Rockharz 2022 – Der Mittwoch

Wie fast alle Festivals musste auch das Rockharz eine zweijährige Zwangspause einlegen. Umso größer war die Wiedersehensfreude unter allen Beteiligten, als sich am 06.07.2022 die Schleusen wieder öffneten. Schon am Vortag wurden auf dem Campingplatz die Zelte aufgeschlagen, alte und neue Freund:innen und Bekannte begrüßt und das ein oder andere Bierchen gezischt.

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Tag 1: Mittwoch, 06.07.2022

Zum Einlass um 15:30 Uhr hat sich bereits eine mittelgroße Menschentraube vor den Schleusen zum Infield gebildet und die Vorfreude in der Luft ist praktisch spürbar. Damit diese Vorfreude nicht in Ungeduld umschlägt, versüßt die Cantina Band den Wartenden die letzten Minuten vor Einlass. In Dauerschleife muss sie „denselben Song“ noch mal spielen, bis dann endlich die Gitter beiseite geräumt werden und sich die Fans schnellen Schrittes den Bier- und Essständen sowie natürlich den Bühnen nähern. Bei der Verköstigung hat das Rockharz das Angebot in diesem Jahr deutlich ausgebaut, sodass die Besucher:innen eine beachtliche Auswahl haben und sich Schlagen stets in Grenzen halten.

Kurz nach Einlass macht DRONE-Fronter Mutz mit seiner Band Mutz & The Blackeyed Banditz den Anfang auf der Rock Stage. Mit ihrem (Southern) Rock sorgt die Combo für einen entspannten Einstieg und wärmt die Menge auf, bevor Sibiir auf der Dark Stage mit ihrem modernen Post-Hardcore losprügeln. Fronter Jimmy Nymoen lässt es sich nicht nehmen, zum Abschluss von der Bühne zu klettern und die Fans persönlich zu begrüßen.

Während sich draußen noch einige Nachzügler:innen an der Bändchenausgabe und am Einlass stauen, haben drinnen auch die Power Metaller von Twilight Force Anlaufschwierigkeiten. Soundtechnisch scheint bei ihnen gar nichts zu funktionieren, denn Tonspuren erscheinen, verschwinden und doppeln sich im Sekundentakt. Auch nach einer Pause, die das Ganze richten soll, lässt der Sound zu wünschen übrig.

 

Von solchen Problemen bleiben die Thrasher Evil Invaders im Anschluss glücklicherweise verschont. Die Belgier werden schon zu Beginn ihres Sets gefeiert und bereits zum zweiten Song läuft ein ordentlicher Circle Pit. Dieser reicht Fronter Johannes van Audenhove aber noch nicht aus, denn erst nach der Staubschlacht zu „Sledgehammer Justice“ erkennt er an: „now that’s a proper moshpit“. Agnostic Front werden diesen Pit im Anschluss allerdings noch toppen.

 

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Grave Digger nutzen die große Rockharz-Bühne, um mit der Baul Muluy Pipes & Drums Band eine geschätzt 20-köpfige Dudelsack- und Trommeltruppe mit einzubinden. Vor allem die Stücke von ihrem 2020er Schottland-Album „Fields Of Blood“ werden so natürlich ideal abgerundet.

„Are you ready for some true Heavy Metal,” fragen Beast In Black das inzwischen zahlreich versammelte Rockharz-Publikum, bevor sie mit ihrer doch etwas abgeschwächten und kitschigeren Version desselben loslegen. Die Menge jedenfalls ist bereit und singt und tanzt ausgiebig mit.

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Dass es zum Beginn des Kataklysm-Sets eine kleine Massenmigration gibt und sich das Publikum einmal auszutauschen scheint, überrascht da wenig. Fronter Maurizio Iacono begrüßt das Rockharz mit einem langgezogenen „Deutschlaaaand!“ und lässt seine Truppe aus Montréal losprügeln. Während die Saitenfraktion am Windmillen ist, versinkt der Platz in der Staubwolke des nächsten Circle Pits. Neben ihrem astreinen Death lohnen sich Kataklysm vor allem auch wegen Iaconos Ansagen. „My job is to get you drunk first, fucked up first” und sein großzügiger Gebrauch des Wortes “fuck”, mit dem er des verstorbenen Alexi Laihos (Children Of Bodom, Bodom After Midnight) Nachfolge antritt, sorgen für die rotzige Festivalstimmung.

Ein Kontrastprogramm stellt im Anschluss Tarja dar. Beim Soloprojekt der Ex-Sängerin von Nightwish liegt der Fokus ganz klar auf den Vocals. Musikalisch hat sie in den letzten Jahren allerdings auch nachgerüstet. Irgendwo zwischen episch, melodisch und hymnisch, dabei mit dem zu erwartenden symphonischen Einschlag, kann sie sich ihrer Nische sicher sein. Die Stimmung vor der Bühne ist gut, auch wenn der Funke insgesamt nicht so wirklich überspringen will. Mit dem „Over The Hills And Far Away“-Cover vom Cover werden am Ende aber doch noch einige Nightwish-Erinnerungen wach.

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Mit Sepultura wird es im Anschluss wieder härter. Fronter Derrick Green packt sein bestes Deutsch aus, als er das Rockharz-Publikum mit „Wie geht’s dir, alles gut?“ begrüßt, erklärt aber im gleichen Atemzug, dass Gitarrist Andreas Kisser nicht mit vor Ort sein kann, da dessen Frau kürzlich verstorben ist. Das Set auf dem Rockharz wird deshalb ihr gewidmet. Neben aktuellen Stücken wie „Means To An End“ gibt es zur Freude aller auch altes Material wie das obligatorische „Roots Bloody Roots“, zu dem Green klarstellt, dass er alle in Bewegung und keine „verklemmt people“ sehen will.

Den Abschluss des ersten Rockharz-Tages machen In Extremo, die in alter Gewohnheit alles abfackeln.

(AQ)