RockHarz Festival – der Samstag

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Rockharz auf musikmag.de: 2016 Mittwoch / Donnerstag / Freitag / Samstag / 2015

Der letzte Tag des Rockharz brach an  und der After-Festival-Blues schien sich bereits bei einigen Besuchern bemerkbar zu machen. Allerdings mussten die Berechnungen, wie man sein ganzes Gepäck wieder ins Auto befördern konnte, ohne einige physikalische Gesetze zu brechen, auf später verschoben werden, denn:

Erdling hatten die Dark Stage erobert. „Mein Element“ zerstreute jede Melancholie und machte der Feierlust und guten Laune wieder Platz. Als kleinen Vorgeschmack auf das neue Album „Dämon“, das am 27.07. erscheint dufte das Rockharzpublikum schon mal einen Song hören. „Erdling“ kam sehr gut an und nach diesem überzeugenden Auftritt müssen sie sich wohl keine Sorgen mehr um die Verkaufszahlen machen.

Bei Trollfest mussten die Fans erst einmal Kritik einstecken. Laut Sänger Trollmannen sah es einfach noch viel zu ordentlich aus vor der Bühne. Jeder sollte herumspringen, sich im Kreis drehen, moshen, pogen oder was auch immer tun, wo nach ihm gerade der Sinn stand. Ziel war es, ein Chaos auszulösen und das gelang gründlich. Auch die Musiker waren sehr ausgelassen, jagten sich gegenseitig mit ihren Instrumenten und schossen die Ballons herum. Zu „Solskinnsmedisin“ führte Bassist Lodd Bolt eine Polonaise quer durch das Publikum an, die sich nach kurzer Zeit in mehrere kleine Abschnitte trennte und vor beide Bühnen verteilte. So viel Durcheinander und Spaß schafft kaum eine Band in so kurzer Zeit zu verursachen.

Gloryhammer traten bereits zum dritten Mal beim Rockharz auf und hatten sich von einem Geheimtipp 2014 zu einem ersehnten Hauptact 2018 gemausert. In ihren vom Album „Tales from the Kingdom of Fife“ inspirierten Kostümen flitzten die fünf über die Dark Stage, vor allem Sänger Thomas Winkler zeigte sich wie immer gut gelaunt und energiegeladen. Der Funke sprang natürlich sofort über und die Songauswahl tat ihr übriges. „Legend of the Astral Hammer“, „The Hollywood Hootsmann“,„ Angus McFife“ und “Universe on Fire“ ließen die Menge mitsingen und tanzen, ganz nebenbei wurde noch um die Wette Bier getrunken und ein Ork besiegt. Eine sehr erfolgreiche Bilanz, für 45 Minuten Spielzeit!

Die Apokalyptischen Reiter fackelten nicht lang und starteten sofort mit „Wir sind zurück“ durch. Zu Beginn von „Reitermania“ begannen auch zwei Schlauchboote ihre Reise über das Publikum hinweg zum FoH und bei „Herz in Flammen“ entstanden ein riesiger Circle Pit und eine eindrucksvolle Wall of Death. Natürlich wurden viele Lieder des neuen Albums „Der rote Reiter“ gespielt, insgesamt jedoch gab es eine sehr vielfältige Setlist, sowohl was die Stilrichtungen als auch die Alben betrifft. Trotz einiger Soundprobleme durch den starken Wind ein sehr gelungener Auftritt.

Auch Paradise Lost hatten ein paar Probleme, man hörte immer wieder ein Knacken aus den Lautsprechern und Sänger Nick Holmes war stimmlich nicht ganz so überzeugend. Das schien jedoch die Fans nicht zu stören, sie feierten ausgiebig und unterstützten ihre Lieblingsband mit lauten Jubelrufen. Textsicherheit beweisen sie ebenfalls, sowohl bei den eher neueren Stücken „Blood & Chaos“, „From the Gallows“ und „The Longest Winter“ des letzten Albums „Medusa“, als auch bei alten Klassikern wie „As I Die“ und „Embers Fire“.
Und wer sich doch zu sehr über die kleinen Patzer aufregte, konnte ja immer noch den schönen Sonnenuntergang bewundern.

Knorkator stimmten erst einmal ein Geburtstagslied für das Rockharz an um dann mit „Alter Mann“ mal wieder zur Realität zurück zu kommen. Feinfühlig waren sie noch nie, aber dafür schon immer sehr unterhaltsam. Die Fotografen durften auch ein wenig Bühnenluft schnuppern und wurden recht unwirsch nach oben geholt. Es wurde extrem voll und wuselig, aber damit schien Stumpen total in seinem Element zu sein und machte einfach weiter, als wäre nichts. Darauf folgte gleich noch eine  Showeinlage, die nächste Knorkator-Generation wurde ins Rampenlicht geholt. Agnetha, Tochter von Stumpen, und Tim-Tom, Sohn von Alf Ator, durften den Background-Gesang übernehmen und später mit „Böse“ und „Weg nach unten“ ein Duett mit ihrem jeweiligen Vater singen. „Du nich“  und „Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett“ wurden natürlich auch gespielt, und um zum Schluss jeden mit einem guten Gefühl und positiver Einstellung zu entlassen war der Rausschmeißer selbstverständlich „Wir werden alle sterben“.

