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Der zweite Tag startete mit den Dark-Rockern „Lacrimas Profundere“ und so gar nicht dazu passendem Sonnenschein. Die Fans versammelten sich noch etwas spärlich vor der Rock Stage aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Sänger Julian Larre ist noch gar nicht so lange Sänger der Band, dennoch verstand er sich darauf, das Publikum für sich zu gewinnen. „We came here to have some fucking fun!“ rief er lauthals und das merkte man ihm auch an. Er flitzte über die Bühne und wagte mehrere beherzte Sprünge in den Fotograben und die Reihen der Fans.
Van Canto bestritten in diesem Jahr ihren dritten Auftritt beim Rockharz und legten mit „If I die in battle“ auch gleich mal erbarmungslos vor. Mit „Ride the Sky“, „Rebellion“ und „Hells Bells“ fanden sich sowohl Coversongs als auch ein deutschsprachiges Lied „Neuer Wind“ auf der Setlist. Zwischendurch wurden die Fans noch auf ihre Gesangsfähigkeiten getestet- immerhin sind die essenziell bei der a capella Formation. „One for all – All for one!“ wurde in unterschiedlichen Ausführungen vom Publikum zum Besten gegeben, bis Frontman Hagen schließlich das Siegel „Von Van Canto geprüft – Ihr könnt singen!“ vergab.
Auch Coppelius haben etwas zu feiern, 10 Jahre gibt es die Band bereits und so lange sind sie auch schon regelmäßige Gäste des Festivals. Passend dazu wurde Sekt an die Fans ausgeschenkt und Geld in einem Zylinder gesammelt.
Wozu konnte die Band noch nicht so recht sagen, wie Bastille sehr umständlich erläuterte, doch das schien niemanden zu stören. Musikalisch gab es auch einige Schmankerl, unter anderem natürlich „Schöne Augen“ und „Operation“. Ein sehr bunter und fast schon theaterwürdiger Auftritt, bei dem das Musikalische ein wenig in den Hintergrund rückt.
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Schon beim Intro der nächsten Band war das geschulte Ohr sofort im Bilde. „Krieger des Mets“ (mit einer gewissen Ähnlichkeit zum Intro von Game of Thrones) ließ die Menge vor der Bühne gehörig anwachsen und die Vorfreude war bereits spürbar. Feuerschwanz stand in den Startlöchern und zog das Publikum mit „Operation Drachensturm“ und „Die Hörner hoch“ sofort in ihren Bann und das Spektakel nahm seinen Lauf.
Johanna von der Vögelweide teilte schließlich die Fans in zwei Lager und auf Kommando der Mieze sollten die beiden Seiten aufeinander zugehen und sich mal ganz kräftig… umarmen. Erfahrene Feuerschwanz-Fans wussten bereits, dass daraufhin der berühmte „Schubsetanz“ folgen würde, dennoch sah man auch das ein oder andere verwirrte Gesicht. Eine riesige Staubwolke entstand vor der Bühne, es wurde getanzt und gesprungen was das Zeug hielt. Aber wer kann schon bei „Krieger des Mets“ und „Ketzerei“ stillstehen?
Lordi sind nicht nur optisch immer einen Besuch wert, auch die Bühnenshow kann sich sehen lassen. Der Campground lag da wie ausgestorben, nahezu alle Besucher des Rockharz schienen sich auf dem Infield versammelt zu haben, um sich das nicht entgehen zu lassen. Zu „Sexorcism“ räkelte sich eine Zombiedame über die Bühne, fiel aber zwischen den aufwendigen und schaurigen Kostümen der Musiker schon fast nicht weiter auf. Zwischendurch wurde auch noch eine Nonne ermordet, Alltag bei finnischen Heavy Metal Bands, möchte man meinen.
Mr. Lordi bemerkte scherzhaft „Es ist scheiße heiß hier!“. Ja, in so einem Kostüm bestimmt! Da es bereits Abend wurde sanken die Temperaturen beachtlich, dennoch ließ der Frontmann sich davon nicht beeindrucken „You wanna get naked?“ rief er und lieferte damit die perfekte Überleitung zu „Naked in my cellar“. Nach „Who´s your Daddy?“ durfte zum Schluss natürlich „Hard Rock Halleluja“ nicht fehlen.
