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Ein wenig Wehmut ist schon dabei, wenn man am letzten Morgen auf dem Zeltplatz aufwacht und schon mal das Zusammenräumen anfängt. Bei dem Programm, das der Samstag bereithält, darf aber eigentlich keine Trübsal aufkommen. Mit Dawn Of Desease, Deserted Fear und Dew-Scented gibt es erst mal eine Auswahl an Death Metal. Ob melodisch oder thrashig, trotz der frühen Stunde versammeln sich schon zahlreiche Besucher vor den Bühnen. Schrittweise wird es dann etwas weniger hart. Tank entführen auf einen Ausflug in den Heavy Metal und The Vintage Caravan bremsen dann mit ihrem teils psychedelischen Rock auf das Tempo der 70er runter.
Da kommen Mr. Irish Bastard im Anschluss gerade recht. Ihr sehr authentischer, Gitarren gestützter Irish Folk lädt zum ausgelassenen Tanzen ein. Dabei haben sie es nicht nötig, mit Kostümen um Aufmerksamkeit zu heischen, sondern setzen einfach auf die Wirkung ihrer Musik. Auf Dauer klingen die Songs zwar doch recht ähnlich, doch der Unterhaltungswert ist definitiv gegeben. Da sie ihr Bier im Backstage vergessen haben, wird ihnen kurzer Hand aus dem Publikum ein Sechserträger vom Bierstand spendiert. Über Punk mit Serum 114 und Death Doom mit Asphyx geht es dann angedunkelt mit Moonspell weiter. Ihre okkulten Themen und düstere Stimmung wirken im prallen Sonnenschein zwar etwas deplatziert, allerdings scheint es die Portugiesen nicht zu stören, denn sie nehmen das frühabendliche Set sportlich. Das riesige Horusauge/Auge des Re auf ihrem Banner passt dann doch noch ein wenig zur Sonne, denn das symbolisiert immerhin die Sonnenscheibe.
Ein persönliches Highlight folgt dann auf der Dark Stage. Die Melodic Deather von Insomnium haben einen guten Querschnitt durch ihre Diskographie vorbereitet und spielen neben älteren Songs auch Teile von Winter’s Gate, dem 40-minüten Album, das aus einem einzigen Song besteht. Die wirklichen Knaller stammen allerdings von Shadows Of The Dying Sun, das von While We Sleep und Ephemeral vertreten wird. Vor allem letzterer Song wurde schon länger nicht mehr live gespielt. Leider fallen auch die Finnen einigen Soundproblemen zum Opfer. So ist die Leadgitarre während eines wichtigen Solos erst ab ca. der Hälfte zu hören, und allgemein ist beim Sound wenig Druck dahinter. Das hat man schon mal besser gehört, ist aber zu verschmerzen.
Nachdem Grave Digger dann ihr klassisches Schwermetall zum Besten gegeben haben geht es direkt wieder zu den Alkoholkonsumenten aus dem Norden. Korpiklaani rocken in bester Waldschrat-Manier die Bühne und werden dafür abgefeiert. Dass aufgrund der finnischen Texte keiner was versteht, spielt dabei keine Rolle. Es fällt aber auf, dass insgesamt viele Highlights fehlen, und fast ausschließlich neuere Stücke gespielt werden. Doch solange sie Vodka spielen, haben sie das Publikum auf ihrer Seite, und natürlich tun sie das dann auch.
Bei Dark Transquillity spielen sich vor dem Auftritt noch dramatische Szenen ab. Live-Gitarrist Chris Amott, seines Zeichens Arch Enemy Mitbegründer, hat bei seinem Flug aus den USA rund zwölf Stunden Verspätung und sitzt dann erstmal in Berlin. Aber wozu befindet sich das Rockharz schließlich auf einem Flugplatz? In einer ad hoc-Aktion werden also zwei Piloten in einem Kleinflugzeug losgeschickt, um den guten Mann einzusammeln. Erst knapp 30 Minuten vor dem Auftritt ist er dann vor Ort. Gelohnt hat sich der Aufriss allemal, denn die Göteburger legen einen wirklich fetten Auftritt auf die Bretter. Mikael Stanne zeichnet sich dabei wie immer durch seine tolle Interaktion mit dem Publikum aus und reißt so wirklich jeden in seinen Bann.
Die wohl zahlreichste Band nach Haggard sind bei diesem Rockharz Eluveitie. Trotz eines neuen Albums in den Startlöchern spielen sie quasi ein Best-of ihrer größten Hits. Zu Anfang werden sie leider von einem immer wieder auftretenden, lauten Knacken begleitet, dass viele Songs, vor allem Omnos, ein wenig versaut. Später ist der Sound aber besser unter Kontrolle. The Call Of The Mountains, bei dem das Publikum meist gefragt wurde, in welcher Sprache man es denn spielen soll, wird auf Englisch gesungen, wo es früher meist Schwizerdütsch war. Zu Kingdom Come Undone gibt es eine Wall of Death und zu Inis Mona dann ganz große Gefühle.
Blind Guardian spielen ihr 1995er Album Imaginations From The Other Side komplett! Sie verzichten aber auch nicht darauf, Valhalla zu spielen, auf das natürlich auch so einige gewartet haben. Feuerschwanz bieten dann um Mitternacht ein letztes Mal die Möglichkeit, das Tanzbein zu schwingen, denn nach ihnen folgen nur noch Alcest, bei denen es naturgemäß langsamer zugeht. Fast hypnotisch wirken ihre ausgeklügelten Melodien, die einen fast nicht mehr loslassen wollen. Sie spielen an diesem Abend zudem auf geliehenen Instrumenten, denn ihre eigenen sind leider nach einem Gig in Spanien hängen geblieben. Trotz aller Widrigkeiten legen die Franzosen einen Wahnsinnsauftritt hin, der die Melancholie des Festival-Abschlusses perfekt einfängt.
So geht ein weiteres erfolgreichen Rockharz Open Air zu Ende. Dank des tollen Wetters müssen die meisten zwar sonnenverbrannt nach Hause fahren, dafür aber trockenen Fußes und mit eingestaubten statt verschlammten Autos. Auf dem Gelände werden bereits emsig Stände abgebaut, und auf der nicht mehr bespielten Dark Stage steht auch nicht mehr viel. Wie immer nach solchen Veranstaltungen verläuft sich alles recht schnell, und den ein oder anderen Bekannten hat man nie mehr wiedergesehen, nachdem er vor fünf Stunden Bier holen gegangen ist. So langsam kapiert man, dass es das jetzt war. Aber einige Bands fürs nächste Rockharz stehen auch schon fest, und mit Equilibrium, Paradise Lost, Amorphis, Eisbrecher und Hammerfall („Harz On Fire Show“ höhö) sieht das auch schon ziemlich schick aus! Wir freuen uns jedenfalls jetzt schon!
(AQ)
Bands Tag 4:
Dawn Of Disease (leider keine Fotos)
Deserted Fear (leider keine Fotos)
Dew-Scented (leider keine Fotos)
Tank (leider keine Fotos)
The Vintage Caravan (leider keine Fotos)
Serum 114 (leider keine Fotos)
Asphyx (leider keine Fotos)
Grave Digger (leider keine Fotos)