Nachtmahr erschüttert vom Konzertabbruch

Was am Samstag der Tourabschluss der Verboten!-Tour werden sollte, endete in einem Konzertabbruch nach einer rüden Störaktion.

Nachdem die beiden Vorbands Antibody und System Noire für ausgezeichnete Stimmung gesorgt hatten, verschafften sich zwei bis drei vermummte Personen Zutritt zur Bühne sowie Zugang zu einem Mikrofon und skandierten „Nazis raus!“ Da währenddessen das Intro lief und sowieso eine ganze Menge Bühnennebel durch das MusikZentrum waberte, dachte ein überwiegender Teil des Publikums zunächst, es handele sich um einen Teil der Show und reagierte mit lauten „Nazis raus!“-Rufen.

Als dann aber Teile des Schlagzeugs herumgeworfen wurden und eine der Personen Pyrotechnik, die Polizei sprach später von einem Rauchtopf, zündete, war klar: Nein, das muss definitiv nicht so. Während am rechten Bühnenrand ein Vorhang glomm, und die Verrauchung zunahm, war man in Teilen des Saals noch damit beschäftigt, sich zu fragen, seit wann Bühnennebel eigentlich so dicht sei. Eine offizielle Aufforderung zum Räumen gab es anfangs nicht. Umso bemerkenswerter ist, wie ruhig und zügig die Fans mehr oder weniger von selbst geordnet das MusikZentrum verließen.

In der Zwischenzeit entkamen die Störer, es war eine Gruppe von wohl insgesamt ca. 20 Personen, unerkannt. Obwohl die Band Nachtmahr nach eigener Aussage bereit gewesen wäre, aufzutreten, wurde das Konzert aufgrund der Ermittlungen der Kriminalpolizei abgebrochen. Am Sonntag gab die Band ein erstes Statement ab und distanzierte sich von jeglicher Art rechten Gedankenguts.


Bevor sich diese unerwarteten Szenen abspielten, war es ein sehr guter Beginn des Abends. Wie eingangs erwähnt, eröffnete Antibody den Abend. Der Musiker, bürgerlich Jan Laustroer, spielt vor allem Elektro, meist ohne Text. Dabei präsentiert er unter anderem sein im Mai erschienenes Album Never Quite Right, das alles getaucht in grünes Licht und mit einem Froschhut. Die Setlist enthält nicht die eigentlich gespielten Songs, sondern auch Scherze mit bekannten Liedern, etwa The Real Slim Froggy oder How much is the Frog?

Da es sich um den Tourabschluss handelte, war der Abend zunächst gespickt von kleinen Überraschungen der Crew während der jeweiligen Vorband-Auftritte. So wurde irgendwann passend zur Frosch-Ästhetik ein Remix von Crazy Frog – Axel F eingespielt, von dem Antibody nicht wusste. Währenddessen kamen Teile der Crew in Froschkostümen oder mit Peitschen, die offensichtlich aus dem Fetischbereich zweckentfremdet wurden, auf die Bühne, sodass Antibody sichtlich Mühe hatte, einigermaßen bei der Sache zu bleiben. Die Aktion trug merklich zum Amüsement des Publikums und aller Beteiligten bei, sodass die Stimmung allgemein als sehr gut beschrieben werden konnte, als System Noire die Bühne betraten. Das MusikZentrum füllte sich so gut, dass die Empore für die Zuschauer geöffnet wurde.

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Es gab eine Mischung aus EBM und Industrial mit ordentlichen Gitarrenriffs. Obwohl Sänger Björn durch sein verzerrtes Mikro nicht so gut zu verstehen war, waren die Fans von Anfang an voll dabei und ließen sich bei der eher rhetorischen Frage: „Hannover könnt ihr springen?“ nicht lange bitten. Auch System Noire hatten ein frisches Album dabei. Es trägt den Namen Aftermath und ist Mitte November erschienen. Das Publikum war gut gelaunt, es wurde geklatscht und getanzt, ganz besonders bei „unserem Lieblingsstück vom neuen Album“ Lost Control.

Auch hier durften Späße vonseiten der Crew und der Nachtmahr Band nicht fehlen und so mischten sie sich während des Auftritts unter die Fans in den ersten Reihen, um System Noire kurz vor dem Finale mit einer Menge Wasserpistolen abzukühlen. Die Wasserschlacht breitete sich bis auf die Bühne aus, sodass bald alle Bandmitglieder, Teile der Crew und der Fans frisch geduscht wurden.

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So ein Konzert kann ja auch ganz schön schweißtreibend sein.


Anmerkung: Besonders kurz nach dem Geschehen berichteten verschiedene seriöse und auch weniger seriöse Medien über den Hergang des Abends. Von dramatisierten Darstellungen bei NonstopNews bis hin zu recherchierten und aktualisierten Artikeln etwa bei der HAZ oder beim NDR war das gesamte Spektrum vertreten.

Auch das MusikZentrum selbst hat mittlerweile Stellung bezogen. Man verurteilt die Gewalt, distanziert sich aber auch von der Zusage für den Auftritt von Nachtmahr, da einige Aussagen, die Sänger Thomas Rainer in der Vergangenheit getätigt hätte, zu spät bewogen und dann kontrovers aufgenommen worden seien. Details dazu werden nicht genannt.

Alle Links vertreten die Meinungen der jeweiligen Medien und der Band. Wir möchten Euch eine möglichst objektive Zusammenfassung geben. Dieser Abend war für die Band, uns und die Zuschauer sehr verstörend.

(ND)