Eigentlich könnte es so einfach sein, Ihre Erwartungshaltung zu erfüllen: Ein einfacher Konzertbericht, wie es diese in vielfacher Form, von vielen tollen Konzerten gibt. Wir dokumentieren regelmäßig Konzerte voller toller Songtexte und versuchen die Stimmung für euch in Textform zu bannen. Aber so einfach ist es eben nicht, da es heute um Knorkator geht. Wir könnten jetzt anfangen, Sie mit allerlei vulgären (ARSCHGESICHT (leider nicht gespielt an diesem Abend)) Worten zuzuscheißen und dabei sowohl Sie als auch uns zu beleidigen. Alternativ könnte ich eine Dokumentation über das ELDORADO (13), also „ein sagenhaftes Goldland im Inneren des nördlichen Südamerika“ (Quelle: Wikipedia – wer bitte schreibt sowas?) verfassen. Sekunde, ich geh mal kurz Alufolie holen. Noch schnell die Klobürste aus dem Bad mitgenommen, schon wäre ich perfekt ausgerüstet um Ihnen zu erklären, das ICH (bin) DER BOSS (viertes Lied an diesem Abend) bin und DU NICHT (Nummer 6 auf der Setlist). Es wäre mir nun Möglich über allerlei Unsinn zu reden und DU (Johanna) BIST SCHULD (18) daran. Wie wäre es mit kruden Verschwörungstheorien oder Fake-News (warum heißt so eigentlich kein Knorkator–Song – der Themenkomplex ist bescheuert genug als dass sich die meiste Band der Welt dessen annehmen könnte), aber lassen wir das. Wir würden ja doch nur in KONFLIKT (Nummer 11 an diesem Abend) geraten. Soll ich über BUCHSTABEn (10) wie das A (auch das stand auf dem Programm: Stelle 21) schreiben? Buchstaben sind klasse. Unser Alphabet hat genau 26 Buchstaben (niemand mag die Umlaute) und Sechsundzwanzig Lieder wurden übrigens auch von Knorkator im Capitol Hannover mit voller Hingabe für die FANS (Stelle 7) gespielt. Jetzt hab’ ich ja eh schon angefangen eigentlich nichts zum Konzert zu sagen, da kann ich auch noch von dieser süßen Dame erzählen, die ich kurz nach dem WEG NACH UNTEN (24), die Toiletten befinden sich ja schließlich oben im Capitol, getroffen habe. Ich GEH ZU IHR (Nummer 12), und der erste Anmachspruch der mir einfällt muss aus irgendeinem Porno kommen: SETZ DICH HIN (14) dröhnte Stumpen, eigentlich Gero Ivers mit bürgerlichem Namen, tausendfach verstärkt über die Anlage und übertönte wohl mein „Knie dich hin“. Da sie ja nun bereits saß, setzte ich mich dazu und flüsterte Ihr ins Ohr, dass ICH EIN GANZ BESONDRER MANN BIN (16), lächelte unter meiner NARRENKAPPE (8) und schob hinterher: ICH WILL NUR FICKN (17). Zack Ohrfeige, und ich denk bei mir ICH VERACHTE JUGENDLICHE (22, erster Song der Zugabe). Jetzt wurden bereits über 350 Wörter geschrieben, fast jeder Song des Abends genannt und eigentlich ist noch nichts zum Konzert gesagt.
Ganz sachlich nüchtern betrachtet fand das Konzert am 17. Februar 2017 im Capitol in Hannover statt. Selbstverständlich ist es kaum verwunderlich, wenn Knorkator einladen, dass die Menschen bis weit über die Benno-Ohnesorg-Brücke stehen und auf Einlass warten. Tatsächlich war es vielleicht ein wenig Schade, dass eine Vorband fehlte, da ALTER MANN (1) zwar eine Art Schalter im Publikum, von wir-stehen-hier-rum auf Eskalation, umlegte aber dennoch noch nicht mit der Energie gefeiert wurde, die später aus dem Publikum heraus brach. Ich glaube ein 30-Minuten Slot mit einer kleinen Band hätte dem Abend eben deswegen noch das gewisse Etwas gegeben. Der Grund, warum bis hierhin aber solch ein zusammenhangloses Textgewirr den Bericht dominierte ist schnell erklärt, wenn nicht sogar selbsterklärend: Knorkator sind echt knorke. Zudem trifft es genau das, was die Band ausmacht, nämlich Texte zu singen die sowohl kontrovers, wie tiefgründig sind aber eben auch einfach mal Kindergartensprech als Hochkultur stilisieren. Jetikostüm, Feuerhelm, Keyboard auf dem Kopf und blanken Hintern sind nur einige Kostümierungen von Stumpen. Spielfreude und gute Laune sind heute ein Muss. Zudem ist es einfach, unter einen Konzertbericht stumpf die Setlist zu kopieren. Damit wären wir aber auch bei einem wichtigen Punkt, denn wer mitgezählt hat weiß, es fehlen noch ICH LASS MICH KLONEN (2), DER ULTIMATIVE MANN (3), DIE GESCHICHTE VON DEN SCHWARZEN BUBEN (die 5), der HIGHWAY TO HELL (9) und SIE KOMMEN (20). Sicherlich hätte man sich zu all diesen Titeln noch etwas zusammenreimen können, aber irgendwo muss auch Schluss sein. Auch der Abend war also als alsbald unter Schweißperlen, fliegenden BH’s, blanken Brüsten und Bierduschen zu Ende und Knorkator verließen in einer Polonaise die Bühne. Anschließend gab es dann Rammstein (von CD) um den Diskoabend im Capitol einzuläuten. Wir genehmigten uns stattdessen aber noch einen Döner und fuhren überglücklich nach einem supergeilen Konzert wieder nach Hause, da einige am nächsten Tag noch arbeiten mussten, hieß es also lediglich ZÄHNE PUTZEN, PULLERN UND AB INS BETT (19).
(DS)