Den Harz kennt man normalerweise nur als Wander- und Erholungsgebiet. Doch seit 1993 hat sich dort ein kleines Festival mit 1400 Besuchern zu einer großen Open Air Veranstaltung mit 13.500 Anhängern gemausert. Dieses Jahr ging das RockHarz Festival in seine 22. Runde – genug Zeit für die Organisatoren langsam mit zu wachsen.
Doch leider startete es in diesem Jahr für viele Rocker mit großem Unmut. Zum einen sorgte der Poststreik dafür, dass viele Tickets nicht rechtzeitig ankamen. Hier hatte das RockHarz sehr gut vorgesorgt. Vor Ort konnte an der Tageskasse anhand der Sendungsverläufe geprüft werden, wer sein Ticket noch nicht erhalten hatte. Problemlos konnten alle ihren Eintritt erhalten. Weniger reibungslos verlief leider die Anreise. Unwetterschäden, von den Tagen zuvor sowie andauernde Sturmböen kosteten die Veranstalter viel Zeit und Personal. Darum konnten die Frühanreisenden, die vor dem regulären Einlasstermin erschienen waren vorerst nicht auf den Campingplatz gelassen werden. Der Stau wuchs schnell an und als der Campingplatz dann doch 1 Stunde früher geöffnet wurde, zog sich die Schlange schon weit bis hinter den Horizont. Und ebenfalls die Kontrollen auf Glasflaschen beim Einfahren auf den Zeltplatz nahm weitere Zeit in Anspruch. So kam es vor, dass bei einer Anfahrt von 3 Stunden für die letzten 12 Kilometer vor der Abfahrt Quedlinburg bis zu weitere 7 Stunden Stauzeit hinzukamen.
Der Donnerstag
Problematisch wurde dies für diejenigen, die gerne die Warm Up Party miterlebt hätten. Als der erste Act um 16:00 Uhr startete, standen die meisten noch im Stau. Auf facebook überhäuften sich die wütenden Posts. Doch das ständige Lesen dieser Posts hob auch die Stimmung: man konnte sich mitteilen und den Frust loswerden. Auch für Fans von Elvenking und We Butter The Bread With Butter wurde es knapp. Wer das Pech hatte ziemlich spät den Zeltplatz zu erreichen – oder gar am Tag darauf – hatte ein wenig mit der Platzsuche zu tun. Denn hier herrschte zu späterer Stunde, anders als bei vielen anderen Festivals, freie Platzwahl. Die Ordner waren sehr freundlich, allerdings überfordert mit dem schnell sehr vollen Campingplatz. So kam es schon vor, dass von Anreisenden flugs die Dixitoiletten platzsparender umgestellt wurden, um mehr Raum für Zelte zu schaffen.
Doch zu guter Letzt waren alle froh als die Zelte standen, der Stau sich lichtete und dann doch noch eine beachtliche Menge vor der Bühne zu Stahlmann und Ektomorf erschienen. Mit einem „Hallo Rockharz“ begrüßten die Ungaren von Ektomorf die Fans. Voller Energie ließen sie den Anfahrtsstress schnell vergessen. Die unermüdlichen Musiker auf der Bühne steckten an und das Publikum sprang voller Elan mit. Besonders zu „Outcast“ wurde noch eine Schippe drauf gelegt. Sänger Zoltán „Zoli“ Farkas brachte die Menge sogar dazu, ein Geburtstagsständchen für einen Fan anzustimmen – ob dieser Fan fiktiv oder real war, bleibt jedoch fraglich. Der geladene Metal von Ektomorf und die gute Laune der Bands halfen beim Abreagieren und auch das Bier trug dazu bei, runter- und endgültig am Festival anzukommen.
Nach dieser Warm Up Party ging es für die meisten zurück zum Zelt und die starken Regenschauer in der Nacht hielten einen Großteil der Gäste vor übermäßigen Zeltplatz-Feten ab.
Der Donnerstag
Der nächste Tag begann trocken aber erneut sehr windgepeitscht. Bereits morgens erklommen die ersten den großen Gegenstein, der das östliche Ende der Teufelsmauer bei Ballenstedt ausmacht. Der Andrang der Wanderlustigen nahm das gesamte Wochenende kaum ab. Ständig erblickte man eine schwarze Schlange, die sich zum Gipfelkreuz hin wand.
