Milow – From North To South 2011

Milow From North To South 2011
Montag, 16.05.2011 Musikzentrum Hannover

M I L O W
Mit neuer Single & Album im Sommer auf Tour
Aktuelle Single „You And Me (In My Pocket)“ auf Chartkurs
Brandneues Album „North And South“ erscheint im April
Zusätzlich vier exklusive Club-Shows im Mai

Milow auf musikmag.de: 2016 & 2016

Ein romantischer Riese:

Während seine neue Single sich globaler Beliebtheit erfreut und tausenden Menschen täglich aus dem Radio entgegenweht, setzt Milow am heutigen Abend eher auf die Intimität des kuscheligen Musikzentrums. Statt der Tausenden vor dem Radio stehen hier nur 500 vor der Bühne des ausverkauften Clubs. Doch eben das macht diesen Abend so besonders atmosphärisch.

Lampenfieber dürfte er eigentlich nicht haben, denn schließlich macht er mit seinem ersten Song „I ain’t scared“ klar, dass ihm nichts so schnell Angst macht – nicht ein mal Lady Gaga. Aber die ist ja ohnehin nicht da. Dafür aber eine ganze Menge anderer junger Ladys. Ein paar weniger jedoch, als man bei dem doch sehr einfühlsamen Sänger vielleicht erwartet hätte. Die männliche Fraktion ist zahlenmäßig recht präsent am heutigen Abend. Hannover hat eben eine große Romantiker-Riege.

Und unter Romantikern dürfte sich der gebürtige Belgier eigentlich recht wohl fühlen, denn lauscht man seinen Zeilen, bleibt es nicht lange im Verborgenen, dass dessen Gefühlswelt ein wenig bunter ist als die einiger seiner männlichen Mitmenschen. Und so kann es schon passieren, dass man bei seinen Gitarrenklängen, untermalt mit lupenreiner Säuselstimme, ins Träumen gerät von einem Feuerwerk am Flussufer in trauter Zweisamkeit.
Doch Jonathan, wie der sympathische Hüne auf der Bühne in Wahrheit heißt, kann nicht nur säuseln. Mal sind seine Songs countryhaltig aufgepeppt, mal vom King of Rock’n’Roll inspiriert. Doch zwischendurch macht er immer wieder das, was er am besten kann und wird romantisch. Dabei verwandelt er sogar die laszive Rapper-Nummer „Ayo Technology“ in einen Song, dem man vom Arrangement her nie etwas anrüchiges unterstellen würde, wäre da nicht der eindeutig zweideutige Text. Die Frauen lieben ihn dafür.
Die ausbaufähige stimmliche Variation gleicht sich durch gelungenes Songwriting und abwechslungsreichen Instrumenteneinsatz elegant wieder aus und wird so schon bald zur Nebensache. Die Sehnsucht ist es, die sich in fast jedem Song in den Vordergrund spielt. Mal sehnt man sich gemeinschaftlich nach Freiheit, dann nach Ferne, oder nach der Liebsten und den fleischlichen Genüssen. Die Damen sehnen sich durchweg nach mehr – mehr Milow. „Du weißt nichts über mich“, so heißt es im Refrain eines seiner großen Hits, den die Damen und Herren in Hannover, wenn auch nicht ganz textsicher, ihrem Idol entgegen singen. Und vermutlich weiß Milow tatsächlich nicht viel über die junge Dame, die es irgendwann nicht mehr aushält vor Sehnsucht und sich in einer kurzen Pause ein lautstarkes „Marry me!“ von der Seele brüllt. Muss man denn den anderen auch unbedingt kennen, bevor man ihn heiratet? Milow zögert dennoch mit der Antwort, quittiert es aber mit einem charmanten Lächeln, das die Dame in ihrem Entschluss noch bestärken dürfte.
Bei „You and me“ wäre sie aber vermutlich nicht die Einzige, die sich gern als Meerjungfrau von Milow in dessen Badewanne umsorgen lassen würde. Der Song mit Ohrwurmqualität kommt live leider nicht ganz so flockig und verspielt daher wie aus den anfangs erwähnten tausenden Radios, weiß aber dennoch zu begeistern. Immerhin beweist man Humor und nimmt sich mit einem kurzen Ausschnitt aus Paul Simons ähnlich daher kommenden „You can call me Al“ ein bisschen selbst auf die Schippe.
Als Zugabenschmankerl gibt es noch ein paar sehr zärtliche Balladen mit gesanglicher Unterstützung von Nina Babet, während sich die Gänsehaut von der Bühne bis in die letzten Reihen schleicht.
Mit „Little in the middle“ glättet Milow noch ein letztes Mal die aufgestellten Härchen und bringt Schwung ins Musikzentrum. Ein Song mit überschwänglich angekündigtem Ukulelen-Solo und Hit-Charakter, der „You and me“ bald in den oberen Charträngen ablösen könnte. Im November, wenn Milow zurückkehrt nach Hannover, wissen wir bestimmt, welcher der beiden Songs das Rennen macht. Zunächst aber rennen seine Fans, nämlich in den Eingangsbereich, wo der belgische Riese noch fleißig und hautnah Autogramme verteilt, bevor er weiter zieht, um ein bisschen mehr Romantik unter die Menschen zu bringen.

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js