Alligatoah – Ein Krokodil in Hamburg

Aligathoa – Hamburg

Alter, ist das voll hier! Schon vor Konzertbeginn ist der Parkplatz der Sporthalle Hamburg aufgrund akuter Überfüllung geschlossen und die letzten Nachzügler kreisen halbwegs verzweifelt um den Block, um sich einen allerletzten Platz zu sichern. Auch in der Halle ist es dementsprechend mehr als voll. Bis wir den Ort des Geschehens überhaupt erreicht haben, ist Support Act Dazzle mit seiner Show schon fast am Ende. Eine letzte Energiewelle schwappt noch durch das hüpfende Publikum, das lauthals ein letztes „Boom Boom Boom, Peng Peng Peng“ mitschreit, bis die auf der Bühne montierte Zeitbombe abläuft und Dazzle das Feld räumen muss – zum Glück dann doch ganz ohne Boom und Peng.

Spätestens an der Pünktlichkeit erkennt man, dass hier deutsche Künstler am Werk sind. Um Punkt 20 Uhr steckt Alligatoah seinen maskierten Kopf durch die Blüte einer Blume im meterhohen Bühnen-Frontdrop und legt ohne Umschweife los. Als das Frontdrop fällt kommt ein riesiger Bühnenaufbau zum Vorschein – Alligatoah begrüßt seine Fans heute im Hotel Kalliforniah, stilecht mit Ventilator und alten Tapeten, und führt im Laufe des Abends durch immer wechselnde Hotelzimmer. Bühnenshowlevel: Britney Spears.

Nach Alli Alligatoah kommt dann auch eine herzliche, warme Begrüßung von der Bühne ins Publikum geschallt. „Hallo Hamburg, du Fotze.“ Nachdem also die Maßstäbe für das Niveau heute Abend gesetzt sind, kann es endlich mit Problem mit Alkohol weitergehen. Dass die ganze Band im Bademantel auf der Bühne steht (ob die da wohl was drunter tragen?) und die Flöte ausschließlich mit der Nase gespielt wird, wird vielerorts grinsend zur Kenntnis genommen. Außerdem für das Entertainment zuständig ist Liftboi Basti in passender Pagenuniform, der sich für allerlei Späße auf der Bühne missbrauchen lassen muss und selber nur ab und zu ein paar Sätze zum musikalischen Erlebnis beiträgt.

Aligathoa – Hamburg

Um – da der Großteil des Publikums die Volljährigkeit vermutlich noch nicht erreicht hat – auch den reiferen Zuschauern gerecht zu werden, darf im Hotel Kalliforniah natürlich auch das Hippiezimmer nicht fehlen. Für das jüngere, unerfahrenere Publikum verteilt Alligatoah dann noch ein paar Yogatipps („Beste Yogaübung ist die 6969. Wir müssen nur beide unsere Frauen mitbringen“), und demonstriert bei Freie Liebe mit Assistenz von Battleboi Basti – sehr zu dessen Leidwesen – direkt, wie das Ganze aussehen könnte. Eine ganze Halle voller Minderjähriger mit voller Inbrunst und glänzenden Augen „Ich mag es wenn du aus dem Mund nach fremdem Sperma riechst“ schmettern zu hören, ist dann allerdings doch ein eher befremdliches Erlebnis.

Zu Terrorangst will Alligatoah dann noch eine neue Yogaübung ausprobieren – den Moshpit. Als er danach noch eine Wall of Death anzettelt, geht die aufgrund mangelnder Fachkenntnis leider so schief, dass ein Fan auf einer Liege abtransportiert werden muss und das Krokodil ein allgemeines Pogoverbot für den letzten Song des Abends, Du bist schön, ausspricht, um den Rest des Publikums sicher und gesund durch den Abend zu bringen.

Leider soll auch das schiefgehen, bei der Zugabe Bitte nicht wecken holen die Sanitäter den nächsten, halb bewusstlosen Fan aus der Mitte der Halle. Alligatoah fordert von der Halle ein lautstarkes „Gute Besserung“, das diese auch unisono aber noch etwas betreten den beiden Verletzten hinterherruft. Glücklicherweise ist das aber das Ende der Unglücksfälle für den Abend und mit Willst Du auch das Ende des Abends an sich. Die Wie Zuhause Tour von Alligatoah steht sowohl in puncto Entertainment und Bühnenaufbau als auch in puncto Pünktlichkeit einem Musical in nichts nach und so verlassen die Fans beschwingt trällernd und mit einem breiten Grinsen im Gesicht pünktlich um 22:30 Uhr die Hamburger Sporthalle, um sich wieder auf den Weg nach Hause zu machen.

(LE)