Tag 3: Freitag, 08.07.2022
Nach zwei Festivaltagen ist es am Freitag an der Zeit, das Rockharz-Duschcamp aufzusuchen. Wie man dem Festivalheftchen entnehmen kann, stehen die lieb gewonnenen Duschcontainer der vergangenen Jahre nicht mehr zur Verfügung. Neu eingeführt ist jedoch ein Ampelsystem für die Wartezeiten, sodass man den Gang zur Dusche besser planen kann. Wider Erwarten gibt es jedoch sogar am Morgen keine Schlange und die Dusche erweist sich als echter Quickie. Frisch gewaschen kann der anstehende Festival-Freitag in Angriff genommen werden.
Bei Burden Of Grief ist schon gut was auf dem Infield los. Fronter Mike Huhmann behauptet von sich selbst, am Vorabend zu viel Piña Colada gehabt zu haben, was man dem thrashigen Melodeath der Band aber nicht anmerkt. Stilistisch ähnlich geht es bei Kambrium weiter. Diese haben sich für ihr 2021er Album „Synthetic Era“, das es direkt vor der Bühne im Bauchladen zu kaufen gibt, einen futuristischen Look zugelegt, ihr Sound hat seinen etwas folkigen Einschlag aber behalten. Dass es nach wie vor sehr windig auf dem Gelände ist, muss Gitarrist Maximilian Werner feststellen, als er versucht, ein Plektrum in die Menge zu werfen. Dieses kommt ihm nämlich direkt wieder entgegen. Attic haben ihren Heavy Metal optisch als Black Metal getarnt und überzeugen vor allem aufgrund der Vocals eher weniger.
Nachdem Paddy And The Rats, Ost+Front und Lucifer die Bühnen gerockt haben, sind die finnischen Pagan-Blacker Moonsorrow an der Reihe. Im Tageslicht haben diese eigentlich nichts zu suchen, und dann scheint auch noch die Sonne. Ihr frostiger Sound kommt trotzdem gut an, auch wenn der Turnout eher mäßig ist. Stilistisch sind Moonsorrow bei diesem Rockharz ja auch eher ein Exot. Fronter Ville Sorvali fragt „are you having a good time?” und kündigt an “well, we’re gonna ruin it for you”. Dies gelingt ihnen allerdings nicht. Stattdessen werden sie zum Schluss noch
mal ausgiebig für “Ihmisen Aika” gefeiert. Ebenso gefeiert werden
Deserted Fear, die sympathischerweise direkt mit Bierchen auf die Bühne kommen. Sie liefern ein volles Brett ab und sorgen für eine Wand aus Headbanger:innen in den vorderen Reihen.
Die bisher größte Menge des Tages ziehen Jinjer an. Die Ukrainer:innen möchten unter anderem weiteres Bewusstsein für die Lage in ihrer Heimat schaffen, aber auch Dank für die geleistete humanitäre Hilfe aussprechen. Es bleibt bei dieser kurzen Bezugnahme auf die aktuellen Ereignisse, denn im Mittelpunkt steht trotz allem die Musik. Dabei ist Fronterin Tatiana Shmailyuk ganz klar die dynamische Kraft auf der Bühne, während ihre Musiker eher vor sich hinproggen. Mit Finntroll wird es in Anschluss folkig und ein Moshpit ist vorprogrammiert. Stattdessen bilden sich allerdings mehrere, die Fronter Mathias Lillmåns kurzerhand zusammenlegen lässt. Auf der Setlist wird „Trollhammaren“ schmerzlich vermisst.
Nachdem bereits Dark Tranquillity den Göteborg Death vertreten haben, kommen mit At The Gates nun weitere Mitbegründer des Stils um die Ecke. Eine traurige Nachricht gibt es leider gleich zu Beginn. Fronter Tomas Lindberg teilt mit, dass seine Mutter vor zwei Tagen verstorben sei und widmet ihr das heutige Set. Gespielt wird das 1995er Album „Slaughter Of The Soul“ in voller Länge, da dies das Album war, das beim Ausräumen der Wohnung von Lindbergs Mutter auf dem Stapel CDs ganz oben lag. Bei Ensiferum geht es dafür fröhlicher zu. Sie machen stilistisch da weiter, wo Finntroll aufgehört haben. 2020 neu zur Band hinzugekommen ist Keyboarder Pekka Montin, der in überraschend großem Umfang Klargesang im klassischen Heavy-Metal-Stil beisteuert. Etwas, an das man sich bei der Band vielleicht erst noch gewöhnen muss.
Steel Panther zeigen sich mal wieder wenig jugendfrei und bei ASP wird es schwarzromantisch, nostalgisch und voll. Vor allem beim Publikumsliebling
„Ich will brennen“, der auf keiner schwarzen Party fehlen darf, wird ordentlich mitgesungen. Running Wild fahren in ihrem Headlinerset noch mal groß auf, dann beenden The 69 Eyes den vorletzten Festivaltag.
(AQ)