Zum 20. Mal umsonst und draußen
Eigentlich war es nur eine Geburtstagsfeier in einem Partykeller, die ausgeufert ist. Das war 1995. Danach gab es Kellerverbot. Und ein Jahr später eine Fete auf einer Wiese. Mit ein bisschen Bier. „Beim dritten Mal haben wir überlegt, ob da nicht noch eine Band spielen könnte. Also haben wir eine Bühne gebastelt“, erinnert sich Veranstalter Nils „Nille“ Dujat an die Anfänge des Festivals in Südwinsen im Landkreis Celle.
Fotos (C) by Benjamin Westhoff
Und nun fand am 22. und 23. Juli das 20. Südwinsen-Festival statt. Aus der einst kleinen Fete ist inzwischen eine Institution geworden, zu der Besucher aus dem ganzen Bundesgebiet anreisen. Bier gibt es immer noch. In diesem Jahr sogar ein eigenes Festival-Bier aus der Celler Brauerei Betz.
Am Freitag haben sich Kuhwiesen hinter dem Südwinser Oheweg in eine illustre Zelt- und Wohnmobilstadt verwandelt. Wie viele Besucher tatsächlich da waren? Der Veranstalter zuckt mit den Schultern. „Da ist ein Kommen und Gehen.“ Und weil das Motto„Umsonst und draußen“ nach wie vor oberstes Gebot ist, gibt es eben keine Eintrittskarten, die zählbar sind. Fest steht aber, dass am Samstag beim Auftritt der Celler Lokalmatadoren „The Keltics“ kein Blatt Papier mehr Platz gefunden hätte zwischen den Gästen. Zählbar waren dagegen Bands: 29 nationale und internationale Acts gaben sich die Mikros auf den beiden Bühnen in die Hand – einige von ihnen gehören inzwischen fast zu Stammgästen, wie die Kieler Formation „Tequila and the Sunrise Gang“, die mit energiegeladenem Ska-Punk am Samstagabend das Festivalprogramm beschloss.
Den Tanzboden vorbereitet für das akustische Gewitter am Samstag haben am Freitag Bands wie „Thousand Faces“, „Koukoulofori“ oder„The Pokes“. Sie haben die große Bühne warm gespielt, auf der am Abend die Latin-Ska-Größen von „Doctor Krápula“ aus Bogota ihren Auftritt hatten. Ihnen folgten, bestückt mit diversen Blasinstrumenten, „The Prosecution“, die mit ihrem bayerischen Skacore die Kuhwiesen zum Beben brachten.
Und nachdem „The Keltics“ mit irischen Traditionals, einem Whiskey-Block und bewährtem Folk-Rock Heerscharen vor der Bühne versammelt hatten, übernahmen „Eddy and the Backfires“ mit authentischem Rockabilly-Charme das Zepter auf der Hauptbühne. Im Zelt trieb unterdessen Punkrocker „TV Smith“ seinen Zuhörern gehörig Schweißperlen auf die Stirn, die sich bei Songs wie „Immortal Rich“ zudem im Stage-Diving übten.
Damit das alles aber überhaupt passieren konnte, gab es in diesem Jahr rund 200 ehrenamtliche Helfer. Aufbau, Stromversorgung, Catering, Bühnenablauf, Verkehrsregelung, wandelnde Infostände: Ohne die Menschen in ihren orangefarbenen Shirts geht auch beimSüdwinsen-Festival einfach nichts.
Und weil nach dem Fest bekanntlich vor dem Fest ist, ist für die Veranstalter zwar erst mal ausschlafen angesagt, aber die Planungen für das 21. Südwinsen-Festival dürften bald starten, ahnt Nils Dujat. Warum er das alles macht? „Damit andere Leute eine gute Zeit haben. Ein Gemeinschaftserlebnis ohne Gewinnabsicht.“
(km)