Doch es gab noch genügend Besucher, die zur ersten Band Drone erschienen. Die Jungs läuteten den Festivaltag mit solidem Metal made in Celle ein. Sänger Moritz (Mutz) Hempel rief mit frechen Sprüchen Sängerin Britta Görtz der Band Cripper für ihr Gastspiel zu „Into Darkness“ auf die Bühne. Ein gelungenes Duett, das jedem Metalfan vor Freude die Haare zu Berge stehen ließ und jedem Metal-Fremden ebenso… allerdings wahrscheinlich aus anderen Gründen. Die Musiker heizten ein und verstanden es, die teilweise verschlafenen Fans aus der Reserve zu locken.
Gut aufgewärmt ging es für die Besucher dann auf der Dark Stage mit Majesty weiter. Leider trug der starke Wind den Sound teilweise etwas davon, doch man konnte trotzdem gut erkennen, dass der Auftritt qualitativ gut war. Die Seifenblasen-Attacke zu „Time For Revolution“ untermalte den Spaß, den die Band auf der Bühne hatte. Gut gelaunt absolvierten Emanuel und Robin an der Gitarre, Alex Voss am Bass und Sänger Tarek „MS“ Maghary eine Mini-Choreographie zu „Generation Steel“. Zu dieser drehten sich die vier Musiker mit dem Rücken zum Publikum. Zu seinem Gesangs-Einsatz wandte sich Tarek „MS“ Maghary dramatisch um… und der Rest der Choreography ging dann etwas unkoordiniert unter und war nicht zu erkennen. Doch bei dem Song mit hohem Mitsingfaktor, schmetterte das Publikum unbeirrt fleißig mit. Majesty zeigten sich erfreut von dem Engagement der Fans.
Zu der Metal-Ballade „Metal Law“ überließ Tarek den Gitarristen und dem Bassist die Bühne für das Intro. Als sich zurück ins Rampenlicht begab, zeigte er sich sichtlich überwältigt vom Zuspruch des Publikums. Nach „Metal Union“ war es an der Zeit die Bandmitglieder vorzustellen und nachdem alle miteinander noch einmal schön gepost hatten, hieß es Schluss für Majesty.
Von Viking-Metal der Isländer Skálmöld über das Teutonic Heavy Metal Trio Panzer landete man schließlich bei Kataklysm auf der Rock Stage. Ein episches Intro, das mit einem Paukenschlag endete ging über in ein Gitarrenintro, das sanft startete, um später umso stärker zu „To Reign Again“ los zu brettern. Jean-François „JF“ Dagenais an der Gitarre und Stéphane Barbe am Bass ließen die Haare wirbeln, dass es an ein Wunder grenzte dass sie nicht abhoben. Zum dritten Song „As I Slither“ forderte Sänger Maurizio Lacono die Menge zum „Security Stresstest“ auf, sprich: Crowdsurfen erwünscht! Da ließen sich einige nicht zweimal bitten und die Grabenschlampen – Security bestand ihren Stresstest mit Bravour.
Die Nacht hielt langsam Einzug auf dem Flughafengelände und passend zu der nächtlichen Stimmung standen Behemoth als nächstes auf dem Programm. Das große Banner im Hintergrund und die Mikrofonständer, an denen sich Schlangen aus Stahl wanden, ließen die Vorfreude steigen. Als die Polen dann die Bühne betraten schien die Temperatur um einige Grade zu fallen. Düster und doch stylisch wie immer legten Behemoth ein reines Inferno an Klängen und Optik hin. Die dunklen Kapuzen tief ins bemalte Gesicht gezogen, bedrohlich verzerrte Gesichter und hart bearbeitete Instrumente ließen nicht daran zweifeln, wer die Perfektionisten in Blackened-Death-Metal waren. Passend zur Stimmung schallten Songs mit Titeln wie „Ora Pro Nobis Lucifer“ zu welchem Sänger Nergal theatralisch zur Anbetung auf die Knie ging. Mit Pyro-Effekten wurde auch nicht gegeizt, als stünde der Höllenschlund weit offen und der Beelzebub sandte seine Botschaft an das Rockharz. Als Nergal zu „Messe Noire“ auch noch Weihrauchkessel schwenkend über die Bühne schritt, bekam mit Sicherheit auch noch der letzte Zuschauer eine Gänsehaut. Das einzige, was die mystische Stimmung hin und wieder störte war der viel zu dröhnende Sound im vorderen Bereich. Viele musikalische Details gingen dadurch leider verloren und das Ganze verlor ein wenig von seinem Glanz. Das konnte das Flammeninferno am Ende des einstündigen Sets auch kaum ändern.
