30 JAHRE ROCKHARZ FESTIVAL 2023 – der Freitag

Tag 3: Freitag, 07.07.2023

Hier geht es zum Mittwoch, Donnerstag und Samstag.

Das Thermometer ist wieder ein Stück nach oben geklettert, als wir uns pünktlich zur ersten Band des Tages vor der Rock Stage einfinden. Nach Children of Grotesque gibt es auf der Dark Stage The Legion:Ghost, deren Metalcore deutlich besser reinläuft als die neue deutsche Härte ihrer Vorgänger. Musikalisch bleiben sie an diesem Vormittag der Exot, denn mit Null Positiv geht es wieder Richtung NDH, allerdings mit deutlich mehr Finesse und Abwechslung sowie weiteren stilistischen Einflüssen. Auch der Wechsel zwischen Klargesang und Growls steht der Band gut.

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Deutschrock bieten im Anschluss Rauhbein an, die mit viel Pathos Resilienz besingen, auch wenn sie es selbst verbal etwas anders ausdrücken. Durch eine Geige sowie die keltische Ästhetik des Backdrops kommt in der Tat so etwas wie ein leicht irischer Vibe auf.

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Danach fahren All For Metal alles auf, was die Klischeekiste herzugeben hat. Dass sie mit ihrem True Metal die neuen Manowar werden, ist unwahrscheinlich, aber sie wurden zumindest so konzipiert, dass sie bei ihrer Zielgruppe gut ankommen und außerhalb derer wenigstens für Unterhaltung sorgen. Das versammelte Rockharz-Publikum scheint jedenfalls Spaß zu haben.

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Mit deutlich weniger Theatralik kommen die Burning Witches aus. Die Schweizerinnen steigen rasant in ihr Set ein und ihre niederländische Fronterin Laura Guldemond begrüßt das Rockharz auf Deutsch mit „wir freuen uns, mit euch eine geile Party zu machen.“ Bloodbound bleiben danach im gleichen Genre, bevor es mit Septicflesh eine Breitseite Death gibt. Wie bereits As I Lay Dying haben Septicflesh das Problem, dass die Airline Teile ihres Equipments verloren hat. So befinden sich die für die Ästhetik eigentlich sehr wichtigen Bühnenoutfits in Wien. Auch sonst haben sie einige Probleme. Die orchestralen Arrangements, ein zentraler Part, sind im Mix oft kaum zu hören. Ebenso der Klargesang von Sotiris Vayenas, der vom Band kommen muss, da er selbst nicht anwesend ist. Trotz aller Widrigkeiten liefern sie jedoch ab, steigen mit „Portrait of a Headless Man“ stark ein und halten das Niveau. Einzig ihre Angewohnheit, sich nach jedem Song kurz aus dem Sichtfeld der Fans zu verkrümeln, ist irgendwie merkwürdig.

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Nachdem Destruction das Publikum auf der Rock Stage mit einer Portion teutonischem Thrash versorgt haben, steht auf der Dark Stage eine echte Weltpremiere an. Equilibrium, die sich im Oktober 2022 von ihrem langjährigen Sänger Robse getrennt haben, stellen Fabian Getto, den neuen Mann am Mikro, vor. Kurz zuvor ist das erste Musikvideo mit ihm online gegangen, doch die Besucher:innen des Rockharz bekommen ihn, als allererste live zu sehen. Equilibrium machen es spannend und kommen zuerst ohne Sänger auf die Bühne. Getto springt dann beherzt dazu und beweist augenblicklich, dass die Band mit ihm die richtige Wahl getroffen hat. Als ersten Track haben sie natürlich die erst vor wenigen Stunden veröffentlichte Single „Shelter“ gewählt. Wert auf Epik legen auch Sonata Arctica, wie bereits ihr Intro zeigt. Es wird jedoch ein wenig kitschiger als noch eben bei Equilibrium, denn mit ordentlich Keytar-Geklimper, teilweise gemeinsam mit der Gitarre als Doppel-Lead, dudelt es schon ordentlich. Gerade das kommt bei den Fans des Melodic Metal, die sich zahlreich versammelt haben, aber sehr gut an.

