Ist es möglich, dass Unbeschreibbare zu beschreiben?
Klar, Abriss, Party des Jahres oder Deichkind im Quadrat, aber das trifft es nicht annähernd. Besucher, die zu einem Marteria Konzert gehen, erwarten eine Show, die anders ist. Es ist quasi nicht möglich, diese Show für Menschen in Worte zu fassen, die nicht dabei waren. Auch unsere Fotos zeigen nur die ersten drei Songs, so dass hier auch nur ein ganz lütter Teil bildlich dargestellt werden darf. Unsere Empfehlung: Youtube Videos vom Konzert am Ende des Berichtes. Diese zeigen ein wenig das, um was es hier geht.
Kid Simus macht den Anfang… wie immer!?
Nicht ganz, der Musiker, der auch später noch bei Marteria auf der Bühne steht, supportet schon länger die Shows. Diesmal ist er aber mit Verstärkung auf der Bühne. Beide haben sichtlich Spaß als Opener aufzutreten. Es entsteht der Eindruck, dass die beiden schon vorher ordentlich Party gemacht haben. Abgesehen von der musikalischen Leistung, transportiert Kid Simus auch mit dem immer wieder angefachten Indianergeheule die Partystimmung.
Weltverständnis und Hauptsache links!
Wie schafft es ein kleiner Fußballer aus Rostock seit Jahren ausverkaufte Shows abzuliefern? Kreativität, klar. Durchhaltevermögen, auch klar. Durchgeknallte Professionalität, wohl auch. Aber Marten Laciny liefert etwas ganz anderes, als es mit Schlagwörtern zu beschreiben wäre. Es ist eine Mischung aus Verrücktheit und alternativer Perspektive.
Nachdem der Vorhang gefallen ist, steht er inmitten seiner Band am hintersten obersten Aufbau auf der Bühne im Scheinwerferlicht. „Aus Area 51 wird Marteria 51, wird Marteria 51. Aus Roswell wird Rostock!“ Allein dieser wortgewandten Windung muss erst einmal hinterhergestiegen werden. Marteria genießt es in allen Songs einige Wörter aneinander zu reihen, sodass sie beim ersten Hinhören sich schlüssig erscheinen, dann aber, beim Nachlesen eine andere Deutung zulassen. Schon während der Jericho-Trompeten hält es Marten nicht mehr hinten auf der Bühne denn „Endlich fühl ich mich lebendig“.
Vorn, an der Bühne, ist immer wieder sein verschmitztes Lächeln zu sehen, glaubt er es doch selbst kaum, was hier passiert. Die gottverwandten Aliens, 5000 an der Zahl, starten die Party gemeinsam. Wer parkt schon sein Ufo vor Mc Donalds in der Fußgängerzone? Kaum erwähnenswert ist die Mischung der Songs, denn es ist alles ineinander schlüssig, egal ob alte oder neue Songs, ob stille oder schnelle. Diese spiegelt sich auch in der Show wieder als Marteria von Level zu Level springt und auf den Lautsprecherboxen die Nähe zum Publikum sucht. Leider enden unsere Fotos hier, obwohl die Party jetzt erst richtig Fahrt aufnimmt. Spätestens als der bengalische Tiger sein Feuer entzündet, hält es niemanden mehr und die Swiss Life Hall Hannover platzt aus allen Nähten. Hier ist alles verboten, trotzdem machen. So steht Marteria gestützt auf der Absperrung im Publikum und holt sich direktes Feedback ab. Immer wieder kommt die Aufforderung „Springt“, obwohl niemand wirklich still steht. Auf der Reise durchs Universum findet Marten den Blue Marlin „Ich wünsch‘ dir Glück auf deiner Reise. Sei nicht dumm, beweg‘ dich leise. Halt‘ dich fern von diesen aussterbenden Lebensformen. Ich bete, dass du diesen Plastikteppich nie zu sehen bekommst“. Nachdenklich aber nicht ohne Hingabe, denn diese Stadt hat zwei Türme erzählt den Umgang des Marten mit New York und dem, was es dort eben nicht mehr gibt. Symbolträchtig werden die zwei Türme mit dem Victory Zeichen von allen Fans nachgeahmt. Lockerer und lustiger muss es nach leichter Schwere werden und dazu erklimmen die Marteria Girls die Schultern irgendwelcher Jungs und das erste was auffällt, es sind viele Girls. Verstrahlt ist vielleicht einer der Eindrücke des Abends. Dennoch geht es auch ganz ruhig, das Publikum würde sonst komplett durchdrehen. Er setzt sich an den Bühnenrand und besingt seinen Sohn Louis, bevor das ganze Geld weg muss. Ob wirklich alle, wie aufgefordert, ihre Geldbörsen leeren, sei dahin gestellt; aber den „Verwendungszweck Du“ ist eine der möglichen Interpretationen. Denn wenn Du nicht mehr weiter weißt… Hauptsache links.
