Kann es wirklich sein, ist das Knasterbarts Abschied? Gut, das Projekt setzt sich aus zwei Bands zusammen, die viel unterwegs sind, da sind gemeinsame Termine schon schwierig. Seit dem nicht nur Mr. Hurley & die Pulverwaffen erfolgreicher sind, sondern auch Versengold über die Grenzen Norddeutschlands bekannt sind, ist es verständlich, sich um die jeweiligen Hauptprojekte zu kümmern.
Vorab bringen Knasterbart eine Bier-Band auf die Bühne. Was für ein Einstieg, ist doch das Knasterbartvolk durchaus trinkfest. TroBi bzw. Trobi könnte übersetzt auch Trotz Bier heißen, eine Zweimann-Kapelle, die nur Songs über den leckeren Gerstensaft dabei hat. Neben den entsprechenden Saufsongs, positionieren sie sich klar gegen Rechts mit dem Song „Kein Bier für Nazis“. Für TroBi, die sonst auch auf Bierfesten usw. spielen, ist eine Clubtour mit so viel Publikum schon etwas Besonderes.
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Das Pavillon Hannover merkt die Trinkfestigkeit der Zuschauer*innen, lange Schlangen stehen schon vor dem Konzert von Knasterbart und TroBi an den Schankstellen, der Zeitraum, um neuen oder ersten Gerstensaft zu erhalten, stellt das Volk vor eine echte Herausvorderung…
Links auf der Bühne wird ein spezieller Getränkespender aufgebaut, eine alte, hoffentlich saubere, Kloschüssel, gefüllt mit allen möglichen Flaschen. Heute wird in Hannover schließlich das letzte Gossenabitur abgelegt.
Gleich zu Beginn kommen die Knasterbarter halb nackt auf die Bühne, wie immer mit der roten Säufernase und schwarzen Zähnen geschminkt. Es dauert nur wenige Augenblicke, bis das geneigte Auditorium und die Band zusammen auf und ab springen und die Party ihren Start nimmt. Fips ist nach der ersten Ansage etwas konstatiert, als er den freien Oberkörper eines Fans sieht, auf dem mit Edding geschrieben steht, „Fips befummel mich“, fängt sich aber schnell und führt aus: „der Name kommt nicht von ungefähr“, „nach der Show wäre aber besser!“. Der Abschied und dann einen neuen in der Band? Bronkel unterstützt den Fummelfips, der immer noch an einer ausgedehnten Stimmbandreizung leidet. Sein Name leitet sich aus Bruder und Onkel ab, ja die Namen der Bandmitglieder sind schon speziell. Und die Spielfreude erst recht, z.B. bei dem Medley von „Cotton Eye Joe, Centerfold, Go Knaster“ wird der Ruf nach „Go Knaster“ vom Publikum einfach weiter gerufen, bis Hotze in einem Streitwagen inmitten der Fans auftaucht, um selbiges mit einer nassen Klobürste zu segnen. Wer nicht aufpasst, bekommt gleich den Kopf gewaschen oder den Mund abgeputzt. Das Motto der Tour „alles muss raus“ wird von Fips der Merch in den Fokus gebracht „… (schlechte) Textilprodukte, zu teuren Preisen“ führt er aus. Der Knasterbart Hannover-Hype zeigt sich nicht nur in dem ausverkauften Pavillon, das Konzert sollte seinerzeit im Musikzentrum stattfinden, wurde aber hoch verlegt, sondern auch darin, dass Hotze (Malte Hoyer von Versengold) den Charakter der Band in Hannover erdachte. Er spielte damals in der Hannoveraner Fußgängerzone und lebte einige Zeit in Linden. Hier kam ihm die Idee zu der Figur Hotze und der Band Knasterbart, führt er weiter aus.
Zu der Zugabe „Gossenabitur“ ist TroBi mit auf der Bühne und feiern den Song. Hotze wie auch Fummelfips werden zu Malte und Simon, als sie von der Gründung von Knasterbart von vor 10 Jahren erzählen. Viel auf was sie zurückblicken, viel aber auch, warum Knasterbart aufhören müssten, „es ist kein Abschied für immer“, „wer weiß, was in den nächsten 10 Jahren passiert“. Auf dem MPS wird es aber vorerst die letzte Show von Knasterbart in Rastede geben.
Zurück auf der Bühne und zu den Zugaben sind nun alle Mitstreiter in weiße Bademäntel gehüllt. Das erinnert doch sehr an den verstorbenen Altmeister Roland Kaiser, der zu seinen Zugaben auch immer im weißen Bademantel aus der Kabine zurück auf die Bühne kam. „Ich werd’ zu alt“ passt da auch irgendwie. Zur Verbeugung zum Queen-Song „We are the Champions“ folgt ein fröhliches „Wiedersehen Hannover“, das ist das allerletzte Wort von Knasterbart, bevor die Show wirklich vorbei ist.
Einige Fans wollen noch nicht nachhause gehen, aus leeren Bierbechern werden Hallenhohe Türme gebaut, kleine gelbe Enten und auch andere Menschen gehen mit einem Song im Kopf und auf den Lippen langsam aus der Halle. Ein gelungener Abschied. Wir hoffen, auf einige Wiedersehen, zumindest, wenn Versengold und Mr. Hurley & die Pulverwaffen zusammen auf irgendwelchen Festivals auftauchen. Wünschen wir den beiden Bands eine erfolgreiche Zukunft.
Tracks:
Gossenhauer
Perlen vor die Säue
Kneipenschlägerei
Sauf mich schön
Geteiltes Leid ist halbes Leid
Ich trinke, also bin ich
Stammbaum & Cottonflod & Go Knaster
Heiliger Hotze
Branntwein für alle
Laich mich ein
Horst
Mein Körper ist ein Tempel
Lieber widerlich als wieder nich
Gossenabitur & Gossenabitune
Ich wer zu alt