Sparsamkeit. Das ist eine Sache der Schwaben. Bisher. Finnen sind es auch. Denn nach nur einer Stunde war Feierabend bei diesem Konzert von 69 Eyes an diesem 18. November. Ok, es folgten noch drei Songs als Zugaben. Aber dann war richtig Schluss. Und das war richtig schade.
Denn die Finnen performten, was Drumsticks, Basssaiten und Scheinwerfer so hergaben. Nicht zu letzt, um das neue Album Universal Monsters zu promoten. Knapp vier Jahre sind seit der Veröffentlichung von „X“, dem letzten und zehnte Studioalbum, ins Land gegangen, in denen sich die Finnen in Mitteleuropa auch einigermaßen rar gemacht hatten. Mit „viel Kraft und Willen, neue Musik zu erschaffen“ drohten sie nach eigenem Bekunden mit Universal Monsters ihren möglicherweise letzten Wurf dieser Art an. Was eigentlich schon mal gar nicht geht.
Denn die Hannoveraner Fans feiern ihre Dark-Rock-Helden euphorisch. Zumal auch live unüberhörbar war, dass Johnny Lee Michaels intensiv als Produzent am neuen Album mitgewirkt hat, denen die Freunde der Finnen schon die legendären Alben Blessed Be (2000) und Paris Kills (2002) zu verdanken haben. Mit ihm kam die alte Magie zurück – und so standen an diesem Abend Klassiker wie Gothic Girl, Chair oder Wasting the dawn ebenbürtig in einer Reihe mit Miss Pastis oder Dolce Vita vom neuen Album Universal Monsters, denn das jüngste Album knüpft anstandslos an das an, was die Finnen Anfang der 2000-er Jahre groß gemacht und auf deutsche Bühnen wie die vom M’era Luna oder dem Wave Gothik Treffen gekickt hat: satte Bässe, kraftvolle Gitarren, eingängige Melodien, sauber-düsteres Gothic-Rock-Ambiente.
Im Vordergrund der Show aalte sich Sänger Jyrki in der Gunst seiner Fans. Und hauchte halbe Songs in die tiefen Ausschnitte schwarzer Shirts seiner weiblichen Fans, die sich vor allem in der ersten Reihe aufgebaut hatten – und deren schwarz-düstere Herzen vermutlich in serienreife dahinschmolzen. Es schien, als flirte er mit jedem einzelnen Gast, tauschte oft tiefe Blicke und vielsagende Gesten aus und posierte engagiert für Handykameras der Fans und vor den Objektiven der Fotografen. Da war es völlig egal, dass sich unter der Lederjacke inzwischen ein klitzekleiner Bauchansatz abzeichnete und die einst lange Matte einem artigen Kurzhaarschnitt gewichen war. Da rannten dem Sänger die Schweißperlen von der Stirn, bis er irgendwann auch seine Sonnenbrille absetzte, ausgelassen tanzte, sich zu irgendwas zwischen Michael Jacksons Moon Walk und Elvis‘ Rock’n’Roll hinreißen ließ – und eine fette Party anschmiss. Die mit Lost Boys ihren letzten Höhepunkt an diesem Abend feierte. Es war eine kurze Party. Dafür eine perfekte.
(Text+Fotos: km)