Sobald die Lichter erloschen, wurden „Behemoth“ Rufe laut. Und tatsächlich erschien die Band erneut unter rotem Licht und Konfettiregen auf der Bühne. Zur Zugabe „O Father O Satan O Sun“ trugen die Bandmitglieder ihre schwarzen Masken, die unter anderem aus dem Video zu „Blow Your Trumpets Gabriel“ bekannt sind. Als dann auch noch riesige umgedrehte Kreuze in Brand gesteckt wurden, war die Stimmung perfekt und es gab keinen Zweifel daran, welche Band die dunkelste des Tages war.
Extrem voll wurde es zu Hammerfall. Mit einem epischen Einklang gewannen die Schweden die Menge sofort für sich. Das Publikum folgte jeder Aufforderung von Sänger Joacim Cans ohne zu zögern. Auch der Sound klang hier viel klarer als zuvor bei Behemoth. Allerdings begnügte sich die Band mit einigen Einspielern. Zwar war dies gewiss der Stimmung dienlich, doch ein, zwei live gespielte Songs mehr statt Einspielern wäre auch nicht verkehrt gewesen. Band und Zuschauer schienen jedoch vollstens zufrieden mit dem Set und der ohne Frage grandiosen Show. Zum Ende verbeugten sich die Bandmitglieder zum – erneut eingespielten – Outro.
Zum Abschluss des ersten offiziellen Festivaltages (zählt man die Warm Up Party nicht mit) gab es noch eine kleine Tanzeinlage. Fiddlers Green schafften es mit ihrem Irish Speedfolk, dass kein Bein mehr still stand. Und es tat auch gut bei der Kälte und dem stetig wehenden Wind die Glieder zu bewegen. Viele Besucher verweilten, tanzten und sangen mit. Leider war dies der letzte Act des Tages, doch wer nicht genug vom Flötenspiel bekommen konnte, der besorgte sich schnell eine Lotusflöte an einem der Händlerstände und nervte seine Zeltnachbarn damit die halbe Nacht.
Der Freitag
Der nächste Morgen startete erneut mit Wind um die Ohren. Wer eine Abkühlung wollte, musste sich mit dem Wind begnügen, denn leider waren die Duschen vorübergehend geschlossen. Vor allem bei den Frauenduschen waren anscheinend die Abflüsse verstopft. Später am Tag gingen dann immerhin zwei von fünf Duschen. Und nach wie vor erwiesen sich die TDS – Security Kräfte hier als sehr freundlich, erklärten die Umstände und bedankten sich bei den ungeduscht weggeschickten Festivalbesuchern für ihr Verständnis.
Zum Start auf der Rock Stage begrüßten Volksmetal die tapferen Fans, die der Kälte trotzten und bereits um 11.20 Uhr vor der Bühne erschienen. Und erneut – wie bereits bei Ektomorf – wurden Geburtstagswünsche ins Publikum geschickt. Die Band bot anspruchslose Trinklieder für einen seichten Einstieg. Auch wenn Bierkönig Ikke Hüftgold fehlte, feierte sich die Band so ab, dass sie sogar überzogen ohne es zu merken und abrupt aufhören mussten, obwohl Sänger Marco bereits den nächsten Song ankündigen wollte.
Undertow auf der Dark Stage hatten es danach nicht leicht die kleine Menge aus der Reserve zu locken. Doch ihr geladener Sound und die unermüdlichen Musiker auf der Bühne verfehlten ihre Wirkung nicht. Die Crowd wuchs und nach einer Weile ließen sich die Leute mitreißen. Was für eine Leistung! Das muss doch wirklich das Herz eines Musikers höher schlagen lassen, wenn sie ein frierendes und müdes Publikum so umkehren können! Und tatsächlich konnte man am Ende der Show auch in zufriedene Gesichter auf der Bühne blicken.
Zu einer kleinen Mittelaltereinlage von Ragnaröek und Pagan-Metal von Finsterforst füllt sich das Gelände mehr und mehr. Wer sich nun bei Devilment dachte, den Sänger irgendwoher zu kennen, hatte recht. Bei der Band handelt es sich nämlich um die zweite Band von Sänger Daniel Finch / Dani Filth von Cradle Of Filth.