„Endlich wird wieder gekifft. Du hast doch längst vergessen wie das ist. Das kleine grüne Gold in deiner Hand – Grüner Samt“ beschreibt in Worten, was jetzt folgt. Der grüne Nebel taucht Bühne, Graben und die ersten Zuschauerreihen ein, eine verzerrte Stimme brüllt ins Mikrofon und ein Mensch mit Maske hüpft über die Bühne – das Publikum dreht frei. Verrückt erzählt Marsi von der kleinen Bühne, bevor der völlig durchgeknallte Chicken Terror nun die letzte Windung im Gehirn vernebelt. Marsimoto, dieses Marteria – Synonym für noch abgedrehtere Ideen. Für Kiffen und durchknallen. Es endet nach Nazi in Döner mit einer massiven Pyro, die aus einer Pistole gegen das Hallendach gefeuert wird (siehe Instagram Video unten).
Wer glaubt, dass Marsi schon verrückt und komisch ist, sollte auf das Finale warten…
Auch wenn nach diesem Abriss die Show schon vorbei sein könnte, geht es noch schräger weiter. Die Hymnen des Abends sind OMG, Kids oder Welt der Wunder. „Ich will dass alle Lichter angehen“, jetzt wird die Swiss Life Hall wirklich abgefackelt, Feuerwerfer am Bühnenrand schießen in die Höhe und der Saal tobt. Dieser Verrückte hat seine Show komplett durchgestylt, aber dennoch ist Marteria immer der, der alle mitnimmt. Ist das noch Hip Hop oder einfach eine total bekloppte Abrissshow, die nichts für Weicheier ist? Die längsten 20 Sekunden ever… Nicht dass sich alle ihrer T-Shirts entledigen und durch die Menge feuern, Papierschlangen bis in die oberen Ränge geschossen werden oder immer wieder Brakes dafür sorgen, dass Marteria Ansagen machen kann, kommt der Musiker mit nacktem Oberkörper von der Bühne und lässt sich durch das Publikum tragen. Schwitzende Körper, die bis zur letzten Sekunde Party machen, mit der Band! Auch als nun wirklich Schluss ist, werden noch zu einem letzten Miteinander alle Arme mehrfach auf Kommando hochgerissen.
Was für eine Party.
Leider kann nichts darüber hinweg täuschen, dass ein Bericht nur eine kleine Zusammenfassung für eine unglaubliche Show darstellt. Empfehlung: Im März sind Marteria wieder in der Swiss Life Hall in Hannover. Hingehen!
Einen kleinen Eindruck wäre wohl das Marsimoto Instagram Video, der Mittschnitt der aller letzten 20 Sekunden aus Hannover mit dem Abschluss auf Facebook oder der Antimarteria Film auf Youtube. Auch das Interview von Plus Musik lässt einen tiefen Einblick zu. Wir übernehmen keine Verantwortung für die externen Links!
Hier geht es zum Bericht von März 2018
Tracks
Roswell
Aliens
Endboss
Scotty RMX
El Presidente
Bengalische Tiger
Alles Verboten
Tauchstation
Skyline
Neue Nikes
Marteria Girl
Verstahlt
Grosse Brüder
Louis
Geld
Links
Grüner Samt
Klein Bühne
Chicken Terror
Nazi
Döner
OMG
Kids RMX
Lila Wolken
Welt der Wunder
Feuer
20 Sec