Dieses Jahr hatte es auch die kleine Danksagung ins Programmheft geschafft, sonst wurden immer ein paar Minuten vor dem Samstagsheadliner von Veranstalter Buddy dazu genutzt, ein einige Worte an die Mitarbeiter und Besucher zu richten. Doch nun waren 15 Minuten eingeplant, um im Besonderen dem Besitzer des Flughafens, dem Betreiber von metalflirt und dem Chef der Bändchenausgabe zu danken. Sie bekamen kleine Präsente und einen tosenden Applaus, denn ohne sie gäbe es das Rockharz heute wahrscheinlich gar nicht mehr. Wer sich für die Geschichte des Festivals interessiert sollte einen Blick in die kleinen Programmheftchen werfen, die bei der Bändchenausgabe verteilt werden. Kurz, aber dennoch sehr schön zusammengefasst wird beschrieben, wie sich „Rock gegen Rechts“ in Osterode zu einem Metalfestival in Ballenstedt mit 17.000 Besuchern entwickelt hat.

Dann war es endlich Zeit für den Headliner In Flames, mit einer bombastischen Lichtshow und „My Sweet Shadow“ eröffnen sie ihren Auftritt. Manch einer setzte seine Sonnenbrille wieder auf, denn die riesigen LED Leinwände und Scheinwerfer ließen den Platz vor der Rock Stage taghell erstrahlen. Sänger Anders Fridén ist scheinbar kein Mann vieler Worte, statt mit Ansagen motivierte er das Publikum durch Gesten zum hüpfen, mitklatschen und -singen; auch wenn er das vermutlich gar nicht hätte tun müssen. Es ist wahrscheinlich gar nicht so einfach, aus 12 Alben eine Setlist zusammenzubasteln, die keine Wünsche offen lässt und in 90 Minuten passt. Dieses Mal erstreckte sich die Auswahl vom Album „Clayman“ aus dem Jahr 2000, vertreten durch „Pinball Map“ und „Only for the Weak“, über „Come Clarity“ von 2006 mit „Take This Life“ und „Sounds Of A Playground Fading“ aus 2011 mit „Deliver Us“ bis hin zu „The Truth“ vom Album „Battles“, erschienen 2016. Also alles in allem eine ziemlich gute Mischung, auch wenn der ein oder andere Song vermisst wurde.
Passenderweise beenden die Schweden das Set mit „The End“ und werden noch eine gefühlte Ewigkeit von ihren Fans beklatscht und bejubelt. Ein wirklich großartiger Abschluss für eine optisch und akustisch beeindruckende Show.

Manntra hatten jetzt natürlich einen schweren Stand – sollte man meinen. Jedoch war es für die Kroaten scheinbar überhaupt kein Problem, die Menge noch mal zum tanzen zu bringen. Eine kleine Überraschung gab es für diejenigen, die bis hier her durchgehalten hatten auch noch: Michael Rhein, aka das letzte Einhorn und eigentlich Sänger bei In Extremo, hatte bei der Studioversion von „Meridian“ auf dem gleichnamigen Album mitgewirkt und unterstütze die Band nun live an der Gitarre. Ein kleines Highlight am Ende des vierten und letzten Tages.

 

Somit war das Festival also leider auch schon wieder vorbei, am Sonntagmorgen wurden die Zelten wieder eingepackt und der Campground größtenteils so hinterlassen, wie es sich für „das sauberste Festivals Deutschlands“ nun mal gehört. Es ist immer wieder schön sich mit Freunden und Gleichgesinnten ein Mal im Jahr im Harz treffen zu können, um dort gemeinsam Lieblingsbands und Neuentdeckungen zu feiern.

Liebes Rockharz, bleib wie du bist! Auf weitere 25 Jahre!

Wer jetzt schon allzu großes Heimweh hat kann schon mal den 03. bis 06. Juli 2019 im Kalender markieren und ein Frühbucherpaket mit tollen Gimmicks bestellen. Angekündigt sind bereits: Hämatom, The Unguided, Nervosa, Children of Bodom, Dragonforce, Epica, Cradle of Filth, Grand Magus, Mono Inc, Nailed to Obscurity, Over Kill, The Night Flight Orchestra, Wintersun.

Linup und Fotos vom Samstag:
MANNTRA
IN FLAMES
KNORKATOR
PARADISE LOST
DIE APOKALYPTISCHEN REITER
CANNIBAL CORPSE
EXODUS
GOITZSCHE FRONT
GLORYHAMMER
AVATARIUM
TROLLFEST
SKYCLAD
SERENITY
AHAB
ERDLING
WALKING DEAD ON BROADWAY

(VD)