WGT 2017 – Donnerstag und Freitag

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Endlich, es ist Pfingsten! Das ganze Jahr fiebere ich diesem einen Wochenende entgegen, aber nicht weil ich gläubige Christin bin und die Wiederauferstehung feiere, sondern weil Leipzig zum größten Familientreffen der schwarzen Szene ruft und Ambiente mir seit 2008 ein Gefühl einer zweiten Heimat vermittelt.

Das Gefühl, endlich unter „normalen“ Menschen zuhause zu sein, endlich akzeptiert zu werden, egal welche Klamotten man trägt oder Musik man am liebsten hört, ist schon sehr besonders. Klar, hat man das vielleicht auf anderen Gothic Musikfestivals auch, aber bei keinem ist dieses Gefühl so stark, wie in den Tagen des Wave-Gotik-Treffens in Leipzig.

Wie immer reise ich bereits am Donnerstag an und schon kurz nachdem ich meine Unterkunft bezogen habe, überschlagen sich die WhatsApp-Nachrichten, wo und wann man sich denn treffen solle. Denn genau darum geht es vor allem auf das WGT, das Treffen guter Freunden und Gleichgesinnter. Und jedes Jahr kommen neue Bekanntschaften hinzu, die sich wiederum sehr oft zu guten Freundschaften entwickeln. Der erste Stopp gilt dem Festivalhauptgelände, der Agra, um die diesjährliche Trophäe im Form des Bändchens zu holen. Welche Farbe wird dieses Jahr den Arm schmücken? Schnell verbreiten sich die ersten Bilder per Whatsapp und Facebook. Was wäre dieses Treffen ohne die sozialen Medien? Die Zeiten scheinen Jahre zurück zu liegen, heute geht es wohl nicht mehr ohne um wirklich mittendrin, statt nur dabei zu sein.

Mit den Bändchen für den Einlass legitimiert, geht es mit strahlenden und lachenden Gesichtern (ja, glaubt mir, auch Goth´s können strahlen) in die untergehende Sonne auf das Agra Gelände in Richtung „blaue Bäume“. Hiermit ist das Fressbuden-Areal gemeint, deren Bierbänke unter den Bäumen abends mit blauem Licht angestrahlt werden. Wir verbringen hier sehr viel Zeit, trinken und reden stundenlang über Gott und die Welt. Die ersten Treffen-Metflaschen (deren Preis sich der jährlichen Inflation anpasste) machen die Runde und gemeinsam stoßen wir auf ein wundervolles bevorstehendes Treffen an. Es dauert noch einige Stunden bevor wir wieder nach Hause fahren, aber auch nicht zu spät, da die kommenden Tagen anstrengend genug werden.

Freitag

Die Sonne strahlt mit uns um die Wette und das macht es umso leichter aus dem Bett zu hüpfen, raus zu gehen und das Wetter zu genießen. Es ist ziemlich heiß und wir werden noch richtig schwitzen! Aber darüber werde ich mich sicherlich nicht beschweren, sichert es doch attraktive Fotomotive. ?
Obwohl das Victorian Picknick im Clara-Zetkin-Park auf der ToDo-Liste steht, entscheiden wir uns letztendlich dagegen und scheinen nicht allein mit unserer Entscheidung zu sein. Auch langjährige Picknickfreunde organisieren sich in diesem Jahr abseits des Trubels oder gönnen sich Zeit zum Innehalten mit einem leckeren Eis oder einem kühlen Blonden inmitten Leipzigs Centrum oder einer schattigen Terasse. Berichten zufolge war aber auch ohne unsere Anwesenheit der Part wieder mehr als nur gut gefüllt, da das Picknick Jahr für Jahr mehr Schaulustige und Interessierte anlockt. Im nächstes Jahr sind wir bestimmt wieder mit dabei! Aber auch unser Agra-Rundgang hatte keinerlei Langeweile zur Folge.

Klicke hier für die Fotos von Haujobb

Relativ zeitig führt uns der Weg von der Agra in Richtung Non-Tox. Mein Interesse gilt Haujobb, die Band um Musikgenie Daniel Meyer, welche es schon seit 1993 gibt und die bisher live leider komplett an mir vorbei gegangen ist – shame on me. Es ist schon ein wenig seltsam, ein Szenekonzert in der prallen Mittagssonne zu erleben, büßt es doch immer auch ein wenig an Atmosphäre ein. Jedoch Daniels Energie ist einfach mitreißend, das NonTox gut gefüllt und das Publikum selbst zu dieser Tageszeit bewegungsfreudig. Spätestens jedoch mit „Dead Market“ brechen alle Dämme und das Publikum ist mehr und mehr euphorisch und tanzwillig. Großartiger Auftritt, Hut ab!

Klicke hier für die Fotos von Beyond Obsession

Nach einem Stadtbummel landen wir an der Moritzbastei und genießen die entspannte Wohlfühlatmosphäre des Medieval Markets im untergehenden Sonnenlicht. Bevor es zum Konzert von Beyond Obsession geht, genehmigen wir uns noch eine Stärkung. Bei mir muss es traditionell das hammergeile Chili con Carne sein, welches jedes Mal aufs neue dem Gaumen eine Freude macht. und stellen uns dann bereit für das Konzert von Beyond Obsession. Nun sind wir bereit für die Düsseldorfer. Meine letzte Erinnerung an die Band im Vorprogramm von Solar Fake in Hannover empfand ich nicht so stark. Desto mehr überrascht mich der Auftritt in der Moritzbastei. Zahlreich erscheinen die Fans, füllen sehr schnell die kleine Halle und lassen das Hitzethermometer sehr schnell in die Höhe schnellen. Nils jugendlicher Charme reißt mit und seine Fröhlichkeit ist ansteckend. Textsicher und tanzfreudig zeigen sich die Anwesenden und geben diesem Abend einen stimmigen Abschluss.

(IP)