Nachdem bereits am Donnerstag der Start zur „Zimmer mit Blick Tour“ in Emden war, sind Revolverheld nun, am Samstagabend, in ihrer Heimatstadt Hamburg. Sie spielen vor ausverkauftem Haus in der Barclaycard Arena.
Gestern noch als privater Gast in der TUI-Arena Hannover frage ich mich nun – Wie kann man das noch toppen? Doch wie man weiß legen Revolverheld in Hamburg gerne noch einen drauf, wir sind gespannt.
Auf den Korridoren gibt es Merchandising und auch WWF ist vertreten um Unterschriften zu sammeln. Schon lange unterstützt Revolverheld die Natur- und Umweltschutzorganisation und wirbt auch auf den Leinwänden vor der Show.
Den Anfang macht Joel Baker. Der britische Singer-Songwriter wurde von Revolverheld bei einem kleinen Festival in der Schweiz gesehen und kurze Zeit später gefragt, ob er die Band nicht auf ihrer Tour unterstützen wolle. Baker hat in der Band echte Freunde und Vorbilder sowohl in musikalischer als auch menschlicher Art gefunden und schwärmt in großen Tönen von ihnen. Mit ruhigen Tönen startet er den Abend, begeistert und macht auf seine sozialen Netzwerke – joelbakermusic – aufmerksam.
Nach kurzer Umbauphase ist es nun so weit. Ein schwarzer Vorhang verdeckt die Bühne. Auf den Leinwänden sieht man Revolverheld in den Katakomben auf ihrem Weg zur Bühne. Das Intro zu „So wie jetzt“ startet und das Publikum schreit auf. Mit einstudierter Trommel-Choreographie steht die Band hinter dem Vorhang, man sieht nur ihre Schatten. Unter lautem Gekreische fällt der Vorhang und die Show kann losgehen. Das Publikum ist stark frauenlastig, aber auch die Männer sind textsicher und tanzen mit.
Die Band freut sich, endlich wieder in Hamburg „in dieser, jetzt hätte ich fast schon wunderschönen Halle gesagt, in dieser Mehrzweckhalle die ihr so wunderschön macht“ zu spielen, wie Johannes, Sänger der Band, sagt. Die letzte Show in der Heimat war etwas kleiner ausgefallen. Im Mojo auf der Reeperbahn hat die Band im Mai 2018 ihr Album „Zimmer mit Blick“ vorgestellt. Doch dass Revolverheld in den vergangenen Jahren extrem gewachsen ist, wird spätestens heute deutlich. Die Bühnenshow ist atemberaubend. Leinwände die hoch- und runterfahren, riesige Scheinwerfer, die die komplette Halle erleuchten lassen, riesige Luftballons, Konfetti und Smoke Bubbles sind am Start. Die Band hat sich wirklich was einfallen lassen. Sogar eine Choreographie a la Backstreet Boys, gegen die sich die Band vor 15 Jahren noch gewehrt hat, findet einen Platz in der Show. Sehr amüsant, sowohl für das Publikum als auch die Band.
Der Abend ist ein bunter Mix aus alten und neuen Songs und Geschichten von der Band dürfen auf einem Revolverheldkonzert natürlich auch nicht fehlen. Die Stimmung ist zu jeder Sekunde des Abends auf einem Niveau, welches es nur auf wenigen Konzerten gibt. Dennoch hören alle gespannt zu und sind aufmerksam wenn die Band zwischen Songs erzählt. Das bemerken auch Johannes, Kris, Niels und Jakob und sind von dem Abend überwältigt.
Beim Song „Das kann uns keiner nehmen“ kommt Joel Baker noch einmal auf die Bühne und singt den englischen Part, den wir von Rea Garvey auf dem MTV Unplugged Album kennen. Er animiert das Publikum mit der Band zu feiern. Arme werden hin und her geschmissen und alle machen mit.
Aber Joel Baker soll nicht der einzige Gast an diesem Abend gewesen sein. Wir sind schließlich in Hamburg. Irgendetwas muss doch noch passieren.
