Zwanzig Jahre begleiten Children of Bodom bereits den Metal, neun Studioalbem haben die Finnen seit dem erschaffen und unzählige Konzerte gespielt. Die aktuelle Tour steht aber ganz im Zeichen des zwanzigjährigen Bestehens der Band. Begleitet werden sie dabei nahezu durchgehend von Oni und Forever Still aus Dänemark.
Den Abend scheint der Andrang vor dem Capitol eher mäßig zu sein. Es bildet sich auch keine lange Warteschlange, was bei dem anhaltenden Dauerregen auch irgendwie okay ist. Dennoch war die Erwartungshaltung bezüglich der Besucherzahlen höher. Auch im Innenraum ist noch viel freier Platz, als Oni mit ihren Songs beginnen. Die Empore bleibt den Abend über sogar geschlossen. Mit mäßigem Krach, bitte entschuldigt die Formulierung, beginnen die fünf Jungs ihr Werk. Ob die Abmischung der Instrumente Schuld war, mögen wir an dieser Stelle nicht beurteilen, nur lässt sich ganz klar sagen: Das war nur Durchschnitt. Die Gitarren waren sehr leise, das Schlagzeug extrem überpräsent und der Gesang ausbaufähig. Gänzlich irritierend war aber das Xylophon. Der Xylophonist spielte gleich mit einer Mehrzahl an Klöppeln pro Hand, sodass er auch im Vollrausch immer irgendetwas auf dem übergroßen Xylophon hätte treffen müssen. Erst mit konzentriertem Zuhören war es möglich zu hören, dass er etwas traf. Wir hoffen einfach mal, dass es dem Tourauftakt geschuldet war.
Interessanter wurde es dann mit Forever Still. Nicht nur, dass inzwischen der freie Bereich im Innenraum etwas angefüllt war und sich weniger freie Flächen zeigten, sondern auch was musikalisch geboten wurde. Wenn man im ersten Moment glauben mochte, gleich derbe Zusammengescreamt zu werden, das Outfit von Sängerin Maja Shining ist doch sehr auffällig an das Bühnenoutfit von Arch Enemy Frontrau Alissa angelehnt, wird man mit entspannendem, aber druckvollem Metal überrascht. In Kombination ergibt es einen attraktiven Hingucker mit noch attraktiverer Stimme. Mit jedem gespielten Song wirkt Sie dabei auch sicherer und steht Ihrem eventuellen Vorbild in Sachen Ausstrahlung in nichts nach. Auch im Publikum kommt der Sound gut an und aus der relativ unbeweglichen Ansammlung an Zuschauern bei Oni wurde eine dynamische Menge, welche Minute für Minute besser auf den Hauptakt eingestimmt ist. Erwähnenswert dabei: der liebevoll ausgearbeitete Mikrofonständer. Er ist aus Ranken, der im oberen Bereich zwei nach oben offene Hände erwachsen lässt. Definitiv ein schönes Detail. Bleibt zu hoffen, dass wir in Zukunft eher mehr als weniger von den jungen Dänen zu hören bekommen.
Jetzt wird es aber Zeit für die echte Feier: CHILDREN OF BODOM betreten die Bühne des Capitols, dass jetzt auch gut gefüllt ist. Zu Warrior als Introsong eskaliert das Publikum ab dem ersten Riff. Zu In the Shadows sind dann auch Children of Bodom warm gespielt und zu Needled 24/7 gibt es dann mit dem ersten größeren Moshpit kein Halten mehr. Ohne Pause, prügeln Alexi und seine Jungs das Publikum von Song zu Song, ohne sich selbst oder irgendjemandem die Chance zum Luftholen zu lassen. Wer braucht schon Luft, wenn der Reaper vor einem steht? Mit Warheart überholen sich Children of Bodom fast selber ehe mit Angels ein Hauch von Güte in Form von Wasserflaschen dem Publikum widerfährt. Interessant ist allerdings die extrem reduzierte Verwendung des Wortes „Fuck“, dass ja in Alexis Satzbau in der Vergangenheit sehr überpräsentiert. Das fällt aber erst jetzt auf, da vorher kaum ein Wort verloren wurde. Weiter geht es wieder direkt mit Vollgas zu Red Light 2, gefolgt von Hate Me. Eigentlich könnten wir an dieser Stelle jetzt einfach den Rest der Setlist hintereinander wegschreiben, da nichts Anderes auch auf dem Konzert passierte: Ein Ablauf an Songs ohne großes Aufsehen zu machen. Natürlich waren die Songs großartig und auch die gesamte Wahl der Songs für den Abend mehr als überwältigend. Wer als Band auf die Bühne geht und einfach mal nur Songs von den ersten vier Alben spielt hat echt Eier. Immerhin geht es hier um Songs die mindestens vierzehn Jahre alt sind. Der Autor dieses Berichts ist gerade mal elf Jahre älter. Das iPhone (oder Smartphone generell) musste noch vier Jahre auf sich warten lassen als 2003 Hate Crew Deathroll in die Plattenläden kam. 9/11 lag nicht einmal zwei Jahre zurück. Und genau darin liegt eigentlich das wahre Kunstwerk des Abends und wahrscheinlich der gesamten Tour: Eine Zeitreise in das Jahr 2003, als die Welt in der wir heute leben noch eine völlig andere war. Somit ist die Tour definitiv ein absolutes Muss für jeden echten Fan!
(DS)