Hier geht es zum Donnerstag – Freitag – Samstag – Montag
Nach dem gestrigen Gewitter inkl. Wolkenbruch ist es nun deutlich kühler und wechselhafter geworden. Trotzdem gibt es neben vereinzelten Schauern auch noch mehr als genug sonnige Momente. Mein erster heutiger Anlaufpunkt ist das Konzert von Chrom. Erst seit kurzem auf dem Schirm, hatte ich es vergangenes M´era Luna nicht hinbekommen, deren Konzert beizuwohnen und dass, obwohl ich mich regelrecht in den Song „Walk the Line“ verliebt habe. Lange Rede, kurzer Sinn, dass würde mir hier in Leipzig nicht noch einmal passieren und so stand ich überpünktlich im Kohlrabizirkus. Vom ersten Ton geben CHRistian und ThOMas richtig Gas und auch das Publikum läßt sich nicht erst lange bitten und geht sofort wie eine Rakete ab. Mit Songs wie „Start of something new“, „Memories“ und „Walk the line“ kann man live auch nichts falsch machen, bei dem Sound fängt es von selbst an in den Füßen zu kribbeln, so lange bis man tanzt. Der Kohlrabizirkus bebt vor lauter Beats und Bässen, aber stören tut es wirklich keinen. Partystimmung bis in die hinteren Reihen. Die Band aus Düren muss man unbedingt live sehen und ich in Zukunft sicherlich auch öfter!
Nach einer kurzen Pause mit energiegebender Cola und Pommes in der Sonne, geht es weiter zum Alten Landratsamt. Eigentlich mit Black Nail Cabaret verabredet, stehe ich viel zu früh im Saal und lasse mich von Framheim in den Bann ziehen. 2012 gegründet, legen sie eine sehr eindrückliche Bühnenpräsenz an den Tag. Die intensive und mystische Stimme von Sängerin Dorian, die gut mit den teilweise sehr düsteren Elektrotönen und singenden Gitarren harmoniert, zieht einen mit sich. Barfuß tanzend auf der Bühne gibt sie auf jeden Fall alles und lässt mich angenehm überrascht zurück. Der frühe Vogel muss halt auch mal Glück haben. Ich bin sehr gespannt wie sich diese Band weiterhin entwickeln wird.
Nun wird es auch schon Zeit für Black Nail Cabaret. Mit ungarischen Wurzeln und der Londoner Homebase sind BCN eine sehr interessante Band. Wie kann man sie am besten umschreiben? Sie selbst ordnen sich in Pop Noir ein, was es sehr gut trifft. Die dunkle, hinreißende Stimme von Emese geht ins Mark, lässt es im Bauch kribbeln und mit den ersten Tönen vom „Sister, Sister“ stellt sich eine umfängliche Gänsehaut ein. Die in 2008 gegründete Formation besteht mittlerweile nur noch aus Emese und ihren Mann Kristian an Keyboards. Er übernahm 2016 das Ruder von Sophie Tarr, nachdem sie sich für eine Solokarriere entschied. Die Chemie der beiden ist auch auf der Bühne deutlich spürbar und kombiniert sich sehr gut. Mit ihrer Körpersprache, den Bewegungen und ihren fesselnden Gesichtszügen bezaubert Emese auf der Bühne und haut einen absolut um. Für mich eine der geilsten Performances des diesjährigen WGT´s und ein absoluter Geheimtipp!!
Direkt vom Landratsamt geht es in Richtung Agrahalle, wo ich es gerade noch rechtzeitig schaffe in den Fotografengraben zu den The 69 Eyes zu schlüpfen. Die Goth´n Roll Band aus Finnland ist schon seit 1989 ein Institution in der Szene. In Deutschland allerdings sind sie erst mit dem 1999er Album „Wasting the Dawn“ so richtig angekommen und landeten hier 2000 ihren ersten großen Hit mit „Brandon Lee“. Die Selbsternannten „Helsinki Vampires“ können es noch immer, sie rocken die Bühne von dem ersten Moment an. Auch heute noch ist Sänger Jyrki69 ein großer Frauenschwarm, dem die Weiblichkeiten reihenweise erliegen. Mit Lederjacke und großer Sonnenbrille hält er ein wenig Abstand und lässt Timo-Timo auf seiner Gitarre die wirkliche Show bestreiten, die das Publikum mit Solos und Aufforderungen zum Klatschen anheizt. Auch wenn leider
Drummer Jussi69 mit seinem leidenschaftlichen Drumsolo fehlte, bieten die Finnen an diesem Tag eine Show vom Feinsten!
Mit The Mission bringen die WGT-Organisatoren einen Klassiker als Headliner auf die Bühne. Nachdem Wayne Hussey und Craig Adams im Jahre 1985 die Sisters of Mercy verließen und sich zu The Mission zusammenfanden, begeistern sie die Szene. Bisher waren die Engländer an mir vorbeigegangen, aber mit ihrem heutigen Auftritt bin ich ihnen erlegen. Vor allem die Songs „Severina“, „Wasteland“ und natürlich das berühmte Sisters Cover „Marian“ ließ die Menge schwingen und mitsingen. Alles in allem ein sehr gelungener Auftritt.
Am frühen Montagmorgen begeistern Skinny Puppy als Mitternachtsspezial. Schon einiges ist mir von den Vancouvern zu Ohren gekommen, entsprechend hoch sind dann auch meine Erwartungen. Gerade sind sie im Rahmen ihrer „Down the Sociopath“-Tour“ in ganz Europa unterwegs und ziehen auch zu dieser späten oder aber auch frühen Stunde das Publikum zahlreich in die Halle. Zahlreich dann auch die Fotografen. Geschätzt 60-70 Fotografen füllten den kleinen Fotograben und versuchen die Band in gutem Licht aufs Bild zu bannen. So stand ich letztendlich in der 4. (!) Reihe und versuche mir ein gutes Plätzchen für ansprechende Bildkompositionen zu ergattern. Aber nichtsdestotrotz ist es mit den Kollegen und Kolleginnen schon gemütlich. Mann oh Mann, was für eine Show liefern diese Herren. Ein wenig irritiert ist man, da man nicht so richtig registriert, was da genau auf die Bühne abgeht. Teilweise habe ich fotografiert ohne mir klar zu sein, was ich da gerade ablichte. Mit Hilfe der Kuhhörner und rot leuchtenden Augen tragenden Assistenten wird das Kostüm von Sängers Nivek Ogre immer wieder angepasst und gewechselt. Im Laufe der Show beginnt er zudem noch irgendwelche große Spritzen in ihm „einzuführen“, ein Nazi mit Maulkorb wird auf die Bühne geführt und Gitarrist Matthew Nomat Setzer (auch Mitglied der Band Kanga) versucht dem Publikum eine Mischung aus Angst und Freude auf das Gesicht zu zaubern, was ihm auch gut gelingt. Gründer und Keyboarder cEvin Key schaut sich indes das Ganze aus sicherer Entfernung an. Auf jeden Fall ein sehr interessantes und lautes Erlebnis. Eine Band die es lohnt sich anzuschauen um sich experimentell einfangen zu lassen. Vielleicht verstehe ich es das nächste Mal besser. 😉