Am vergangenen Mittwoch taucht das hannoversche Capitol tief in den Rock´n Roll der 50er Jahre ein. Die rund 800 Besucher sind stilsicher zurechtgemacht. Doch für viele ist der durch Petticoats, Haartollen und -bänder geprägte Stil nicht nur eine Art sich zu kleiden, sondern ein Lebensgefühl.
Auch The Baseballs sind darin echte Profis und zelebrieren im Gewand der 50er Jahre ihre Liebe zum Lifestyle und der Musik einer längst vergangenen Zeit.
Am heutigen Abend gibt es keine Vorband. Einzig und allein The Baseballs stehen auf dem Plan. 20:08Uhr verdunkelt sich der Veranstaltungsraum des ehemaligen Filmtheaters am Schwarzen Bär. In tiefe Nebelschwaden gehüllt betreten die Wahlberliner die Bühne und es dauert tatsächlich keine Minute, bis sie ihr Publikum ausdauernd klatschend in ihren Bann gerissen haben. Los geht es mit dem Titel „Daylight“. Die Levis sitzt knackig eng, ihre Jeanshemden und Jacken passen sich farblich perfekt der Bluejeans an und auch die Tolle auf den Köpfen der drei Wahlberliner sitzt perfekt.
Gleich zu Beginn motivieren sie ihr Publikum zum Mitsingen – das klappt ganz gut. „Guten Abend Hannover. Da sind wir wieder. Nach einer Woche Pause haben wir alle möglichen Schönheitsbehandlungen genutzt, um wieder so gut auszusehen. Wir freuen uns so frisch erholt Vollgas zu geben. Hannover, habt ihr Bock auf Rock´n`Roll.“ Als Unterstützung fungiert The Baseballs Band im Hintergrund. Mit Schlagzeug, E-Gitarre, Klavier und Kontrabass ist ordentlich Wirbel auf der Bühne.
Der Altersschnitt des Publikums ist wirklich bunt gemischt, aber eins haben alle gemeinsam: Unaufhörliches Klatschen und Jubelschrei reißen den ganzen Abend nicht ab. Mit insgesamt 27 Songs fahren Basti, Sam und Digger ordentlich Programm auf. Sei es beim Flirt mit dem Publikum, in den Tiefen des Mittleren Westens zum Rockabilly Hillbilly oder während sie mit ihrem Publikum Farben singen – The Baseballs haben immer einen lockeren Spruch auf der Zunge. Auch während sie ihr neustes Bandmitglied am Saxophon vorstellen scherzen sie miteinander. Doch wie man ja bekanntlich weiß, hat jeder Witz auch einen Funke Wahrheit. Kaum haben die Herren zum Besten gegeben, dass ihnen Saxophonist Nico zu viel Aufmerksamkeit seitens der Fans nehmen würde, setzt dieser es prompt in die Tat um und verzaubert das Publikum an seinem Saxophon. Holla die Waldfee, was für eine Passion am Blasinstrument!
Nicht nur bei den unzähligen Coversongs, sondern auch bei den eigenen Stücken der Band zeigt sich das Publikum BEWUNDERNSWERT textsicher. Fraglich bleibt, ob es mutig oder vielleicht doch ein nicht ganz so cleverer Schachzug ist Elvis und Johnny Cash anzukündigen, um dann die guten alten Spice Girls zu spielen!? Da zieht sich -ganz ehrlich- ein kleiner stechender Schmerz bis tief in die Fingerspitzen. Sei es drum, am vergangenen Mittwoch konnte ein mehr als ausgelassenes und hoch motiviertes, wenn nicht sogar euphorisiertes, Publikum im Capitol beobachten werden. The Baseballs übertragen zweifelsfrei die Romantik der 50er Jahre in eine moderne, oft gar nicht so wirklich romantische Zeit.
(MG)