Radio Doria und Jan Josef Liefers mit seiner Band Oblivion waren am 23.3.2016 im gut gefüllten Theater am Aegi
Nachdem das Bühnenbild in sphärische Stimmung getaucht wurde, folgt der Song „Tiere im Wald“ zu dem sich die Musiker mit Tiermasken verkleideten. Radio Doria überrascht schon seit Jahren mit ausgefallenen Songs und dazu passendem Bühnenbild.
Schon bei diesem Opener merkt der Zuschauer die erste Schwere des Abends: „Die wilden Tiere sind
ausgestorben oder wie in den Städten zu Menschen geworden. So ein Tier aus den Wäldern, wild und zerzaust – Heult auch noch in mir und findet nicht raus“.
Danach begrüßt Herr Liefers brav das Hannoveraner Publikum mit den Worten „Hallo, und einen wunderschönen guten Abend“.
Anfassbar und sehr persönlich wird er heute sein. Jan Josef Liefers versteht sich als Musiker. Radio Doria ist nicht seine Show, sondern die der ganzen Band. Viele Zuschauer sind wegen ihm hier, dennoch können fast alle die Texte auswendig mitsingen. Auf die Frage „Sind Mütter im Saal? Bitte ruft Osterei und reißt die Arme hoch!“ gehen sehr viele Hände hoch. „Moment, da sind zwei Männer dabei…“ – großes Gelächter. Eine von den Müttern holt er sich zum Song „Mütter“ auf die Bühne und begrüßt sie mit „Darf ich bitten oder tanzen wir erst?“. Nachdem er einen sehr langsamen und sehr engen Rumba tanzte, bringt Jan Josef sie brav zurück auf den Platz ins Publikum. Er führt weiter aus „Ich bin aus der Zeit, da brachten wir die Mädels noch nach Hause, wenn wir mit ihnen fertig waren“.
Gelächter und gute Stimmung trotz Macho Spruch
Radio Doria ist ein Generationenprojekt, hier finden sich ganze Familien ein, Oma mit der Enkelin, Ehepaare oder auch nur der geneigte Solozuschauer. Diese Mischung begeistert Jan Josef Liefers auch als Schauspieler. In diesem Konzert holt er aber weit politisch aus und berichtet von seiner Reise vor 2 Jahren nach Aleppo und deren schrecklichen Bildern. Er berichtet detailliert und wundert sich sehr über die Rückführung und Flüchtlingspolitik. Er bezieht klar Stellung für die Flüchtlinge und führt auch aus, sollte er in einer so schrecklichen Situation sein, würde er alles für eine Flucht tun. Weiter geht es mit „Deutschland ist Friedensprediger und Rüstungslieferant Nummer 3“ oder „Warum ist europäische Butter in Afrika billiger als deren eigene?“. Jeder der Zuschauer versteht, was er damit ausdrücken will. Dennoch ist die Stimmung nun auf einem tiefen gedrückten Punkt angekommen, aus dem er so richtig nicht wieder rausfindet oder rausfinden will.
Bassist Christian Adameit reißt das Ruder noch einmal rum, als er als Sänger einer angemessen hardrockigen Version eines Stücks von Police alle aufweckt und das ganze Publikum zum Tanzen animiert.
Beste Stimmung zum Schluss
Vor den Zugaben kommt mit „Kindergeburtstag“ ein motivierender Song mit riesigen Luftballons, keinen hält es mehr auf den Sperrsitzen des Theater am Aegi und der Bogen zur Leichtigkeit ist geschlagen.
Radio Doria:
Jan Josef Liefers – Gesang, Gitarre
Gunter Papperitz – Keyboards
Johann Weiß – Gitarre
Jens Nickel – Gitarre
Christian Adameit – Bass
Timon Fenner – Schlagzeug