren auch die ersten musikalischen Schritte von Melanie C, die das diesjährige Klassik-trifft-Pop-Spektakel bereichern wird. Die 42jährige Britin, die als Mitglied der Supergroup Spice Girls in den Neunzigern alle Rekorde brach und mehr als 100 Millionen Alben verkaufte, präsentiert bei der Night of the Proms die größten Hits ihrer Solokarriere in sinfonischer Begleitung.

Mit Culcha Candela präsentiert die Night of the Proms zum ersten Mal ein multikulturelles und genreübergreifendes Musiker-Kollektiv auf der Tourneebühne. Die vier Berliner Vokalisten Johnny Strange, Don Cali, DJ Chino und Itchy, die auch im 15. Jahr ihrer Karriere immer noch regelmäßig Radio-Ohrwürmer abliefern, verwandeln dieses Jahr die Proms in eine Party Community. Mit Hits wie „Monster“ oder „Hamma“ beweisen die vier Musiker aus vier Kontinenten, dass ihre Mischung aus Reggae, Dancehall und Hiphop mit deutschen Texten nicht nur massentauglich ist, sondern auch ganze Arenen in Party Locations verwandeln kann.

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Die jüngste Proms-Künstlerin aller Zeiten präsentiert ihr unglaubliches Können als diesjährige klassische Solistin am Flügel. Emily Bear wurde im Sommer 16 Jahre alt, steht seit ihrem fünften
Lebensjahr auf der Bühne und hat so ziemlich alles erlebt, was manch ein klassischer Künstler in einer lebenslangen Karriere nicht erleben wird. Sie spielte in der Carnegie Hall, im weißen Haus,
beim Montreux Jazz Festival bei Blue Note oder in der Hollywood Bowl, konzertierte auf allen Kontinenten, ließ sich ihr Album „Diversity“ von Quincy Jones produzieren und komponiert seit
ihrem sechsten Lebensjahr Orchesterstücke, die weltweit von den führenden Ensembles aufgeführt werden.

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Selbstverständlich wird auch dieses Jahr John Miles als einer der Grundpfeiler des erfolgreichsten Tourneefestivals Europas wieder mit an Bord sein. John Miles, der mit seinem Hit „Music (was my first love)“ nicht nur die Hymne der Night of the Proms liefert, beweist seit mehr als einem Vierteljahrhundert bei der „Proms“ seine exzellente Musikalität am Piano und an der Gitarre. Seine Interpretationen berühmter Pop- und Rocksongs, denen er seinen unverkennbaren Stempel aufdrückt, reißen das Publikum regelmäßig zu Begeisterungsstürmen hin. Wir dürfen gespannt sein, ob es auch dieses Jahr wieder ein bewegendes Duett mit einem der Stars geben wird.  Quelle http://www.notp.com/