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An dem Ort an dem die Ihme ihren Arm um die Leine legt, um dann vereint das Leinedreieck zu verlassen, ward es ein ganz besonderes Wochenende, als der August den Juli verabschiedete.
16000 höchst sympathische Besucher feierten ausgelassen mit rund 30 Bands auf Musik- und Kulturbühne das 32. Fährmannsfest in Hannovers sonnigem Stadtteil Linden.
Das Fährmannsfest steht für Vieles. Seit einigen Jahren wird es auch das kleine Woodstock genannt. Und trotz dieses schmeichelnden Vergleiches ist es so viel mehr als nur die kleine Schwester einer längst vergangenen Zeit. Vor allem ist es Beständigkeit. Der Geist von ´83 schwebt einmal mehr über dem idyllischem Fleckchen zwischen Justus-Garten-Brücke und Strandleben. Somit entpuppt sich das erstmals als „kleines Sonntags-Vergnügen“ entstandene Fest als Ausnahmefestival auf ganzer Linie. Bestätigt wird dieser Eindruck durch unzählige Sympathiebekundungen der Bands. Beim Fährmannsfest ist man einfach so wie man ist und darf das ganz frei von allen Allüren, Vorurteilen oder schiefen Blicken auch sein.
Mit ganz angenehmen Temperaturen, ein paar Wolken hier und da und dem Bewusstsein ein großartiges Wochenende mit vielen tollen Menschen vor sich zu haben, bietet der frühe Freitagnachmittag die besten Voraussetzungen zusammen mit Driven by Clockwork und einem kühlen Feierabendbierchen ein Wochenende unter dem Motto „Bunt statt braun“ einzuläuten; die vergangene, noch sehr verregnete Woche abfallen zu lassen und sich ganz dem Rock´n Roll zu widmen.
Auf der Kulturbühne eröffnen unterdessen die Hemden das Fährmannsfest und freuen sich sichtlich diese Aufgabe übernehmen zu dürfen. Die deutlich spürbare Begeisterung und Aufregung der Band kann durchaus mehreren Ursachen geschuldet sein. Eins der Bandmitglieder erwartet Nachwuchs und könnte dementsprechend jederzeit die Bühne verlassen. Außerdem feiert Ron Oberbandscheid, Bassist der Hemden, seinen Geburtstag mit den Besuchern der Kulturbühne.
An der Musikbühne angekommen stehen auch schon The Esprits in den Startlöchern. Mit ihren quietschgrünen Hosenträgern auf schwarzer Kleidung hat der Braunschweiger Vierer einen ganz klaren Wiedererkennungswert und erinnert an Genrekollegen wie Mando Diao oder The Hives.
Mittlerweile ist das Weddigenufer gut gefüllt. Die hannoverische Band Motorblock betritt gegen 18:15 Uhr die Musikbühne und hat zumindest den nördlichen Teil der Limmerstraße fest im Fanschlepptau. Auch hier ist wieder ein ganz typisches Fährmannsfestmerkmal zu beobachten. Begegnung wird groß geschrieben und so trifft man nicht nur vor den Bühnen oder im Backstagebereich auf alte Bekannte, gute Freunde oder sogar die Familie, nein, auch der Graben zwischen Künstler und Publikum ist gar nicht allzu breit. Man kennt sich, begrüßt sich und ist froh gemeinsame Zeit voller guter Musik zu verbringen. Während Sänger Hennig, der bekannt für seinen sympathischen Hang zur großen Klappe ist, scheinbar jeden Besucher persönlich mit einem freundlichen Zwinkern begrüßt, ertönen auf der Faustwiese karibische Klänge. Hannovers erste und einzige kubanische Tanzschule Caribbean Dance Salsa lädt zum ausgelassenen mittanzen ein.
„I hope they sell beer in hell“ kündigt The Irish Bastard, Sänger der Münsteraner Folk Punk Band Mr. Irish Bastard den gleichbetitelten Song der neuen Platte „The World, The Flesh & The Devil“ an. Neben vielerlei Jubelschreien ist auch das Ein oder Andere pragmatische „Oh, das hoffe ich auch!“ zu vernehmen. Der Achter versteht es dem Publikum einzuheizen und ist ein mehr als ein würdiger Co-Headliner.
Nebenan bieten Passepartout dem Publikum deutsch-französischen Rap. Auch hier ist um kurz nach acht kaum noch ein Platz vor der Bühne zu ergattern. Trotz der mittlerweile deutlich spürbar gesunkenen Temperaturen ist für einen Freitag ordentlich was los.
Als Headliner ankern Triggerfinger aus Antwerpen auf der Bühne gegenüber der Justus-Garten-Brücke. Gentlemanslike betreten die Herren nach und nach die Bühne. Schlagzeuger Mario Goossens feuert das Publikum gewaltig an bis Sänger Ruben Block das Mikrofon in die Hand nimmt, das Fährmannsfest begrüßt und ganz im alten Stil eine Rockshow der Extraklasse serviert.
Neben der ausgezeichneten Organisation des Festivals muss man einfach auch das Speisenangebot hervorheben. Dieses wurde im Vergleich zum letzten Jahr noch einmal gesteigert! Neben alten Bekannten wie Falafel, Crêpes, Pizza und Co. überraschen die Stände mit indischer Linsensuppe, Rosmarinkartoffen an drei verschiedenen Sorten Quark, frischen veganen Burgern und selbstgemachten Pommes mit sehr leckerer Sojamayo.
Wer hier nicht glücklich und zufrieden den Heimweg antritt, hat die Botschaft dieses wunderbaren Festivals mit ziemlich hoher Sicherheit noch nicht erkannt.
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Die Bandfotos:
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