The Whiskey Foundation

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Schneidende Harp Klänge zerteilen die gespannte Stille im düsteren Lux Club.
Vor dem geistigen Auge tut sich die Kulisse eines staubigen, endlosen Highways nahe der texanischen Grenze auf.

Zu den Sounds von „Smoking“ gleitet man gedanklich über den rauen Straßenbelag gen Mexiko. Währenddessen versucht das Hirn, die akustischen Eindrücke mit den visuellen zu koppeln und daraus ein Stück Realität zu basteln.
Auf der Bühne des Lux stehen am Dienstagabend die fünf Jungs von The Whiskey Foundation aus München.

DSC_5171Bei ihrem ersten Besuch in Hannover im April hatten die Fünf bereits zu begeistern gewusst. Wenig später ebnete die ihnen geltende Euphorie ihnen den Weg für ein Gastspiel beim Auftritt von AC/DC in der niedersächsischen Hauptstadt.

Musikalisch haben AC/DC und die Münchner gar eine Gemeinsamkeit, denn sie beide wurzeln auf schmutzigem, ehrlichem Blues. Während die Australier jedoch durch massive Rockelemente und verzerrte Gitarren ihren eigenen Sound definieren, bleiben The Whiskey Foundation ursprünglicher.

DSC_5228An Rock-Elementen mangelt es dennoch nicht an diesem Abend. Und auch griffige Gitarrenriffs gibt es nicht zu wenig. Jedoch driftet Pascal Fischer an seiner wohlgeformten Gretsch Gitarre nicht in ausufernde Solo-Eskapaden ab, sondern begleitet filigran fußwippend und knieknicksend das perfekte Zusammenspiel seiner Mitmusiker.

Klassisch besetz mit Rhythmusgruppe, zeitweise zwei Gitarren und Keys schaffen die Musiker mit ihren Instrumenten den Rahmen für eine mehr als prägnant, einschmeichelnd, rau-kratzige Stimme ihres Frontmannes Murat Kaydirma.

Die fünf Anhänger des Getreidegetränkes sind anders. Unangepasst stehen sie hier mitten im Raum. Der Sänger kommt mit buschigem Hipster Bart daher, der Bassist hat vergessen, sich in der Backstage seiner Pyjamahose zu entledigen. So wüst die Stilmixe in der Optik daherkommen, so treu bleiben die Münchener aber ihren Sounds.

DSC_5175Ein stimmig beschwipsender Drink aus klarem, trockenen Blues, einem ordentlichen Schuss Boogie, immer wieder angenehm runtergekühlt mit durchdringenden „On the Rock(s)-Elementen“ – das sind The Whiskey Foundation.

Während über dem Lux ein Gewitter aus Drums und Gitarrensounds niedergeht, hat der Bassist irgendwann unterwegs auch noch sein Schuhwerk verloren. Welch besockte, symbolische Unterstreichung für die Bodenständigkeit und Ursprünglichkeit, die die Männer mit ihrer Musik transportieren.

DSC_5176Als Murat Kaydirma während „Secrets“ ein anklagendes „Fuck you babe!“ in den Raum schleudert, nimmt ihm niemand diese Verbalentgleisung übel. Alle sind mit ihm inzwischen in einer abenteuerlich extatischen Stimmung des Wehklagens, Anprangerns, Freiboxens und Entspannungszigarette-Rauchens verschmolzen. Hannover tanzt den „Uuh-Yeah-Boogie“.
Als The Whiskey Foundation ihr Set mit DSC_5239ihrem Ohrwurm „Do you like huggin’“ beschließen, fällt es schwer, ihnen nicht mit einem euphorisch gebrüllten „Jaaaa!“ um den Hals zu fallen.

Hannover freut sich über einen Abend voller Ursprünglichkeit, Unangepasstheit, dreckigem Blues, hüftschwingendem Boogie und dem Gefühl, sich einfach treiben lassen zu können, auf dem Highway Richtung Mexiko.

Und während die Band die Bühne verlässt, meint man kurz, sie umwehe ein Hauch, rauchigen Single Malts. Cheers.

(js)