25. Night of the Proms in Bremen

Pünktlich zum Einlass am 1. Advent um 16:45 gibt es bereits lange Schlangen vor der ausverkauften ÖVB-Arena in Bremen. Die einen müssen ihre Karten noch abholen, die anderen wollen ihre beliebten Plätze bereits fürs nächste Jahr wieder buchen, denn der Vorverkauf für die Show 2019 startet an diesem Abend.

Stars wie Tim Bendzko, Milow, The Pointer Sisters, Bryan Ferry und John Miles sind dieses Jahr dabei. Ein vielversprechendes Programm.

Den Anfang macht das Antwerp Philharmonic Orchestra begleitet von dem Chor Fine Fleur und unter der Leitung von Alexandra Arrieche. Wie schon in den vergangenen Jahren begeistert die brasilianische Dirigentin mit ihrer ausdrucksstarken, sympathischen Art. Gemeinsam begleiten sie die Prominenz, denn das Motto der Night of the Proms lautet „Klassik trifft Pop“. Doch sie zeigen auch ihr Können und spielen klassische Stücke wie „An der schönen blauen Donau“ DER Walzer schlechthin. Im Innenraum stehen die ersten Paare auf und schwingen das Tanzbein.

Ebenfalls dabei ist The Fluteman (Der Flötenmann). Gekonnt verbindet Gabor Vosteen Comedy und das Blockflötenspiel. Seine Show ähnelt der eines Clowns, doch an seinem Können zweifelt keiner, denn dass er etwas drauf hat, zeigt er mehr als nur einmal im Verlauf der Show. So zum Beispiel bei seinem Markenzeichen…das Spiel auf 5 Blockflöten gleichzeitig.

Als erster „Prom“ betritt Tim Bendzko die Bühne. Wer kennt ihn nicht? –  Er ist schließlich einer der aktuell erfolgreichsten deutschen Singer-Songwritern. Gerade noch auf seiner eigenen Wohnzimmer-Tour unterwegs, unterstützt er nun die Night of the Proms 2018. Sympathisch moderiert er seine eigenen Songs an und erzählt, dass der Song „Keine Maschine“ als Ausrede geschrieben wurde, damit er immer sagen kann, dass er doch keine Maschine wäre.

Nach den ersten paar gesungenen Zeilen wird klar: Bendzkos Musik harmoniert zu 100% mit dem Orchester. Das Publikum ist zu Beginn der Show zwar noch etwas verhalten, dennoch singen einige mit „Muss nur noch kurz die Welt retten, danach flieg ich zu dir…“.  Tim Bendzko ändert gekonnt das Ende des Songs ab und singt „…und gleich bin ich wieder in Bremen.

Moderator des Abends ist Stefan Frech, der in diesem Jahr zum ersten Mal dabei ist. Er leitet das Publikum durch die Show und kündigt die Künstler mit einigen wenigen Informationen an. Aber er nutzt die Gelegenheit auch, um einen kleinen Jahresrückblick zu machen. So erzählt Frech, dass in diesem Jahr die Fernsehserie „Babylon Berlin“ erschienen sei und kündigt somit Rob de Nijs an, der den Titelsong zur Serie singt. Als Teil der Backgroundsänger Pretty Vanillas ist Rob den ganzen Abend eingespannt und immer wieder auf der Bühne zu sehen.

Wer glaubt schon einmal einen Weltklasse Gitarristen gesehen zu haben irrt sich, wenn er noch nicht Petrit Ceku gesehen hat. Er ist ein Meister an der Akustik-Gitarre und zeigt sein Können bei schönster Filmmusik. Dass er die Musik fühlt und eins mit der Gitarre ist, ist wohl jedem im Publikum klar, denn mit fast dauerhaft geschlossenen Augen spielt er die Songs. Bei einem solchen Vertrauen in das Instrument und einem solch sensiblen Spiel ist klar, dass die Gitarre nur im Handgepäck mit ihm reisen darf.

Vertieft in die Musik und Künste von Petrit Ceku brauchen viele Zuschauer in den vorderen Reihen, bis sie bemerken, dass Milow (ebenfalls mit Akustik-Gitarre) mitten im Innenraum auftaucht.

Zusammen mit Ceku spielt er seinen Song „You Don´t Know“. Die vorderen Reihen verfolgen den Song größtenteils über die Leinwand oder bewundern Petrit Ceku auf der Bühne. Nach dem ersten Song läuft Milow durch den Mittelgang auf die Bühne und animiert das Publikum zum Mitsingen. „Oh, oh, you and me“, singen alle mit und zum ersten Mal kommt etwas Stimmung im Zuschauerraum auf. Zuvor haben alle gebannt und fasziniert der Musik zugehört, doch nun stehen die ersten Zuschauer auf und tanzen und klatschen zur Musik. Gefühlt spricht Milow jeden einzelnen mit seinen Blicken an, da kann man nur hinschauen und mitmachen. Kurzerhand verwandelt sich die Halle in einen funkelnden Sternenhimmel. Zu „Ayo Technology“ schwingen viele ihr Handy. Dieses verschwindet jedoch spätestens zu „Howling at the Moon“ in die Tasche. Alle im Publikum stehen und Milow animiert die Zuschauer zuerst zum Bouncen und mit stetiger Steigerung bis hin zum Springen und Abfeiern unter Feuer-Fontainen. Jeder einzelne soll abgehen und alles aus sich rausholen, danach wäre immerhin Pause und man könne sich draußen stärken und ein Getränk zu sich nehmen.

