Freunde meinerseits wissen, dass ich kein großer Fan von deutschsprachiger Musik bin. Das liegt zum Großteil an der Art und den Themen der als Muttersprachler zu verstehenden Texte, aber auch an dem alltäglichen Einheitsgedudel der Mainstreamstücke deutscher Musiker auf allen Radiosendern.
Meine persönliche Klassifizierung heißt normalerweise „Duschmusik“, die kann jeder auch im Halbschlaf mit trällern und sich die Texte merken.
Auf die Frage, hast Du Lust zum Konzert von Laith Al-Deen zu kommen, wollte mir spontan ein „Nein, Danke für das Angebot“ über die Lippen gehen.
Aber ein kurzes Nachdenken und das Bewusstsein hier einen Musiker erleben zu dürfen, der seit 2000 erfolgreich und standhaft in seinem Genre unterwegs ist, mehrere Preise erhalten hat und somit keiner der kurzweiligen, Beliebigkeits-Sterne am Künstlerhimmel darstellt, lies ein „Ja und ich bin gespannt“ folgen.
Der Abend beginnt mit Damian Lynn, der als Vorband das Capitol erwärmt. Gesang, Akustikgitarre und Schlagzeug (Marcel Munz) richtig angewendet, bringt Spaß in die Bude. Die Stimmung steigt. Es wird rockiger und die Animation an das Publikum zieht.
Als schließlich Laith Al-Deen die Bühne betritt (Alles hat seine Zeit) ist die Stimmung gespannt, neugierig und erwartungsvoll.
„Kleine Helden“, „Alles dreht sich“ und „5 Sekunden“ nehmen den energetischen Fluss auf. Dann kommt das erste mal Bewegung ins Publikum!
„Geheimnis“ bringt die Hände nach oben und zeigt den Wunsch nach mehr. „Dein Lied“ als Hommage an die Anwesenden nach dem ersten Drittel eröffnet den Chorgesang und führt zu stürmischen Applaus.
Es geht aber auch etwas nachdenklicher – „Feuer“ zwingt zum Zuhören und ist mit unterstreichender musikalischer Untermalung der Band einer der feinsinnigen Höhepunkte. Dieser wird direkt von einem richtig guten Gitarrensolo (Ole Rausch) in dem leicht jazzig anmutenden Stück „Ich mag wie Du mich liebst“ verfolgt. Laith Al-Deen wagt das nicht selbstverständliche und sucht die Nähe im Publikum. Ein kurzer Ausflug in die Mitte des Saals lässt die Herzen höher schlagen. Er spielt gemeinsam mit dem Publikum ein ausgedehntes Stück. Großartig! Das ist Respekt auf allen Seiten.
Die weitere Set-Liste schafft es die Anwesenden vollständig in Ihren Bann zu ziehen.
Ein Konzert nach allen Regeln der Kunst macht den Abend für 900 Besucher rundherum zu einem Erlebnis.
Selbst Deutschpop-Nichthörer können ins Summen kommen und den Abend genießen.
Laith Al-Deen ist Musiker und Künstler, der überzeugt und sich schon längst mit seiner Vielfalt von der Masse absetzt!
Die „Mauth-Art“ Einlage von ihm und dem Bassisten (Frieder Gottwald) ist an Klasse schwer zu überbieten. Ein kleines Battle mit dem Taktgeber (Dave Mette) zeigt die Stärken der einzelnen weiteren Bandmitglieder (Keyboard Tobi Reiss, Keyboard/Gitarre Andie Mette).
Das leicht Soulige in der Umsetzung unterstützt durch die Band macht den Unterschied. Ich kann nur sagen, dass ich froh bin den Abend zugesagt und meine Ohren geöffnet zu haben.
Gelegentlich einen Besuch eines Konzertes außerhalb des eigenen Horizonts einzuplanen kann nur von Vorteil für die Geschmacksvielfalt sein.
Daher kann ich empfehlen – einmal muss man Laith Al-Deen gesehen haben. Überzeugte dürfen dieses natürlich auch Wiederholen. Schaden tut es der guten Musikkultur garantiert nicht und Qualität schlägt auf Dauer Quantität. So hebt sich die Hoffnung, das mehr deutsche Musiker mit nachhaltiger Vielfalt dem Einheitsgedudel der Radiosender doch noch trotzen.
Ziel erreicht: Schöner Abend und Horizont mit „Wieder unterwegs“ erweitert!
Cora
Intro – Alles In Dir
Alles in Dir
Kleine Helden
Alles dreht sich
5 Sekunden
Geheimnis
Dein Lied
Feuer
Ich mag wie Du mich liebst
Im Vorbeigehen
Elektrisch
Alles auf Anfang
Sicher sein
Du fehlst
Worum es Dir geht
Bilder von Dir
Mit mir
Heimathafen
Nur wenn sie daenzt
Bleib unterwegs