Und das konnte man bis weit auf den Zeltplatz hören. Besonders die markanten hohen Stimmlagen wurden vom Wind in die Ferne getragen. Devilment rockten die Bühne, doch Dani – wie man es eben von ihm gewohnt ist – meckerte ab und zu mit dem Publikum, das sich sehr zurückhaltend gab. Leider half da auch keine Schelte von Herrn Filth, das Publikum blieb reserviert.
The Gentle Storm sorgten an diesem Tag mit geballter Frauenpower und viel Headbanging on Stage für gute Laune. Die Sonne ging auf und das nicht nur durch die sympathische Frontfrau Anneke van Giersbergen (ehemalig The Gathering) die ihre orangerote Lockenmähne wirbelte. Auch eine sehr zierlich wirkende Gitarristin Merel Bechtold hielt beim Bangen mit und schleuderte ab und an ihre lange Haarpracht vor und zurück. Auch wenn ihre Gitarre vor ihrem Körper gigantisch wirkte, so rissen das Spiel und vor allem die Soli von Meret mit und begeisterten. Anneke lieferte sich tolle Duettparts mit Backgroundsängerin Marcela Bovio. Leider war das nach wie vor etwas stoisch wirkende Publikum kaum mit zu reißen. Doch vielleicht genoss es auch einfach nur und lauschte andächtig der sanften Stimme von Anneke.
Weiter ging es mit weiblicher Verstärkung mit Delain. Der anfänglich etwas schwammige Sound wurde schnell von den Tontechnikern besser eingestellt und danach kam die volle Power beim Publikum an. Dieses taute endlich auf und jubelte der Band ohne weitere Aufforderung zu. Eine gute Mischung aus älteren und neuen Songs hielt die Setlist spannend und die Menge dankte es Delain mit Applaus und Anerkennung.
Und die Stimmung hielt zu Betontod weiter an. Hier gingen die Hände in den Himmel und die Stimmbänder wurden geölt. Jetzt schien die Masse aufgewacht und aufgewärmt… Punkrock bei Sonne und Bier, was will man mehr – das Leben kann so einfach sein. Und das spiegelte sich in Band als auch Fans wider.
Eher komplex und komplett ohne Gitarren kamen Coppelius jedoch nicht weniger gut an. Zu dem sogenannten „Kammercore“ der Berliner blieb auch kaum ein Bein still stehen. Mit „Der Luftschiffharpunist“ begannen sie eine von Hits geladene Setlist, die auch zwei Iron Maiden Covers „Killers“ und „Charlotte The Harlot“ enthielt. Vor dem Drumsolo in der Mitte von „Time-Zeit“ erhob sich Drummer Nobusama und schoss noch ein Bild des Menschenmeeres. Wie es oft der Fall bei guter Unterhaltung ist, ging die Show im Nu vorbei und zum letzten Song „Habgier“ begab er sich sogar zwischen die Fans.
Nach einem 60ies Psychedelic-Touch mit Wahnsinns-Frontrau bei Blues Pills gelangte das Line Up zu den Hauptacts des Tages. Der Sound zu Biohazard schien zu Beginn ziemlich leise, doch die Band heizte allen ein. Die Mitglieder, die teilweise seit 1987 mit Biohazard Musik machen, zeigten sich keinesfalls ihres Jobs müde. Sie drehten sich mit Instrumenten wie Tornados und hüpften wie die Jungspunde auch der Bühne herum. Hut ab! Aber auch die Fans standen in nichts nach und es ergab sich sogar ein Circle Pit.
Mit einem Hörspiel-Intro aus „Schandmäulchens Abenteuer“…. Da stellteSänger Thomas Lindner klar „Wir können alles, aber kein Metal. Wir sind Geschichtenerzähler. Seid ihr bereit für etwas anderes?“. Der Jubel und die Schandmaul Rufe aus dem Publikum waren Antwort genug. Thomas Lindner holte seine Gitarre und bei den ersten Klängen klatschen alle mit. Ein Flötensolo zu „Drachentöter“ und einige Späße später animierten „Schandmaul“ eine Menschenwurst. Ob man die Musik mochte oder nicht, die Band entertainte ungemein! Es machte einfach Spaß ihnen zuzusehen und zu -hören. Der Meinung waren auch viele andere, denn es herrschte sehr viel Andrang vor der Bühne. Auch die Verwirrtheit von Frontmann Peter, der ständig seine Gitarre vergaß, war sympathisch und er hatte die Lacher auf seiner Seite. Für Zugaberufe ließ er den Fans auch keine Zeit, da er zuviel mit Späßen und Ansagen (positiv) vertrödelt hatte, darum folgten „Walpurgisnacht“ und „Dein Anblick“ nahtlos.
