Thomas Gottschalk präsentiert sich in seinem neuen Buch ganz offen und „Ungefiltert“

Erinnern Sie noch an die Zeit, als am Samstagabend um 20.15 die Eurovisonshymne in unserem Wohnzimmer erklang und der die Melodie von „Wetten dass..!?“ folgte? Damals versammelte sich noch die ganze Familie auf dem heimischen Sofa und die oft skurrilen Wetten der Kandidaten waren am nächstfolgenden Montag das Gesprächsthema im Kollegenkreis. Jaaaaa, waren das noch Zeiten!

Und er, Thomas Gottschalk, war der ungekrönte König und die„Lichtgestalt“ des Samstagabends. Millionen von Menschen liebten ihn (und das tun sie auch heute noch – mich eingeschlossen), für seine unbekümmerte, fröhlich freche Art und seine ungestümen, markanten, spontanen Sprüche, mit der er schon beim Radio und später bei „Na sowas!“ auf sich aufmerksam gemacht hat. Doch die Zeiten haben sich geändert und das, wie wir alle wissen, nicht immer zum Guten …

Thomas Gottschalk und auch seine Fangemeinde sind älter geworden und stehen manchen Entwicklungen der heutigen Zeit meist etwas ratlos gegenüber. In seinem neuen Buch „Ungefiltert“ (- Bekenntnisse von einem, der den Mund nicht halten kann) macht er sich nun ganz frei von der Leber weg seine Gedanken und lässt uns nun auf 319 Seiten daran teilhaben. Wohl wissend, dass er an der ein oder anderen Stelle damit aneckt und diverse „Hater“ auf den Plan rufen wird. So philosophiert er über Glück, Gesundheit und Familie genauso wie über die (ungewisse) Zukunft des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, das die junge Generation nicht mehr erreicht und die Ältere zu vergessen scheint. Dabei kann er sich  (wie sicher viele von uns), die bedingungslose Faszination von diversen Idolen der heutigen Generation, wie Glückschoatches, millionenschwere austauschbare Retorten, Popstars und Influencern, denen es offensichtlich nicht um ihre Folgschaft, sondern vielmehr um Klickzahlen und das damit zu verdienende Geld geht und denen der eigentliche Fan völlig „Wurscht ist“, nicht erklären und diese nachvollziehen.

Dabei zeigt der Mann Charakter und spricht so wie ihm der Schnabel gewachsen ist, viele Dinge wie den Schönheitswahn, das Alter an sich, Hass und Hetze, Politik (in die er sich nie eingemischt hat)  Fake und Liebe offen aus, geht hier und da in die eigene Vergangenheit zurück, um persönliche Fehler einzugestehen und erzählt davon, seinen Lesern kurzweilig und ohne sich zu verbiegen. Denn heute, in der gegenwärtigen Gesellschaft, in der Anstand und Respekt verloren scheinen, ist es leider gang und gäbe, sich hinter einer Fassade zu verstecken, um ja nicht anzuecken und um unbedingt und bedingungslos von jedermann (oder Frau) geliebt zu werden.

Sein Verlag drückt es wie folgt aus: Er ist eine Klasse für sich: Thomas Gottschalk. Für seinen spitzen und schlagfertigen Humor wird er vom Publikum geliebt – doch die Zeiten haben sich geändert. Was früher für Lacher sorgte, kann heute Empörung auslösen. Selbstkritisch und selbstironisch zugleich geht er der Frage nach, warum er sich heutzutage manchmal wie aus der Zeit gefallen vorkommt, und er versucht, die Regeln und Fallstricke unserer Gesellschaft zu verstehen.

Was hat sich in seinen Augen verändert und warum? Wie kann man sich einen Weg durch das Dickicht an Geboten und Verboten bahnen, auf dem man sich selbst treu bleibt und zugleich anderen mit Respekt begegnet? Wie ticken die unterschiedlichen Generationen und wie kann man zu gegenseitigem Verständnis beitragen? Dafür hat Thomas Gottschalk in seinem Buch auch mit Generationenforscher Dr. Rüdiger Maas gesprochen.

»Ungefiltert« ist nach seinen autobiografischen Bestsellern »Herbstblond« und »Herbstbunt« erneut eine sehr persönliche Bestandsaufnahme und zugleich ein Plädoyer für mehr Gelassenheit im Umgang miteinander.

Dem ist eigentlich nichts weiter hinzuzufügen außer: Ja es gibt so einiges, das ich so unterschreiben würde, was der einstige Showtitan in seinem Buch mit einer gewissen „Altersweisheit“ anspricht und aufgeschrieben hat und ich sage an dieser Stelle „Respekt“ für soviel Offen- und Ehrlichkeit!

Stefan Peter

Coverfoto: Heyne Verlag

Foto Thomas Gottschalk Frank Bauer