Die norwegischen Bombast Metaller Sirenia waren am 10. November in Berlin. Eine breite Unterstützung erhielten sie dabei von Unleash the Archers, Xaon und Relicseed.
Die Kombination dieser sehr unterschiedlichen Bands hätte für einen bunten Abend im Berliner Postbahnhof Club sorgen sollen. Hätte? Zwar gaben sich alle vier Bands Mühe, doch auf Grund der mangelnden Zuschauerfülle blieb die Stimmung arg auf der Strecke. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Schlechte oder unzureichende PR und Werbung? Ungünstiger Zeitpunkt? Ein nicht überzeugenden Line Up? Letzteres bestimmt nicht, die heterogene Mischung an Musikgenres sorgte auf jeden Fall für Abwechslung und Kurzweiligkeit.
Doch fangen wir von vorne an: Nach einiger Verzögerung ging die Konzertnacht mit einer Stunde Verspätung los. Relicseed waren die erste Band und bemühten sich nichtsdestotrotz Stimmung in den Laden zu bringen. Die drei Musiker waren ein Revival von Metallica auf Lettisch: Nicht ganz so trashig, aber gesanglich und musikalisch deutlich erkennbar. Ihre Idole schienen klar zu sein! Dass die Texte dann teilweise auf lettisch gesungen wurden, verleih dem Ganzen einen eigenwilligen Charme.
Nach einer kurzen Umbauzeit ging es weiter mit Dark Metal aus der Schweiz. Etwas Hardcore, etwas Death Metal und noch eine Prise Melodic hinein: Zack, fertig sind Xaon! Der Sänger war bester Laune, was möglicherweise an einem Bierchen mehr liegen könnte. Er lieferte eine abgedrehte Show ab, war charismatisch und verstand es, das Publikum zu begeistern und von der Musik zu überzeugen.
Die dritte Band des Abends war Unleash the Archers. Mit einer gesanglich ungewöhnlichen Frontddame, die mal von kreischend hoch zu murrend tief wechselte, spielten sich die Kanadier schnell in die Herzen der Anwesenden. Leider waren das noch immer nicht sonderlich viele. Der Postbahnhof Club ist nicht groß, und trotzdem erschien er mehr oder weniger leer. Die Gestalten, die sich vor der Stage versammelt hatten, ließen sich davon nicht beirren und schütteln ebenso begeistert ihre Mähnen, wie die energiegeladenen Musiker es taten. Es ist das erste Mal das Unleash the Archers in Europa spielten. Berlin war Auftakt der Tour und der Grund, dass die Kanadier in Deutschland auftraten.
Der Hauptact kam auf die Bühne: Sirenia gehören seit vielen Jahren zu den Großen des Symphonic Metals. Seit einigen Tagen ist ihre neuste Platte „Dim Days of Dolor“ raus. Diese galt es nun fleißig zu promoten. Denn es gab eine nicht unerhebliche Veränderung in der Band, die viele Fans überraschte. Die langjährige Sängerin Aylin stieg aus persönlichen Gründen aus und es folgte ihr Emmanuela. Als ausgebildete Sängerin verstand sie das Musikhandwerk, doch leider (noch) nicht was es bedeutete, auf der Stage zu performen. Unmotiviert und fast gelangweilt wirkte sie während des Singens, nach vier Songs schien sich das bereits rare Publikum weiter auszudünnen. Schade um die Band, die es eigentlich verstand, bombastische Ohrwürmer zu kreieren.
So ging eine Musiknacht vorüber, die sehr gut hätte werden können. Doch leider wurde nicht so richtig was daraus. Es bleib ein fader Beigeschmack bei der Frage, warum sich ein Fan an diesem Abend aus seinem warmen Wohnzimmer aufraffte. Wirklich gelohnt hatte es sich nicht. Schade.
(SN)