Die Sonne ging langsam unter und Fear Factory kamen an die Reihe. Eine grandiose Lichtshow und ein Sound der nach vorne ging, ließen den ein oder anderen Aussetzer im Gesang übersehen. Bevor sie mit dem zweiten Song „Powershifter“ loslegten, begrüßte Sänger Burton C. Bell das Publikum. Die Double Bass bretterte, die Gitarren quietschten und der Mob vor der Bühne war nicht zu bremsen. Besonders ihr Evergreen „Linchpin“ ging direkt über die Magengrube in die Beine.
Zu W.A.S.P. ließ dann auch der starke Wind endlich nach. Das garantierte einen einwandfreien Sound. Und noch ein Kompliment an Lichttechnik – es war ein Feuerwerk der Sinne! Auch die Pyro-Effekte zu „Love Machine“ trugen dazu bei. Es war eine energiegeladene Show und eine Band, die offensichtlich richtig Lust hatte zu spielen. Viele ältere Hits durchzogen die Liste der dargebotenen Songs. Und trotz 10 Minuten verspätetem Beginn gab es für die Fans, die zahlreich erschienen waren, noch 10 Minuten Zugabe on top! Blackie Lawless, war zwar optisch sichtlich in die Jahre gekommen, seine Stimme jedoch besaß eine eindrucksvolle Kraft und Klang. Ein grandioser Auftritt und wenn man bedenkt, dass W.A.S.P. ziemlich launisch sein sollen, ein umso größeres Überraschungs-Highlight des Tages.
Nachdem Schnacker und Frontmann Alexander „Alexx“ Wesselsky mit seiner Band Eisbrecher und einwandfreiem Sound das Publikum mit Rosen unterhalten hatte ging es mit Tanzwut dem Ende des Festival-Tages entgegen. Diese konnten aufgrund der Verzögerungen im Ablauf leider erst eine halbe Stunde später anfangen. Als es endlich losging, wurde die Band lautstark in Empfang genommen. Als später auch noch der komplette Strom ausfiel, ließ sich die Band nicht aufhalten und spielte problemlos unplugged weiter. Die Stimmung hielt sich und als der Strom wieder anging wurde einfach weiter gefeiert und mitgesungen. Schade war nur, dass jegliche verlorene Zeit nicht nachgeholt werden konnte.
So neigte sich auch dieser Tag seinem Ende zu und trotz ein paar Unfeinheiten, war es im Großen und Ganzen ein gelungenes Fest.
Der Samstag
Der Samstag und somit der letzte Festivaltag, begrüßte die Besucher mit strahlendem Sonnenschein. Heute war man froh, wenn der Wind zumindest ein wenig wehte, aber nur selten kam ein kühlendes Windlein geweht.
Dafür war der Sound an diesem Tag umso besser. So begann um 11.20 Uhr bereits Asenblut – zur Freude aller Mädels mit einem oberkörperfreien Sänger. Erfreut über die vielen Leute, die es in der Frühe vor die Bühne geschafft hatten, legen sich die Musiker mächtig ins Zeug und sogar ein paar Songs des brandneuen Albums wurden präsentiert.
Etwas Black-Metal von Waldgeflüster, sowie ein wenig Blackgaze-Metal von Heretoir später, wurde es Zeit für den Auftritt von Cripper. Frontfrau Britte hatte ja bereits Donnerstag zu einem Song mit Drone ihren ersten kleinen Gastauftritt. Mit ihrer eigenen Band ging es nun richtig zur Sache. Wirbelwind Britta zeigte wie viel Energie in ihr steckt. Das Publikum war nun auch zur Höchstform aufgelaufen und auf als auch vor der Bühne gerieten alle in Bewegung. Der Trash-Metal der Hannoveraner animierte bis zum letzten Song, bei dem sogar eine Wall Of Death zustande kam.
