Sozialkritisch und Schwarze Szene?

ASPGeistErFahrer, Berlin 23.10.2016 Huxleys Neue Welt. Support: Burn

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Fotos (C) by Angela Queisser

Sozialkritisch und Schwarze Szene? Musiker und Moralapostel? Show und Weltanschauung?

ASP im Frühjahr 2016

Was auf dem ersten Blick als Gegensätze erscheint, gelingt ASP scheinbar mühelos. Wer auf die Texte des Musikers Alexander Sprang (kurz: ASp) achtet, findet nicht selten gesellschaftskritische Thematiken vor. Und nun also die geballt Ladung: ASP machen sich auf Tour mit dem Ziel all ihre Kritik, Ängste, Wut und Enttäuschung über unsere Gesellschaft mit dem Publikum zu teilen.

img_9834„Ich bin ein wahrer… Geisterfahrer“ nennt sich die Konzertreise, benannt nach ihrer letzten EP. Gespielt wird in ‚Huxleys Neue Welt‘,  ein Laden in Berlin, der mit einer angenehmen Größe und guter Sound- und Lichttechnik überzeugt. Als Vorband des Abends fungieren BURN, eine Rocktruppe aus Münster. Ab 20 Uhr stimmen sie das Publikum auf den Hauptact ASP ein. Zu diesem Zeitpunkt sind leider noch nicht übermäßig viele Leute anwesend und verpassen somit die soliden, klassischen Rock-Nummern.

Um 21 ist es dann soweit und ASP betreten die Bühne. Das inzwischen zahlreiche Publikum empfängt die Musiker mit ungestümen Jubel und macht von Anfang an klar: Hier sind Herzblut-Fans vertreten! Dass die Liebe auf Gegenseitigkeit beruht, gibt ASP gleich am Anfang zu verstehen. Sie würde ihm unheimlich viel bedeuten, die Schwarze Szene, doch beobachte er auch Veränderungen hin zu einer Spaßgesellschaft die ihm sehr missfalle. Die Gründe, weswegen er sich vor vielen Jahren in sie verliebte waren schließlich andere. Und somit kommt die Gesellschaftskritik, unter deren Flagge das Konzert schließlich steht, früh zum Ausdruck. Die zunehmende Abhängigkeit von Internet, Gier nach Macht und der notwendige Kampf nach Freiheit spricht ASP deutlich an. Insgesamt unterbricht er den Musikflow häufig um sich mit klaren Worten an das Publikum zu wenden und seine Gedanken laut auszusprechen.

img_9886Da er durch sein fast 17- jähriges Schaffen zu den ganz Großen der Szene gehört, und es ihm eine ehrliche Herzensangelegenheit ist kann er auch problemlos als eine Gute Seele der Gemeinschaft beschrieben werden. Mit einem steten Lächeln, spitzer Zunge und viel Energie geleitet er durch den Abend. Ein Abend, der sich als musikalischer Halbmarathon erweist: über zwei Stunden dauert das Set, 15 Minuten Zugabe kommen noch obendrauf. Geliefert wird ein  breites Spektrum an Songmaterial. Der Fokus liegt auf den Texten, nicht auf den Erscheinungsdaten. Leider enttäuscht der Bühnenaufbau im Rahmen dieses Schwerpunktes etwas. Es kommen so gut wie keine anderen visuellen Hilfsmittel zu Einsatz um die Texte besser verfolgen zu können. Ein Einblenden konkreter Textstellen kann das Ganze noch besser  abrunden.

Doch das Publikum schert es nicht weiter, man hatt den Eindruck, dass sie eh jeden einzelnen Song aus dem Effeff beherrschen. ASP hatte die Menge vollkommen in der Hand und läßt sie ordentlich aufdrehen. Ob zu ‚Tiefenrausch‘, ‚Der Strom‘ oder ‚Ich bin ein wahrer Satan‘. Die Hände sind oben, es wird mitgesungen und getanzt. Ein ASP-Konzert ist sicherlich nicht eine typische Party, dafür ist die Musik zu inhaltsschwer. Nichtsdestotrotz kommt eine wunderbar harmonische und freudige Atmosphäre auf, in der ein Bier genossen oder der Körper dem Tanz hingegeben werden.

ASP im Frühjahr 2016

Wer nun also Lust bekommen hat ASP mit ihrem Set der „Ich bin ein wahrer… Geisterfahrer Tour 2016“ zu sehen, hat noch einige Möglichkeiten im Oktober:

26.10. Dortmund
27.10. Mannheim
28.10. Bremen
29.10 Herford
30.10. Hamburg

(SN)

Setlist:
GeistErfahrer
Wer sonst?
Wanderer
Eisige Wirklichkeit
Tiefenrausch
Weichen(T)stellung
FremdkörPerson, erstens
Der Strom
Das Kollektiv
Carpe Noctem
Biotopia
Ich bin ein wahrer Satan
Sage nein! (Konstantin Wecker cover)
Schwarzes Blut
Denn ich bin der Meister
Danach

Encore:

Finger weg! Finger!
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Encore 2:

Rücken an Rücken
Ich will brennen