PAUSE

Während die letzten noch ihre Plätze suchen, beginnt das Antwerp Philharmonic Orchestra bereits und leitet die zweite Halbzeit ein. Diese soll es, wie sich herausstellt, noch einmal in sich haben, denn es kommen noch The Pointer Sisters, John Miles und Bryan Ferry.

Mit einem Medley ihrer bekanntesten Songs starten sie ihren Auftritt. The Pointer Sisters nehmen das Publikum direkt mit. In ihren glitzernden Outfits und mit Soulstimmern liefern die drei Schwestern ab und feiern mit dem Publikum. Da darf auch ein Twerk der jüngsten Sister zu „I´m so exited“ nicht fehlen, und plötzlich ist das Publikum ganz „excited“. Bereits im Jahr 2002 waren The Pointer Sisters bereits bei der Night of the Proms dabei, da ist klar, dass sie bei der Jubiläumsausgabe nicht fehlen dürfen. Etwas Soul kann die Show im Übrigen neben den Pop-Artists auch noch gebrauchen.

Eine der tragenden Säulen der Night of the PromsJohn Miles ist auch in jedem Jahr dabei und stellt die Show vom einen auf das andere Mal wieder komplett neu auf die Beine. Er startet seinen Auftritt in diesem Jahr gemeinsam mit Milow, der auch nach der Pause noch einmal seinen neuen Song im Duett präsentieren darf. Miles Hymne „Music“ darf natürlich nicht fehlen und ist auch in diesem Jahr sehr berührend. Er hat es einfach drauf. „Music was my first Love, and it will be my last.“, allein dieses Zitat zeigt, was John Miles die Musik und auch die Show bedeuten. Ob am weißen Flügel, der E-Gitarre oder beim Gesang, er ist Musiker durch und durch. Dies zeigt er auch bei einer sehr bewegenden Version von „Wake me up“ und gedenkt an den, in diesem Jahr, verstorbenen DJ Avicii. Doch in dem Moment, indem das Orchester einsetzt und Miles zu seiner Gitarre greift, wird der Song schneller und bekommt die gewöhnliche Wirkung: Ich will tanzen! Das fühlt auch das Publikum und feiert mit. Es muss sich auch gar nicht hingesetzt werden, denn anschließend spielt er „Jump“ von Van Halen und die Party geht weiter. Auch The Fluteman kommt im Glitzer-Outfit auf die Bühne zurück und begleitet Miles tanzend. Auch Dirigentin Arrieche tanzt mit und so klettert John Miles kurzerhand mit Gitarre zur ihr auf das Podest, flirtet ein wenig und springt passend zum letzten Ton und Abschluss seines Auftritts herunter. Wow…was für ein Show!

Als Headliner der 25jährigen Show der Night of the Proms betritt Bryan Ferry als Letzter die Bühne. Bekannt geworden ist er als Leadsänger der Band Roxy Music und spielt unter anderem auch zwei Songs von dieser. Inzwischen ist Ferry aber wieder Solo unterwegs und geht 2019 auf Welt-Tournee. Ein Glück, dass wir ihn jetzt noch für uns haben. Als wohl immer noch geltender Frauen-Schwarm, macht er die Damen der reiferen Generationen in seinem dunkelblauen Wildleder-Jackett ein wenig nervös und pfeift auf der Bühne vor sich hin.

Dass der mittlerweile 73jährige nicht so wie Milow über die Bühne springt ist klar, doch auch das Publikum ist wieder verhaltener und hört ruhig den Songs von Bryan Ferry und Roxy Music zu. Trotz toller Saxophon Performance zu „Let´s Stick Together“ bleibt die Menge jedoch eher ruhig. Soll das wirklich das Finale gewesen sein?

Nein! Das große Finale steht zum Glück noch aus. Alle Künstler kommen auf die Bühne und performen zusammen einen Song. Doch welchen Song soll man singen? Backstage wurde zu Beginn der Show per Schnick, Schnack, Schnuck entschieden. John Miles gewinnt und entscheidet sich für „Hey Jude“ von The Beatles. Ein Telepromter mit Songtext am Bühnenrand, und das letzte Lied des Abends kann beginnen. Nach und nach kommen alle Stars auf die Bühne und singen zusammen mit dem Publikum „Nah nah nah nah nah nah nah, nah nah nah nah, hey Jude“. Ein perfektes Ende für einen tollen Abend in Bremen.

(AB)

 

Setlist Night of the Proms 2018
1 Ouvertüre Night der Proms 2018 APO/Fine Fleur
2 Adagio 9. Sinfonie Dvorak/APO
3 Mambo APO/Fine Fleur
4 Cardas Gabor
5 Keine Maschine Tim Bendzko
6 Wenn Worte meine Sprache wären Tim Bendzko
7 Nur noch kurz die Welt retten Tim Bendzko
8 Gabor dirigiert Gabor
9 An der schönen blauen Donau APO/Fine Fleur
10 Babylon Berlin Rob
11 Cavatina Petrit Ceku
12 You don’t know Milow & Petrit Ceku
13 You and me Milow
14 Ayo Technology Milow
15 Howling at the Moon Milow
PAUSE
16 Saint Saens-Bacharele APO
17 Medley The Pointer Sisters
18 Fire The Pointer Sisters
19 I’m so excited The Pointer Sisters
20 Tango Petrit Ceku
21 Gabor solo Gabor
22 Lay Your worry down Milow & John Miles
23 Music John Miles
24 Wake me up John Miles
25 Jump John Miles
26  Intermezzo Cavalleria Rusticana APO/Fine Fleur
27 Slave to love Bryan Ferry
28 Avalon Bryan Ferry
29 Jealous Guy Bryan Ferry
30 Let’s stick together Bryan Ferry
31 Hey Jude Finale