Die Sonne brannte gnadenlos und auch wenn das mittlerweile zahlreiche Publikum sich nicht beirren ließ und bei allen Bands Gas gab, merkte man doch eine Mattheit über dem Festival liegen. Alle Schattenplätze waren belegt und jeder noch so geringe Windstoß wurde dankend angenommen. Zu dieser Stimmung betraten Varg die Rampenlichter. Mit rot-weißem Corpse Paint und bretternden Gitarren brachten sie die Menge gleich wieder in Schwung. Zu „Rotkäppchen“ orderte Sänger Freki ein paar Mädels aus dem Publikum zum Tanzen auf die Bühne. Die Jungs im Publikum wurden mit den Worten „Ich will Männertitten sehen!“ aufgefordert ihre Shirt aus zu ziehen und wie Lassos zu schwingen. Das kam vielen wegen der Hitze gelegen und schnell ergab sich ein wundervolles Bild von propellernden Shirts über den Köpfen der Fans. Auch der Circle Pit Aufruf fand großen Anklang. Neue Deutsche Härte in Bestform!
Zur Power-Metal-Einlage von Orden Ogan hielt sich die Stimmung konstant auf ihrem vorläufigen Höhepunkt und zu Die Apokalyptischen Reiter stieg sie sogar noch an. Das Festivalgelände schien nun so voll wie nie zuvor und die Reiter begannen mit „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ und es schien als hätte das Publikum nur auf den ersten Ton gewartet. Von Anfang an war die Masse Feuer und Flamme und lag der Band zu Füßen. Sänger Fuchs legte auch sogleich seinen Mantel ab – ob wegen der Sonne oder des erhitzten Publikums ist fraglich. Leider dröhnte der Sound nun wieder viel zu sehr – die Doublebass übertönte die anderen Instrumente, was leider einen kleinen Wermutstropfen darstellte. Die Apokalyptischen Reiter wussten dennoch, wie sie ihr Publikum mitreißen konnten. Mit Flaggen und Crowdsurf-Motivationen von Hits wie „Wir“ oder „Nach Der Ebbe“ und sogar einem in Flammen stehenden Keyboard fehlte nichts, was das Musikerherz begehrte. Als zu „Der Seemann“ auch noch ein Schlauchboot ausgepackt wurde, in dem eine „Hexe“ über das Händemeer des Publikums getragen wurde, war die Freude ungebremst.
Doch Die Apokalyptischen Reiter hatten noch lange nicht alles aus ihrem Repertoire gezaubert. So unterstützte Fuchs den Song „Die Schönheit Der Sklaverei“ mit schweren Ketten, die sich um seine Arme schlangen. Das Akkordeon durfte auch nicht fehlen und zum letzten Song „Reitermania“ gehen das Hüpfen und Springen im Publikum in eine ausgewachsene Wall of Death über.
Nach dem Auftritt der Reiter brauchten einige offensichtlich eine Pause, denn es wurde schlagartig und auffallend leerer. Schade für Black Dahlia Murder. Diese legten so unvermittelt und lautstark los, dass man vor Schreck fast einen Satz machte. Sänger Trevor Strnad bemerkte ein wenig irritiert „Are we the only band that didn’t dress up today?“ und schnell zog er sein T-Shirt aus, um zumindest seine Tattoos zu zeigen. Zwar kein Corpse Paint, aber immerhin. Die Jungs aus Detroit donnerten der Sonne ihren soliden Melodic-Death-Metal entgegen und auch wenn das Publikum weniger geworden war, so schien die Atmosphäre ungebrochen und im Circle Pit ging es rund.
Die daraufhin folgenden Eluveitie lieferten einen grandiosen, gut gelaunten Auftritt hin und auch Soulfly kam mit einer enormen Bühnenpräsenz daher. Ein Hit nach dem anderen in einwandfreier Soundqualität eroberte die Zuhörer im Sturm. Sänger Max Cavalera brachte die Meute sogar dazu „ole ole ole ole… Soulfly Soulfly” anstatt “…we are the champions” zu singen. Dafür gab es Songs von Max Cavaleras voriger Band Sepultura als auch Soulfly. Optisch stach ein sehr junger Bassist ins Auge. Igor Cavalera jr. – Sohn von Max Cavalera – stand den älteren Musikern in nichts nach, rockte den Bass und gab auch astreine Growls von sich.
Die Sonne war mittlerweile untergegangen und auch das Bühnenbild auf der Dark Stage wurde düster. Auf einem riesigen Banner im Hintergrund, in blutrotes Scheinwerferlicht getaucht, prangte das Bild einer düster-schönen Queen of Darkness. Dann schwangen die Lichter auf Blau um und Cradle Of Filth schritten ins Rampenlicht. Dani Filth präsentierte sich wie immer in einem umwerfenden Outfit samt Make Up. Leider kam zu Beginn der Show kaum Gesang im Publikum an. Zu leise war Dani’s Mikro eingestellt, doch schnell war auch das behoben und der Auftritt mauserte sich zu einem der besten des Tages.