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Mit Versengold wird es im Anschluss erst einmal folkig. Sänger Malte Hoyer begrüßt die Menge mit einem lauten „Habt ihr Bock mit uns zu feiern?“ Was für eine Frage! Die Spielmänner haben ihre Fans sofort im Griff. „Respekt, es ist so verdammt heiß, ich habs keine zehn Minuten da unten ausgehalten,“ gibt Hoyer zu. Eine kleine Premiere gibt es auch noch, als „Flaschengeist“ vom kommenden Album „Lautes Gedenken“ zum ersten Mal vor Publikum gespielt wird. Zum Abschluss begeben sich Hoyer und Bassist Eike Otten für „Die letzte Runde“ ins Publikum und lassen ihren Auftritt mit dem traditionellen Abgesang und einem Dank an das Rockharz und die gesamte Crew ausklingen. Der Folk-Zug ist deshalb aber noch nicht abgefahren, denn Korpiklaani legen direkt los und legen noch eine Schaufel Humppa obendrauf. Wie immer laufen „Beer Beer“ und „Vodka“ natürlich am besten.

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Wem die AC/DC-Tickets zu teuer sind, für den oder die sind Airbourne eine echte Alternative. Stilistisch bleibt daher nicht mehr viel zu sagen, doch die Stärke der Band liegt ohnehin in ihrer Show. Die Musiker arbeiten an ihren Instrumenten härter als so manche Baustellencrew an ihren Werkzeugen, und Fronter Joel O’Keeffe ist schon während des ersten Songs so schweißnass, dass er aussieht wie eingeölt (- vielleicht ist er auch einfach eingeölt). Der Höhepunkt der Show ist, als sich O’Keeffe Gitarre spielend auf den Schultern eines wohl eigens dafür angestellten Herren durch die Menge tragen lässt, dort eine Bierdose an seinem Schädel zerkloppt und den Umstehenden so eine Bierdusche verpasst. Rock ’n‘ Roll und so.

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Ziemlich egal, was tagsüber läuft, den Headliner stellen an drei von vier Festivaltagen schwedische Größen des Melodic Death, wenn auch in sehr unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. An diesem Freitag sind es die zugegebenermaßen mittlerweile eher internationalen Arch Enemy, die den Höhepunkt des Abends bekleiden dürfen. Das Infield ist erwartungsgemäß zum Bersten voll. Neben einigen Stücken vom aktuellen Album „Deceivers“ bieten Arch Enemy einen guten Querschnitt durch ihre Diskografie und liefern natürlich auch die fast schon obligatorischen Tracks „Ravenous“, „My Apocalypse“, „Nemesis“ und „We Will Rise“. Obwohl sie die Show so routiniert durchziehen, dass sie ab und an ein wenig durchchoreografiert wirkt, bleiben sie doch als Musiker:innen authentisch. Die Gitarristen Michael Amott und Jeff Loomis werfen sich den Ball zu oder showcasen Doppel-Leads, während Fronterin Alissa White-Gluz als Signature-Move immer wieder ihr Mikro in die Luft wirft und wieder auffängt. Arch Enemy sowie andere Bands sprechen auch ein trauriges Thema an. Wie Fans bereits im Rockharz-Programmheft nachlesen konnten, starb nur einige Wochen vor dem Festival Dirk Lehberger, der für das Rockharz sowie viele Bands unter anderem das Booking, aber auch vieles mehr, gerockt hat. Ihm widmet die Band „As the Pages Burn“ and fordert das Publikum auf, „make it count!“ Mit Firkin als After-Headliner geht der Freitag dann aber etwas unbeschwerter zu Ende.

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(AQ & VD)

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Children of Grotesque

 

 

 

Rauhbein

 

 

 

All For Metal

 

 

 

Burning Witches

 

 

 

Septicflesh

 

 

 

Equilibrium

 

 

 

Sonata Arctica

Versengold

 

 

 

Airbourne

 

 

 

Arch Enemy

Firkin