Hämatom starteten mit einem lautstarken „Die maskierten Freaks sind wieder da!“ aber das ging schon fast in den Jubelschreien unter. Es wurde eine verdammt staubige, aber auch extrem krasse Party. „Eva“, „Alte Liebe rostet nicht“ und „Ich hasse dich zu lieben“ wurden begeistert mitgesungen und den Anweisungen von Sänger Nord brav Folge geleistet.
Besonderes Highlight: Schlagzeuger Süd wurde auf einer Platte mitsamt Mini-Schlagzeug über die Menge getragen. Welcher Drummer kann schon sagen, während der Show Crowdsurfen gewesen zu sein? Zum Abschluss gab es noch Werbung in eigener Sache: Das Maskenball-Festival, ins Leben gerufen von Hämatom selbst, darf gerne und zahlreich besucht werden. Ende der Durchsage!
Wintersun ließen sich für ihren ersten Auftritt beim Rockharz etwas Ungewöhnliches einfallen: Zum 15-jährigen Jubiläum ihres ersten Albums spielten sie dieses in voller Länge. Melodic Death Metal geht einfach immer. Bekanntermaßen haben die Songs an sich schon eine beachtliche Spieldauer, aber das konnte das Publikum nicht abschrecken. Es wurde mitgesungen und bei „Death and the healing“ hier und da auch ein Tränchen verdrückt.
Zum Schluss bedankte die Band sich überschwänglich bei den Fans und war sichtlich gerührt von der Begeisterung und den Zugabe-Rufen. Das wird wohl definitiv nicht der letzte Auftritt von Wintersun im Harz gewesen sein.
Cradle of Filth begannen ihren Auftritt sehr mystisch, zu einem düster-melodischen Intro betraten die Musiker die Bühne und Sänger Dani Filth war verhüllt von einem Kapuzen-Cape. Dieser Bann wurde mit dem Beginn von „Thirteen Autumns and a Widow“ zwar gebrochen, dennoch entwickelte sich eine Show, von der man sich nicht losreißen konnte.
Ansagen gab es kaum, aber das war auch nicht nötig. Die Atmosphäre war einzigartig, die Fans hellauf begeistert und zudem sehr textsicher. Klassiker wie „Nymphetamine“ und „Her Ghost In The Fog“ taten da ihr Übriges. Der nicht enden wollende Applaus nach der Show zeigte deutlich, dass das Set auch gerne noch hätte weitergehen können.
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Der absolute Headliner war Amon Amarth! Neben dem Bühnenaufbau, ein Wikinger Drachenboot mit dem Schlagzeug in der Mitte, gab es eine volle Ladung Metal aus Schweden. Holla die Waldfee, die Bühne brannte nicht nur ein mal. Neben Flamejets wurden Böller gezündet und zum Schluss gab es einen brennenden Vorhang aus Goldregen. Musikalisch sei es eine Melodic-Death-Metal-Band. Die Jungs machten alles richtig. Die Stockholmer um Johan Hegg spielten vor vollem Infeld ein komplettes Konzert und die Fans feiern es. Jeder Song konnte im Publikum fehlerfrei mitgesungen werden. Was sollt diese Urgesteine noch toppen?
Witt, der Late Night Slot
Nach einem Unwetter- Intro und „Herr der Berge“ musste Joachim Witt erst mal seinen Unmut über verschieden Dinge loswerden. Auch das Publikum wurde dabei nicht außer Acht gelassen und mit einigen spitzen Bemerkungen, beispielsweise über den Alkoholpegel, versehen. Dabei schien ein Großteil der Menge zu dieser späten Stunde eher Tourismus zu betreiben, als von wahrer Fanliebe vor die Bühne getrieben worden zu sein. Selbstironisch kündigte der 70 jährige Witt an „Wollt ihr mal einen Schlager hören?“. Darauf folgte „Die Flut“ und natürlich „Der goldene Reiter“. Nach der ganzen Action der vorangegangenen Bands wirkte die Schlichtheit der Show und der Bühnengestaltung geradezu erfrischend. Mit „Strenges Mädchen“ verabschiedete sich das Urgestein der Szene von der Bühne und der zweite Tag des Festivals ging (zumindest musikalisch) zu Ende.
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(VS)