RockHarz der Donnerstag

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2016-07-07-12-54-27_rhz_DSC_5032Wer sich Donnerstag früh nicht aus dem Zelt schälen konnte verpasste The New Roses, die mit gut gelauntem Rock um die Mittagszeit den ersten offiziellen Festivaltag einläuteten. Die Sonne schien vom Himmel und die kleine Crowd zeigte sich noch ziemlich träge. Auch der Deathmetal von Hackneyed lockte noch nicht allzu viele aus der Reserve. Vierzig Minuten solide Show, doch die Stimmung war nur schwer zu heben. Kein Wunder, denn die Temperaturen stiegen und es war immerhin erst 13.30 Uhr. Zu dieser Stunde ist Anwesenheit bei einem Festival das größte Kompliment und Hackneyed ließen sich trotzdem nicht aus dem Konzept bringen und schossen sogar ein Abschlussfoto mit dem Publikum.

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2016-07-07-15-11-04_rhz_DSC_5135Die Temperaturen stiegen weiter an, doch das hielt die Festivalbesucher nicht davon ab unablässig die Teufelsmauer zu besteigen. Die Schlange auf dem Hügel schien zu jeder Tageszeit gleich lang zu sein.
Und bei dieser Hitze starteten Grand Magus. Stilvoll, mit dem Titelsong des Filmklassikers „Conan – der Barbar“ als Intro, betraten sie die Rock Stage. Die Schweden hatten ihr neues Album „Sword Songs“ im Gepäck, aber auch die alten Hits kamen nicht zu kurz. In die recht kurze Spielzeit schienen sie alles an Songs hinein pressen zu wollen, was nur möglich war, zur Freude des Publikums das langsam wach wurde. Bei Songs wie „Oaks Strikes The Water“ oder „Hammer Of The North“ konnte mitgesungen werden und auch mit Pommesgabel und Applaus wurde nicht gegeizt.

2016-07-07-18-32-02_rhz_DSC_5221Ein seltener Gast erschien dann um 18.20 auf der Rockstage. Die Kanadier von Annihilator betraten das Spielfeld – zuletzt waren sie 2003 am Rockharz gesichtet worden und Sänger Jeff Waters erinnerte sich noch daran. Die Musiker lieferten eine solide Show ab und rasten auf der Bühne hin und her wie junge Hirsche. Doch Jeff Waters stand zu seinem Alter und berichtete dem Publikum nicht ohne Stolz, dass er bereits 50 Jahre alt sei – da fiel so manchem Zuschauer doch die Kinnlade runter, denn das würde man bei ihm nicht vermuten. Hut ab! Der Elan auf der Bühne steckte das Publikum an und übermütig versuchte Jeff das Publikum davon zu überzeugen nicht Fußball in der speziell eingerichteten Pulic Viewing Area des Festivals zu schauen, sondern sich lieber die Bands anzusehen.

2016-07-07-20-18-22_rhz_DSC_5243Zum Glück kühlte der Tag nach Soilwork ein wenig ab, denn mittlerweile waren schon einige Rothäute unter den Zuschauern. Gamma Ray wurden bereits freudig von einer großen Menge erwartet. Ein oldschool Backdrop mit einem Skelett, das den 90ern entsprungen schien, zierte die hintere Bühnenwand. Als die Band auftauchte wurde sie durch ein Pommesgabelmeer begrüßt und es ging gleich richtig punkig mit „Heaven Can Wait“ los. Eine Band mit überwiegend älteren Bandmitgliedern… alt ja, aber auf keinen Fall in die Jahre gekommen. Mit glasklarem Sound und mitreißenden Songs wie „Fight“ oder „Induction“ war die Menge sofort beim Mitsingen und Jubeln dabei. Die Band zeigte sich bestens gelaunt und war auch für Scherze zu haben. Viel zu schnell war die Spielzeit der Stimmungskanonen vorbei.

