Geburtstagsparty mit Hölleninferno

Wer ein Vierteljahrhundert auf der Bühne steht, der hat Grund zum Feiern. Am besten lädt man sich dazu auch noch ein paar Gäste ein. Das haben Project Pitchfork am vergangenen Freitag im Musikzentrum in Hannover getan.

Zum Aufwärmen schickte Peter Spilles die Franzosen von Extize an den Start. Mit Teufelshörnchen und Cowboyhüten geschmückt, heizten Cyb3rella und Konsorten dem ausverkauften Musikzentrum mit martialischem Aggrotech, druckvollem Industrial und lustigen Bühnenrequisiten wie Winkelementen, digitalen Fotoframes und Totenmasken schon mal heftig ein und wärmten die Tanzbeine des Publikums kräftig auf. Als Wegbegleiter des Trios, das bereits seit 2007 sein Unwesen treibt, wenngleich es damals noch um ein Soloprojekt des Frontsmanns handelte, stieg im Anschluss DJ Reaper in den Ring, der bereits vor acht Jahren das erste Mal mit Extize beim Dark-Dance-Treffen in Lahr auf der Bühne stand. Eineinhalb Stunden sollte das Warm-up dauern, bis Project Pitchfork endlich die Bühne eroberten. Und dort auch zweieinhalb Stunden lang blieben.

 

Mit im Gepäck hatten die Pitchies natürlich ihr jüngstes Werk „Look up, I’m down there“, das anlässlich des 25. Bühnenjubiläums als exklusives Digipack erschienen ist – und sich auch damit wieder neu erfindet. Und unüberhörbar mit einem Song wie „Titanes“ nahtlos an das anknüpft, was die Band ausmacht: hämmernde Beats, verzerrte Kratzestimme des charismatischen Frontmanns Spilles und treibende Elektronik, die Dirk Scheuber und Jürgen Jansen penibel, aber kommentarlos von den Bühnenrändern aus bedienen. Es ist eine Attacke auf den braven Electro-Wave der 1980er-Jahre. Immer düster. Immer tanzbar. Und immer ein Hölleninferno mit einem Statement.

Die Band, die einst Rammstein als Toursupport eingekauft hatte, steht heute dafür, einst ein ganzes Genre neu definiert zu haben und inzwischen die zweite Generation Dark-Elektroniker auf die Tanzflächen treibt. Was auch beim Konzert in Hannover unübersehbar ist: Das Publikum ist altersmäßig bunt gemischt, wie selten bei Konzerten derartiger Genres.

Doch was wäre eine Jubiläumstour, wenn die Band nicht einen Gang durch die eigene musikalische Geschichte antritt? Und während an diesem Abend der Rammstein-Tribute „Völkerball“ in Hannover das Capitol abfackelt, brennen Projekt Pitchfork ein Feuerwerk all ihrer Klassiker ab: „Timekiller“ vom 2001-er Album „Daimonion“, „En Garde!“, „K.N.K.A.“ oder „Fire and Ice“. Und gehen damit zurück bis zu den Jahren ihrer Anfänge und dem Album „Dhyani“ aus dem Jahr 1991. Nicht fehlen durften auch eine Hörprobe vom Kult-Album „Alpha & Omega“ wie „Reqiem“ oder aber „God wrote“ vom Album „Chakra:red“.

Beeindruckend sind die beiden Live-Schlagzeuger Achim Färber und Nook, die teilweise absolut synchron, teilweise auch gigantische Counterparts spielen. Und so jedem Song einen derartigen Druck verleihen, der jedes Trommelfell zum Bersten bringt. Das Publikum dankt es – mit grandioser Partystimmung vom ersten bis zum letzten Song. Frontmann Spilles war längst die obligatorische blaue Linie in Schweißströmen vom Gesicht den Hals herab geronnen. Egal. Denn das alles darf, muss unbedingt die nächsten 25 Jahre noch so weitergehen. Umgehend! Dringend!

(km)