Ein kleiner Specialeffekt…ein roter Vorhang verdeckt die Bühne. Ob heute wohl alles gut geht? Gestern hatte es noch Probleme mit dem Vorhang gegeben und dieser musste früher fallen als geplant. Doch heute verläuft alles wie am Schnürchen. Der Vorhang verleiht der großen Halle eine Gemütlichkeit. Freiwillige aus dem Publikum dürfen nach oben kommen und im Halbkreis zwischen der Band auf der Bühne sitzen. Das Licht wird gedimmt und die perfekte Wohnzimmeratmosphäre ist geschaffen. Das ist doch der perfekte Zeitpunkt um eine Geschichte aus der Studienzeit zu erzählen, von der der nächste Song handelt – „Sommer in Schweden“. Gestern noch hat Laura Bellon, Backgroundsängerin, die man vielleicht von Sing meinen Song kennt, den Song mit Johannes im Duett gesungen, doch heute ist Johannes Oerding zu Besuch. Auch Oerding ist von der Stimmung in der Barclaycard Arena begeistert und sagt nicht ohne Grund: „Hamburg, auf euch ist Verlass!“
Die gemütliche Atmosphäre wird nun auch genutzt, um den wohl traurigsten Song zu spielen, den die Band je herausgebracht hat. Johannes erzählt, dass er nachdem er den Song geschrieben hatte, zwei Tage schlechte Laune gehabt hätte. Seine Freundin hätte schon gefragt, was los wäre und eine Stunde lang geweint, nachdem er ihr den Song vorgespielt hatte. Doch wie soll man sich in einen traurigen Song hineinversetzen, wenn das Publikum immer weiter Stimmung macht. Von der Tribüne brüllt jemand immer wieder etwas in Richtung Bühne und bringt alle zum Lachen. Aber es klappt dann doch noch, „Unsere Geschichte ist erzählt“ ist wohl der ruhigste und einer der emotionalsten Momente des Abends und erzählt Kapitelweise den Verlauf einer gescheiterten Liebe.
Beziehungen sind eines der Hauptthemen in den Songs von Revolverheld. Die Bühne ist leer und dunkel. Nur auf den Leinwänden wird die Geschichte von einem Pärchen erzählt, das auf unterschiedlichen Kontinenten lebt. Am anderen Ende der Halle kreischt das Publikum auf.
Revolverheld steht auf einer der Treppe im Unterrang und spielt „Liebe auf Distanz“. Auch Antja Schomaker ist dabei und spielt den Song im Duett. Alle singen mit „Ich hasse unsere Liebe auf Distanz, ich hab dich immer kurz aber nie ganz.“, und sind unentschlossen, ob sie den Song auf Zehenspitzen auf die Entfernung oder über die Leinwand verfolgen sollen.
Der letzte Song ist „Zimmer mit Blick“, im Hintergrund erscheinen die Textzeilen und unterstützen die Tiefe des Songs. Ein toller Augenblick, doch Hamburg lässt nicht locker. Keiner will zu diesem Zeitpunkt schon nach Hause gehen, eine Zugabe muss her. „Mit dir chilln“ ist nun aber wirklich der letzte Song des Abends. Einer der ältesten Songs der Band, der lange nicht mehr gespielt wurde, doch im Publikum ist er natürlich genau so bekannt wie die anderen Hymnen.
Fazit: Ein absolut wahnsinniger Abend, mit toller Setlist, super Show, umwerfender Stimmung, coolen Gästen und über zwei Stunden Unterhaltung. Doch Hannover hat Hamburg Konkurrenz gemacht. Unser Sieger ist mit kleinem Vorsprung Hamburg, Grund dafür sind die Gäste.
(AB)
Tracks:
So wie jetzt
Das kann uns keiner nehmen (feat. Joel Baker)
Das Herz schlägt bis zum Hals
Immer in Bewegung
Ich werd die Welt verändern
Scheiß auf Freunde bleiben
Bands deiner Jugend / Don´t Stop Believing
Spinner
Sommer in Schweden (feat. Johannes Oerding)
Unsere Geschichte ist erzählt
Halt dich an mir fest (feat. Backgroundsängerin)
Immer noch fühlen
Ich kann nicht aufhören unser Leben zu lieben
Die Welt steht still
Denkmal
Ich werde nie erwachsen (feat. HeartChor)
Ich lass für dich das Licht an
Liebe auf Distanz (feat. Antje Schomaker)
Lass uns gehen
Zimmer mit Blick
Mit dir chilln