„Ausverkauft, ich kann leider keine Karten mehr an der Abendkasse verkaufen.“ Das war nicht die Begrüßung, die wir uns in Hannover erhofft hatten. Aufgrund der Sicherheitsbestimmungen ist daran auch nichts zu machen. Wir können vor der Halle noch die allerletzte Karte für unsere Begleitung ergattern, aber um die zehn Personen haben weniger Glück als wir und müssen wieder den Heimweg antreten.
Kaum haben wir das Mephisto betreten, fangen die Finnen Stam1na schon mit ihrem Set an. Obwohl es noch nicht wirklich voll ist, schlägt die Musik sofort voll ein und die ersten fangen bereits an, ihre Nackenmuskulatur für die beiden Hauptbands vorzubereiten. Die Finnen machen mit ihrem anspruchsvollen Thrash Metal als Support-Band einen super Job, die Spielfreude ist ihnen sichtlich anzumerken. Am Ende ihres Auftritts haben sie mindestens zwei neue Fans gewonnen und die Vorfreude auf Omnium Gatherum und Skálmöld deutlich geschürt.
Nachdem wir uns in der mittlerweile randvollen Halle einen Weg nach vorne gebahnt haben, legen Omnium Gatherum auch direkt los. Sänger Jukka Pelkonen gibt von der ersten Sekunde an Vollgas und reißt das Publikum mit „The Pit“ und „Skyline“ vom neuen Album Grey Heavens direkt mit. Beim energetischen Auftritt der Finnen kann keiner still stehenbleiben. Während der Rest der Band sich gut gelaunt angrinst, rotiert Jukka von links nach rechts und genießt die Abwesenheit einer Sicherheitsbarriere. Er fasst das Publikum an, hüpft fast in die erste Reihe und singt sogar zusammen mit einem Fan ins Mikrofon. Kein Wunder also, dass sein T-Shirt im Laufe der Show mehrere kleinere und größere Risse bekommt.
Nach einigen Songs von den älteren Alben, diversen Moshpits und insgesamt zwölf Songs kommen die Melodic Death Metaller langsam zum Ende. Um eine Zugabe lassen sie sich zum Glück nicht lange bitten und geben ihren Fans noch zwei Lieder vom neuen Album und „Ego“ vom Vorgänger New World Shadows mit auf den Weg. Sowohl Band als auch Fans sind verschwitzt, aber glücklich und freuen sich auf den Auftritt vom zweiten Hauptact.
Nach dem dynamischen Auftritt von Omnium Gatherum wirken Skálmöld auf der Bühne etwas statischer, können durch den sehr guten Sound und die eingängige Stimme von Sänger Björgvin Sigurðsson aber genauso glänzen. In gewohnter Manier ist die Hälfte der Band barfuß auf der Bühne und Schlagzeuger Jón Geir Jóhannsson hat nur einen Kilt an, dass die Hose von Bassist Snæbjörn Ragnarsson während des Konzerts komplett reißt gehört wohl nicht zum Bühnenoutfit, fällt aber kaum auf.
Die Isländer besinnen sich während des Konzerts auf ihre Wurzeln und starten direkt mit „Árás“ von ihrem allerersten Demo. Zu Björgvins tiefer, kräftiger Stimme lässt es sich super moshen, sogar eine einzelne Crowdsurferin lässt sich durch die gefühlten drei Meter Tiefe des nun randvollen Mephisto heben. Scheinbar sind leider nicht alle Fans so entspannt wie die Band auf der Bühne, sodass Snæbjörn nach einer Rangelei im Publikum wieder zur Ordnung rufen muss: „Bei einem Skálmöld Konzert gibt es nur eine Regel: Es wird sich hier nicht geprügelt!“ Abgesehen von dem kleinen Zwischenfall ist das Publikum zum Glück bester Stimmung, die Menschen vor und auf der Bühne konzentrieren sich wieder auf den Grund, aus dem sie da sind und lassen sich von der kraftvollen Musik mitreißen.
Für Vögguvísur Yggdrasilis haben die Viking Metaller schon 2016 einige Zwischenstopps in Deutschland eingelegt und spielen deswegen nur „Múspell“, „Niflheimur“ und „Niðavellir“ vom aktuellen Album. Die Fans freuen sich merklich, dass viele ältere Songs gespielt werden und auch die Band geht während des Auftritts voll auf. Nach zwölf Songs verlassen Skálmöld dann gegen 23:30 ohne Zugabe – aber mit dem Versprechen auf ein gemeinsames Bier nach der Show – die Bühne.
Grandioser Sound, gut gelaunte Bands und ein (größtenteils) entspanntes Publikum – was will man mehr? Einzig die Location hätte besser gewählt werden können. Lohnenswert wäre es gewesen, die 60er Jahre Halle nebenan oder sogar das Musikzentrum zu bespielen, dann hätten bestimmt auch alle Fans eine Karte bekommen.
Louisa Esch