Vor Jahren waren Samsas Traum noch ein recht sicherer Garant für volle Konzerte. Das ist heute in Hannover ganz anders. Das Musikzentrum ist zur zweiten Vorband nur mäßig gefüllt. Der Balkon ist gänzlich leer und abgesperrt. Mit viel mehr wird also nicht gerechnet. Nichts desto trotz lässt sich die Band THIS ETERNAL DECAY aus Italien davon nicht einschüchtern und spielt heute als gäbe es kein Morgen. Eine Mischung aus 80er, Cure, Placebo… irgendwie so. Aber das soll auf keinen Fall abwerten, ganz im Gegenteil. Es ist, als ob ein frischer Wind mit ordentlichem Druck aus dem Trentino an die norditalienischen Seen weht. Die Jungs sollte man auf dem Zettel haben.
Samsas Traum sind heute also mit 2 Vorbands unterwegs, die erste haben wir verpasst, die andere beschrieben. Also nun zum Hauptact.
Tatsächlich drängen sich deutlich mehr Menschen vor die Bühne des Musikzentrums Hannover. Echte Fans eben. Der Sturm bricht unweigerlich los. Die Strobos blitzen, als solle bei allen das Licht durch die Augen bis ins Gehirn gelangen. Die Jungs um Sänger Alexander Kaschte sind von Anfang an gut dabei. Zwei Gitarristen legen den Maßstab für einen ordentlichen Auftritt. Dazu gesellt sich der altbekannte Schlagzeuger Michael „Cain“ Beck und einige Samples vom Sequenzer. Rund und doch unverkennbar. Getragen durch die Stimme von Alexander, die einen hohen Wiedererkennungswert hat, werden die Songs von den Fans gefeiert. Auch gibt es den einen oder anderen Circle Pit und auch darf die Wall of Death nicht fehlen. Das ist schon ein wenig ungewöhnlicher für ein Gothic Konzert. Ist es denn Goth? Die Frage darf ruhig gestellt werden. Es fühlt sich eher wie Metal oder Deathmetal an.
Texte und Klangpassagen sind zwar eher elektrisch, aber durch die schon erwähnten zwei Gitarren und das treibende Schlagzeug hat sich Samsas Traum durchaus neu positioniert. Passend dazu erspäht Sänger Alexander ein 10 Jahre altes Tourplakat der „Heiliges Herz“ Tour. Der Punkt, an dem sich Alexander überlegt hat, warum denn diese ganzen Emos in die Konzerte kommen und ob man die nicht einfach so beleidigen kann, dass sie heulend aus dem Konzert rennen. Heute erinnern sich die wahren Fans gern an die Pöbeltiraden von damals. Dagegen ist der kurzhaarige Alexander an diesem Abend richtig gut gelaunt und bedankt sich sogar nach jedem Song ordentlich mit dem wiederholten Spruch „Danke Hannover“, auch leicht befremdlich wird von der Bühne aus zum Mitklatschen animiert und der Applaus wahrlich genossen. Sind wir alt geworden oder hat sich einfach die Stimmung auf düsteren Konzerten dann doch positiv verändert und wollen Goths nicht nur auch einfach Party machen dürfen?
Klar, und wenn die Band Spaß damit hat, ist doch auch alles im Einklang.
Eine tolle, druckvolle Show findet auch heute leider sein Ende. Schade, sicherlich aber nicht wirklich. Die Bands incl. Samsas treffen sich alle nach einigen Minuten am Merch und geben brav Autogramme und Fanartikel zum Besten. Gut gemacht die Herren.
SAMSAS TRAUM, EXFEIND und THIS ETERNAL DECAY
Scheiden tut weh Tour 2019
5 + 6-218 (Intro)
Das Zeitalter der Bäume
Bis in alle Ewigkeit
Dein bleicher Wolf
Schlaf in den Flammen
Auf den Spiralnebeln
Parasitenfotze
Im Tal des schwarzen Mondes
Weiß wie Schnee
Heiliges Herz
Ich bin der Antichrist
Scheiden tut weh
ENCORE I
Stromausfall im Herzspital
Endstation Eden
Igel im Nebel
Die Zärtlichkeit der Verdammten
Ein Foetus wie du
ENCORE Il
Kugel im Gesicht