„Weit weg von fertig“: von Brücken verzauberten am 24. Februar 500 Fans im restlos ausverkauften Musikzentrum in Hannover.
Nicholas Müller kehrt am vergangenen Mittwoch mit seinem Bandkollegen Tobi Schmitz, dem Von-Brücken-Debüt „Weit weg von fertig“ und sechs weiteren Musikerkollegen zurück nach Hannover. Das Musikzentrum in der Emil-Meyer-Straße 26 ist mit rund 500 alten und neuen Fans restlos ausverkauft.
„Was geht ab Digger […]. Ich freue mich hier mit auf Tour zu sein und meine neue EP Sawdust & Shavings vorstellen zu können.“, eröffnet der charismatische Singer-Songwriter Rocky Votolato den Abend. Der gebürtige Texaner mit italienischen Wurzeln ist in Hannover längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Als Von Brücken Support fühlt er sich sichtlich wohl und bittet am Ende seines rund halbstündigen Auftritts Tobi Schmitz auf die Bühne, der ihn am Keyboard unterstützt.
Als die Musik angeht und die Musiker, um das Duo Von Brücken, vor das Publikum treten, ist der Veranstaltungsort in blaues Licht getaucht. Es entsteht schnell eine emotionale Symbiose zwischen Gastraum und Bühne. Nicholas Müller ist zurück und liebt den Dialog mit seinen Gästen: „Guten Abend Hannover, ist ja herrlich euch heute zu sehen. Wir sind hier um Musik für euch zu machen, ist das in Ordnung?“ bestätigt das Publikum eifrig klatschend.
Stimmstark wie gewohnt verzaubert der ehemalige Jupiter Jones Frontmann die Zuhörenden ab der ersten Minute und nutzt mit dem, den Neubeginn symbolisierenden Opener „Das Türen-Paradoxon“ einen stilistisch starken Einstieg an diesem Mittwochabend. Mit verträumten Augen strahlen die Gäste aus den ersten Reihen den Künstlern entgegen. Wie sanft hypnotisiert, wiegen sie sich in den Melodien und beweisen sich auffallend textsicher.
Wenn ein Künstler beginnt sein Bewegungsverhalten auf der Bühne zu erklären, bekommt der Fan schnell große Ohren. Wenn Nicholas Müller dann jedoch ein Bild von einer Barbara-Becker-Yoga-Gedächtnis-Pose im Zusammenhang, mit dem Befinden nach einem unfreiwilligen Ausstieg aus einem fahrenden Bus baut, kann man sich das Schmunzeln kaum verkneifen. Die Band vermittelt über den gesamten Abend ein entspanntes und leichtfüßiges Miteinander, auf das sich das Publikum dankbar einlässt.
Aber man kann auch ernst! „Es gibt wenig Widerlicheres, als sich auf die Straße zu stellen und seine eigene Komfortzone zu bedauern, während vor seiner Nase Menschen sterben […]!“; beginnt Müller und positioniert sich damit klar gegen den aktuell viel zu lauten und schrecklich stumpfen Druck von rechts unten. Mit der klaren Forderung „Nazis gehören abgeschoben!“ läutet er den mittelfingerlastigen Song „Blendgranaten“ ein.
Zu „Elephanten“ bitten von Brücken Rocky Votolato zurück auf die Bühne. Hier verbinden sich drei wirklich hochwertige Stimmkalieber zu einem musikalischen Hochgenuss. Im Anschluss dürfen wir einem kurzen Deutschexkurs zwischen „Du kannst mich mal“ und „Ich habe dich sehr gern“, folgen.
Ob beim anschließenden Waxwind Cover „All of my prophets“, fester und tief vertrauter Umarmungen zwischen Schmitz und Müller, oder dem -durch alle Musiker- performten Gänsehaut Abschiedssong „Trusty and True“ von Damien Rice, von Brücken beweisen Zusammengehörigkeit, tiefe Verbundenheit und einfach eine ganz Menge Spaß an dem, was sie wirklich unwahrscheinlich gut können: bedingungslos musikalisches Erleben zu schaffen.