Diabolisch verwehte eine Windmaschine am Bühnenrand Danis Haare, was das dämonische Bühnenbild verstärkte. Ein Feuerwerk von einer Lichtshow überflutete die Sinne. Zu „Honey And Sulphur“ rief Dani zum Circle Pit auf und Zuschauer gehorchten. Allerdings schien ihm der Applaus zu wenig mit „Make some noise! What the fuck are we in Sunday school?? Make some nooooissseeeee!“ stachelte er die Menge an. Und es folgte mit “Right Wing Of The Garden Triptych“ ein nagelneuer Song des Albums „Hammer Of The Witches“. Vereinzelt schweben asiatische Glückslaternen hinter der Bühne hervor. Es scheint nicht, als gehöre dies zu der Show von Cradle und erschien einerseits unpassend, andererseits jedoch grotesk passend.
Als die Flagge wieder in rotes Licht gebadet wurde, kündigte Dani mit den Worten „You guys sound like you were “Born In A Burial Gown”!” den gleichnamigen Song an. Die gesamte Band bangte was das Zeug hielt. Nur Dani stolzierte weiterhin über die Bühne und kreischte, growlte und keifte ins Mikro. Das Set ging mit den letzten beiden Songs „Her Ghost In The Fog“ und „From The Cradle To Enslave“ seinem Ende entgegen. Aber nicht ohne noch einmal mit einer Oben-Ohne-Corpse-Paint-Dame, die mit ihren in Flammen stehenden Fächern die Bühne eroberte, aufzutrumpfen. Mit einem letzten Schrei verabschiedete Dani Filth die Band.
Nach einem bombastischen Auftritt von Cradle Of Filth erschien das RockHarz-Team in blendend hellem Licht auf der Bühne. Die Veranstalter entschuldigten sich ausführlich für die mühsamen Zustände bei der Anreise und versprachen im nächsten Jahr einiges besser zu machen. Die Entschuldigung wurde unter lautem Jubel angenommen.
Und dann war es Zeit für die letzten Acts des Tages als auch des RockHarz Festivals 2015. In Dream Theater schienen die Veranstalter einen mehr als würdigen Hauptact für den letzten Abend gefunden zu haben. Andächtig und fast schon ehrfürchtig sammelten sich die Massen vor der Rock Stage. Die Musiker schienen vollends eins zu sein mit ihren Instrumenten und spielten diese mit solch einer Leichtigkeit und Fingerfertigkeit, dass es ein Vergnügen war zuzusehen. Das Lichtspiel unterstützte den unwirklichen Eindruck und verzauberte das Bühnenbild als auch die Zuschauer. Zwar beschwerte Sänger James LaBrie sich darüber, dass es für die Musiker kein stilles Wasser gab, doch der Sound / sein Gesang bekam davon nichts ab. Schade, eigentlich wäre eine gerülpste Version der Songs auch mal nett gewesen.
Für ein großes Kontrastprogramm sorgten dann noch Trollfest mit ihrem „Norvegian Balkan Metal“. Unterhaltsam und amüsant lockerten sie die Stimmung auf und ausgelassen wurde gefeiert. Danach zerstreute sich die Menge und nur wenige stehen zu Ghost Brigade vor der Bühne. Umso intimer erscheint dann deren Auftritt und mit ihrem Melodic Death Metal schaffen sie eine passend melancholische Atmosphäre für ein zu Ende gehendes Festival.
Das Fazit
Trotz einem großen Schrecken zu Beginn, gestaltete sich das Rockharz 2015 doch zu einer gelungenen Veranstaltung. Mit einem super-entspannten und stets freundlichen Security-Team und Veranstaltern, die sicherlich aus ihren Fehlern lernen. Dazu muss man erwähnen, dass es keine gewalttätigen Übergriffe oder sonstige negativen Vorkommnisse gab. Ein friedliches Festival, das nicht überlaufen war, mit wahren Fans, nicht Touristen und Gaffern wie es leider mittlerweile bei vielen Festivals der Fall ist. Hier fühlte man sich wirklich wie in bei einer kleinen Metal-Familie zu Hause.
Mellani Schupp
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