Nachtblut mit (und) Krankheit im LUX Hannover

Nachtblut starten den zweiten Teil ihrer “Apostasie“- Tour und machen dieses Mal die Clubs unsicher. Auftakt war am Donnerstag im LUX in Hannover und mit dabei war wieder die Dark-Industrial-Metal-Combo Krankheit.

Die abstrakte, zombie-artige Performance sowie das gruselig-bedrohliche Aussehen der Musiker erschaffen sofort eine ganz eigene Atmosphäre. Schlagzeuger Tony erinnert ein wenig an Beetlejuice, Sänger Chris und Gitarrist Roy zeigen keine Scheu vor Körperkontakt, weder untereinander noch mit dem Publikum und heizen mit (unter anderem) „Kalte Liebe“ und „Mammon“ schon mal mächtig ein.

Die Herren von Nachtblut nehmen diese bedrohlich-düstere Stimmung auf und verleihen ihr ihre ganz eigene Note. Die Setlist ist eine gute Mischung aller fünf Alben; der Sound ein bisschen was von so ziemlich jeder Stilrichtung. Mal eher elektronisch, dann wieder Metal und ein bisschen NDH, natürlich darf auch Rap zum Schluss nicht fehlen. Pogen, moshen, zumindest der Versuch eines Circle Pit; niemand steht hier still, selbst wenn Askeroth persönlich dafür sorgen muss.

Als kleines Highlight wird das erste Mal „Apostasie“ live gespielt, insgesamt schafften es recht viele Songs des neuen Albums auf die Setlist. Unter anderem noch „Multikulturell“, ein sehr direkt adressierter Schlag ins Gesicht gegen die rechte Szene, „Lied für die Götter“ und „Antik“. Zwei musikalisch sehr unterschiedliche Stücke, befassen sich jedoch beide mit der Thematik, was Götterglaube mit den Menschen anstellt und wie viel wichtiger der Glaube an sich selbst ist. Zwischendurch wird eine Eigenkreation Schnaps an die ersten Reihen verteilt, denn schließlich passen das blutige Handwerk eines „Frauenausbeiner“(s) und Alkohol recht gut zusammen ;).

Weiter geht es mit „Amok“, „Die Blutgräfin“ und „Der Tod ist meine Nutte“; letzterer beschreibt mit einem Augenzwinkern die Klischees der Black-Metal Szene, nur um dann mit Lieder wie „Töte mich“ oder „Ich trinke Blut“ in die gleiche Kerbe zu schlagen. Schon auf ihrem ersten Album Das erste Abendmahl zeigt sich, wie schonungslos Tabu-Themen angesprochen und angeprangert werden, zum Beispiel mit „Des kleinen Herzens letzter Schlag“. Zart besaitet darf man hier sowohl textlich als auch musikalisch nicht sein, dieser Einstellung ist die Band auf jeden Fall in ihrer Diskografie treu geblieben.

Wer schon mal im LUX Linden war weiß, der Platz auf und vor der Bühne ist begrenzt. So begnügt sich die Band mit 10 fleißig abgezählten „Zugabe“-Rufen, statt des üblichen Ab- und Aufgangs,  Askeroth fragt verschwörerisch „Seid ihr bereit den Gott des Bizeps zu beschwören?Tetzel, seines Zeichens Sänger bei Asenblut betritt grinsend in einem „Gain like Satan“-Shirt die Bühne und gemeinsam drehen sie mit dem Kollegah– Cover „Wat is denn los mit dir?“ noch einmal gehörig auf. Wer glaubt, Black Metal und Rap passen nicht zueinander sollte hier einmal genau hinhören. Vor allem, wenn man die Textsicherheit der Fans beachtet. Mit „Alles nur geklaut“ (ursprünglich von den Prinzen) und einem leidenschaftlichen Chor aus dem Publikum verabschieden sich die Musiker von der Bühne, der Wunsch der Zuschauer nach einer weiteren Zugabe bleibt unerfüllt.

Kurz gesagt, grandiose Stimmung auf beiden Seiten der Bühne und eine großartige Show, die ohne viel Schnickschnack auskommt (was jedoch auch dem Platzmangel zugeschrieben werden kann), es lohnt sich also in jedem Fall sowohl den nachfolgenden Tour-Terminen, als auch der Bildergalerie einen Besuch abzustatten!

09.05.18 – Arnheim (NL)/ Willemeen
10.05.18 – Köln/ Jungle
11.05.18 – Losheim/ Eisenbahnhalle
12.05.18 – Erfurt/ Club From Hell
25.05.18 – Osnabrück/ Rosenhof

(VD)