 

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Trotz EM Halbfinale blickte ein sehr großes Publikum dem Auftritt von ASP entgegen. Wer die Band schon einmal live gesehen hat, weiß dass man von einer ASP Show nicht enttäuscht wird und die qualitativen Ansprüche stets hoch angesetzt sind. So auch dieses mal. Unter einem Sprühfeuerwerk, das wie Regen hinabfiel und eine in blaues Licht getauchte Bühne, „Das Wechselbalg“ auf den Lippen, wusste man kaum wo man zuerst hinsehen sollte. Doch das war weniger wichtig, denn für die Ohren gab es schließlich auch einiges. Mastermind Alexander „Asp“ Spreng wurde seinem vorauseilenden Ruf einmal mehr gerecht und fegte gut gelaunt im Rampenlicht umher. Bevor er mit „Souvenir“ durchstartete ließ er allerdings ein paar Federn – doch nur im bildlichen Sinn, indem er Federn im Publikum verteilte. Zu Highlight des Songs regnete es erneut Funken. Als ASP sich mit den passenden Worten „Mit Sicherheit seid ihr ein Anblick, den ich als Andenken mit nach Hause nehmen werde“, an das Publikum wandte, schien der magische Moment perfekt.
ASP hatte sein Publikum voll und ganz im Griff. Es klebte an seinen Lippen und griff seine Animationen sofort auf. Die Atmosphäre war phantastisch. Offensichtlich verstanden viele den Text von „Werben“ falsch („…fülle mich mit Leben, fülle mich mit Bier… ääääh dir… oder doch Bier…?“), aber das steigerte nur die Ausgelassenheit. Eine Dampffontäne untermalte „Eisige Wirklichkeit“; ASP verstanden sich wirklich auf Unterhaltung und nutzten die gesamte Bandbreite an Effekten. Doch dies konnte nicht von der ausgezeichneten musikalischen Qualität ablenken, die der Show in keinem bisschen nachstand. Die ersten Pyroeffekte des Festivals wurden dann bei dem Klassiker „Ich Will Brennen“ gezündet und bei diesem Song taute auch noch den letzte Tanzmuffel auf.

2016-07-07-22-54-03_rhz_DSC_5383Kurz vor Saxon’s Auftritt erstrahlte der Rockharz Banner zwischen der Rockstage und der Darkstage in blutrotem Licht. Aus den Lautsprechern tönte ACDS’s „It’s A Long Way To The Top“, das dann allerdings unwürdig abgewürgt wurde, als Saxon mit ihrer Show begannen. Die Urgesteine des Heavy Metal langten gleich in die Saiten. Rote und blaue Dampffontänen begleiteten Peter „Biff“ Byford. Mit Hits wie „I’ve Got To Rock (To Stay Alive)“ und „Power And The Glory“ überzeugten die älteren Semester die gesamte Crowd. Auch die Pyros fanden wieder ihren Einsatz bei „Bataillons Of Steel“. Und dem nicht genug, die Pyroeffekte gab es auch in knallrot! Zu „20000 Feet“ wechselten die Bühnenlichter von Grün in Gelb zu Blau und Weiß Orange – die Lichttechniker gerieten bei Saxon sicher schwer ins schwitzen! Doch meisterten sie ihren Job mit Bravour. Der Eindruck der Bühnenshow war überwältigend und auch der Sound – man kann es nicht oft genug erwähnen – war einwandfrei.

Die Norweger von Enslaved brachten den Festival-Donnerstag zum Abschluss. Mit dem Intro zum Soundtrack des Filmklassikers „Clockwork Orange“ schafften sie eine wirkungsvolle Atmosphäre. Dies wurde allerdings jäh durch einen krassen Break zu ihrem ersten Song „Jotunblod“ unterbrochen. Ein heftiger Break fand auch im Publikum statt. Einig größere Horde verließ das Festivalgelände, doch es blieben noch genügend vor der Bühne um dem Pagan Black Metal zu feiern. Obwohl die Party etwas abgeflaut war. Wahrscheinlich waren die meisten von dem heißen Tag geschlaucht, was gut nachvollziehbar war. Trotzdem wurde ausreichend gejubelt bei der hauptsächlich mit älteren Songs bestückten Setlist. „The Crossing“ , „Fusion Of Sense And Earth“ oder „Allfǫðr Oðinn / Slaget i skogen bortenfor“ entlockte der Menge zum Ende der Show großen Applaus.

Dann hieß es für die meisten ab ins Zelt und den Sonnenbrand auskurieren und auf den am nächsten Tag folgenden Bierbrand hinarbeiten. Ziemlich schnell kehrte Ruhe auf dem Zeltplatz ein. Naja eher gesagt Festivalruhe, denn auf einem Festival ist es selten komplett ruhig.

(MS)

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