Nach nun mehr 1000 Tagen Zwangspause, ohne die weihnachtliche Gala, ist die Night of the Proms heute in Hannovers größte Indoor-Arena zurückgekehrt. Ausverkauft ist dies außergewöhnliche Show zwar fast immer, nur dieses Jahr haben viele Menschen die Karten von 2020 noch dabei. Auch wenn die Night of the Proms eine internationale Tour ist, mehrere Stationen in Deutschland macht, ist das Publikum im ersten Teil der Show in Hannover noch nicht wieder auf der gewohnten Partystimmung. Dafür gibt es nach der Pause eine enorme Steigerung, der Show und des Publikums.
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Den Anfang macht das hervorragende Antwerp Philharmonic Orchestra und der Chor Fine Fleur unter der Leitung von Alexandra Arrieche, die zusammen nach der Ouvertüre in den „ungarischen Tanz Nr. 5“ wechseln. Das Motto der Night of the Proms spiegelt genau diese Mischung zwischen Pop, Rock und Classic wider, und ist das Erfolgsrezept für einen tollen Abend.
Schon zum dritten Song kommt YolanDa Brown mit Ihrem Saxofon das erste Mal zum Einsatz. Eine außergewöhnliche Künstlerin, die in allen Genre zu Hause ist. Sie spielt mit dem Antwerp Philharmonic Orchestra zusammen den Song „How deep is your Love“ und übergibt an Matt Simons. Dieser darf gleich drei seiner größten Hits zum Besten bringen: „We can do Better“, „After the Landscape“ und „Catch & Release“. Matt Simons verlässt beim letzten Song die Bühne und genießt das Bad in der Menge. Durch den Mittelgang kommt er vor der Bühne zu seiner Frau, die den gemeinsamen Sohn auf dem Arm hat. Matt nimmt den Sohn auf den Arm und geht mit ihm auf die Bühne, um den Song zu vollenden. Herzlich und nahbar ist dieser Künstler. Aufgebrochen durch das Classic-Stück von Johann Strauss „An der schönen blauen Donau“ bricht das Antwerp Philharmonic Orchestra den Rock-Pop auf. Dieses klassische Stück zeigt wieder die Leistung des APO. Gefolgt wird das Orchester von Carol Decker, die Grand Dame des Abends. Mit „Valentine“, „Hart & Soul“ und vor allem mit dem Welthit „China in your Hand“ in die Herzen der Hannoveraner. Und da ist YoLanda Brown wieder mit Ihrem Saxofon, sie spielt mit diesem Instrument, als ob sie mit dem Saxofone singen würde. „Ranglin on Bond Street“ und „is this Love“ folgen, bevor Stefan Frech den „Superman March“ ankündigt. Stefan selbst war lange Jahre beim NDR und führt die Show durch den Abend. Der „Superman March“ ist immer eins der Highlights, wenn er gespielt wird. Das komponierte Stück von John Williams spielt Antwerp Philharmonic Orchestra unvergleichlich.
Vor der Pause wird es nachdenklich. In Gedenken an den plötzlich verstorbenen John Miles gibt es einen Rückblick auf die Night of the Proms, die durch und mit John Miles groß geworden ist. Zu dem Song „My Way“ spielt das APO zu dem Gesang von John Miles auf, ein Mikrofonständer am Bühnenrand wird in den Spot genommen, und bleibt leer. Johns Stimme kommt „extrahiert“ vom Band. Wer kann John Miles ersetzten? Wie kann das Format Night of the Proms weiter bestehen. Die Zeit wird es zeigen. Denn noch, oder grade deshalb ist es eine große Ehrung, dass John Miles Jr. das Stück der Night of the Proms präsentieren darf. Der Sohn des Ausnahmekünstlers spielt mit den Backing Vocals Michelle, Rob und Julia die Hymne der Night’s: „Music“. Am weißen Flügel und mit viel Pathos wird dieser Song zelebriert. Ein wenig stockt einem der Atem, auch wenn die Darbietung eher symbolischen Charakter hat. Nach so viel Schwermut ist die Pause der Night of the Proms in Hannover willkommen.
Die „Diebische Elster“ wird nach der Pause vom Antwerp Philharmonic Orchestra angestimmt, damit ist die Leichtigkeit in die ausverkaufte Halle zurückgekehrt. Lauter und bunter geht die zweite Hälfte mit Amy Macdonald weiter. Sie begrüßt das Publikum auf Deutsch, um gleich auf Englisch weiter auszuführen, dass es die einzigen Worte auf Deutsch wären, die sie sprechen könnte. Ihre drei Stücke steigern von Song zu Song die Stimmung und auch das Publikum steht auf und singt mit. „Mr. Rock’n’Roll“, „Down by the Water“ und besonders „This is the life“ wird vom Publikum gefeiert.
Es macht einfach Spaß, dieser Spirit ist ansteckend. Nach der „9. Sinfonie“ von Ludwig van Beethoven, der wieder ein Leckerbissen für die Classicfans ist, kommt ein Künstler der 80er auf die Bühne. Nik Kershaw muss immer nach diesem Stück spielen, sagt er. Dabei hat Nik ein schelmisches Lachen auf den Lippen. Er rockt jetzt, ganz entgegen der Spielweise der 80er, die Stücke „The Riddle“, „Wouldn’t it be good“ und dem Mitsing-Garanten „I Won’t let the Sun go down on Me“ auf der Elektrogitarre. Was für ein vorläufiger Höhepunkt. Das Publikum steht, singt mit und tanzt zu diesen Stücken. Nik Kershaw ist 2023 auf ausgedehnter Deutschland Tour.
Die zweite Hälfte erscheint deutlich kurzweiliger und irgendwie flotter. „Va Pensiero“ von Giuseppe Verdi, welches das APO und der Chor Fine Fleur gespielt wird, hat eine extravagante LED-Beleuchtung bekommen. Die Bögen der Streicher*innen, der Taktstock von Alexandra Arrieche und der Chor leuchten abwechselnd im Schlag der Musik. Hier macht schon allein das Zusehen Spaß. Was soll den Abend jetzt noch toppen? Klar, sie sind ja angekündigt: Kool & The Gang spielen mit „Cherish“ auf. Das Innenfeld der Halle steh fast komplett auf. Die Disco Night ist mit „Ladies Night“ und „Get Down On it“ ist auf dem absoluten Höhepunkt in der ZAG Arena Hannover. Wie immer, kommen zum aller letzten Stück alle Musiker*innen auf die Bühne. Der Song passt zum Ende der Night of the Proms 2022. „Celebration“ wird noch mal von allen Musikern gefeiert und das Publikum drängt zum letzten Tanz nach vorn.
Abschließend betrachtet ist die Night of the Proms 2022 ein sehr gelungener Abend, die Mischung der Musik ist gelungen und der Kartenverkauf in der Halle für 2023 ist zeigt, dass dieses Format den Geschmack des Publikums trifft, auch wenn nach über 1000 Tagen Zwangspause nicht jede Zuschauer*in sofort von 0 auf 100 durchgestartet ist, bleibt der Abend unvergesslich.