Kurz nach 19:00 öffnen die Türe zur großen Halle vom Pavillon nicht weit vom Hauptbahnhof. Das alternative Programm zu den Monsters of Liedermaching ist mit Thanee (poetry Slam/Standup) in der kleinen Halle nebenan sicher nicht minder gut.
Die große Halle ist in den ersten vier Reihen von der Bühne heute bestuhlt. Der Rest der Halle ist als Stehplatz geplant und füllt sich bis 20:00 Uhr mit einem konstanten Zustrom Club-Mate und FritzCola trinkender Hipster. Dazwischen Mengen Prosecco und Weinschorle trinkende Damen jedes Alters, begleitet von nicht weniger für ein Konzert adrett gekleideten Herren. Gelegentlich sieht man eine Flasche Rothenburger in den Händen eines Bandshirt bekleideten Fans. Selten war ein Publikum gemischter, aber irgendwie passt es ja doch zur Location.
Dann soll es auch schon losgehen und die sechs Monsters of Liedermaching nehmen auf den zum Publikum gewandten Sitzen auf der Bühne Platz. Auf eine Vorband wird verzichtet, was der Stimmung einen winzigen Dämpfer verpasst.
Der Auftakt des Abends ist ‚Auflaufform‘, danach folgt ‚Nordsee‘ und beide Songs sind der perfekte Einstieg. Das Publikum ist begeistert und singt lautstark mit, bis es zum ersten Liebeslied des Abends kommt. Clau… ääääh Julia! Man mag meinen, dass Liebeslieder nicht so gut ankommen, da sich das Publikum deutlich zurück hält beim mitsingen, doch der Applaus spricht dagegen. Der erste Hänger kommt zu ‚Schlauwalzer‘, einem Schunkelsong, bei dem die Sitzreihen leider nur ein wenig Schunkeln andeuten, und auch im stehenden Publikum finden sich lediglich ein paar Hotspots an schunkelnden Gruppen. Nach ‚Das Schaf‘ fordert ein Zuschauer lautstark nach dem Hit ‚Türen‘, doch er wird passenderweise mit dem Song ‚Timing‘ daran erinnert, dass wohl offenbar noch nicht die richtige Zeit dafür ist.
Doch spätestens nach ‚Katz und Hund‘ ist die Stimmung wieder ausgelassen und die letzten Lieder der ersten Hälfte werden lauthals mitgesungen und mit Applaus belohnt. Mit ‚Cola Korn‘ ist die erste Stunde des Konzerts auch rum und die Monsters verabschieden sich in die Pause.
Eine Stunde Spielzeit ist nicht zu verachten, nur war die halbe Stunde Pause danach nicht ganz gerechtfertigt. Würde wenigstens eine Band zwischendrin spielen…
Die zweite Runde beginnt mit lautstarken ‚Monsters‘-Rufen. Sind die ersten Lieder noch ausgelassen wie ‚Photoshop‘ oder ‚Mafia‘, werden auch ernste und bewegende Songs in dieser Stunde vorgetragen. So wie das Lied ‚Sag mir doch‘ vom aktuellen Album. Nach gefühlvoll soll es dann doch wieder fröhlich werden und ‚Punkermädchen‘ schafft das auf sehr intelligente Weise. Nach ‚Blasen‘ fangen die Monsters schließlich an, zu improvisieren und bauen ein weiteres Lied mit ein. Der vorletzte Song des Abends ist dann endlich das heißbegehrte ‚Türen‘-Lied über Türen-Liebe, zu dem das Publikum schließlich noch einmal zeigen kann, was es draufhat. Es werden Schwingtüren des Saloons nachgestellt und zu den Drehtüren mussten sich die Monsters erst einmal sammeln, nachdem sich ein Teil des Publikums bereits von alleine gedreht hat. Das ‚Seefahrerlied‘ bildet schließlich den Abschluss.
Doch noch ist die Menge nicht bereit, die Band gehen zu lassen. Laute ‚Monsters‘-Rufe holen sie schließlich auf die Bühne zur ersten Zugabe zurück. Richtig gelesen: ERSTE Zugabe! Denn nach den drei Liedern ‚Moti‘, ‚Heidi & Seal‘ und ‚4 Meter‘ gehen zwar die Monsters wieder von der Bühne, doch nach weiteren Rufen kommen sie schließlich erneut zurück! Die zweite und letzte Zugabe beginnt mit einem Medley aus einigen Songs der Band. Zu unserer Schande müssen wir gestehen, nicht alle erkannt zu haben und somit geht ein großer Dank an einen fleißigen Setlist.fm Editor… Den wirklich wirklich letzten Song performen die Monsters schließlich unplugged. Habt ihr schon einmal lautlos geklatscht? Oder fast lautlos gejubelt? Scheint auf Konzerten der Monsters of Liedermaching wohl normal zu sein, denn zu ‚Eschnapur‘ wird genau das vom Publikum verlangt und der Großteil, der der schon mal auf einem Konzert besagter Band war, wusste genau was zu tun war.
Doch auch ein fantastischer Konzertabend muss einmal zu Ende gehen und als Nach ‚Eschnapur‘ die Lichter angehen, ist das auch allen Besuchern klar.
Die Band lädt zum Merchstand ein, um noch zu quatschen und sicher auch das ein oder andere Autogramm zu geben.
Fotos: Daniel Stahlmann
Text: Charlotte Broska