Er ist es sicher, obwohl er es bestimmt nicht gerne hört, schon fast so was wie eine musikalische Legende in der deutschen Musiklandschaft, Nino de Angelo!
Große Hits wie „Jenseits von Eden“ produziert von Drafi Deutscher, oder auch „Samurai“ und „Flieger“ aus der Feder von Poptitan Dieter Bohlen bescherten ihm riesige Erfolge und eine große Popularität und ein vermeintlich gutes Leben im und außerhalb des Rampenlichts.
So erhielt Nino de Angelo im Laufe seiner langen Karriere zahlreiche Auszeichnungen, zum Beispiel den „Goldenen Löwen“ von RTL, die „Goldene Stimmgabel“ vom ZDF und sogar die MIDEM-Trophäe in Cannes, eine der höchsten Auszeichnungen im Musik-Business.
Aber das Schicksal meinte es nicht immer gut mit dem Sänger, der sich durch sein enormes Stimmvolumen auszeichnet, das man bei heutigen Künstlern nur noch ganz selten findet.
So lernte er auch die Schattenseiten des Ruhmes, mit vielen tiefen Abstürzen, Krisen, Süchten, Ängsten und so mancher Nacht der Verzweiflung sowohl im beruflichen als auch im privaten Leben kennen.
Und so mancher dachte, das war’s mit dem talentvollen stimmgewaltigen Sänger und nicht nur einmal sah es so aus, als wäre es das gewesen mit der Karriere, die er bewusst oder auch vielleicht unbewusst in den vollen Selbstzerstörungsmodus so richtig an Wand zu fahren schien…
Doch Nino de Angelo hat sich nie so ganz aufgegeben, auch wenn er völlig am Boden lag, ganz im Gegenteil, er hat sich immer wieder aufgerappelt, neu erfunden und dabei nicht nur sich selbst, sondern auch seine Fans immer wieder überrascht.
So auch mit seiner Album-Trilogie „Gesegnet und Verflucht“ hat Nino de Angelo verteilt über die letzten 24 Monate das mutigste und persönlichste Werk seiner mittlerweile vier Dekaden umfassenden Karriere vorgelegt.
„Gesegnet und Verflucht“ war eine ganz neue recht ungewohnte Marschrichtung in Sachen Sound, die bei Herrn de Angelo sicher so kaum einer erwartet hätte.
Nino de Angelo – Gesegnet und Verflucht (Offizielles Video)Nicht nur, dass der Sänger in seinen Songs einen schonungslosen Blick auf einen Lebensweg zwischen allen Extremen gewährte, so startete er auch das wohl überraschendste Comeback der letzten Jahre.
Am 12. Mai 2023 erscheint nun das mit Spannung erwarte Nachfolgealbum „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“, mit dem Nino de Angelo nun seinen neu eingeschlagenen Weg musikalisch unbeirrt weitergeht und es wieder mit vielen Emotionen, aber auch mit Ehrlichkeit krachen lässt.
In seinen Texten erzählt der Ausnahmesänger wieder sehr autobiografisch, mal von Erlösung und Untergang, den Licht- und Schattenseiten der Liebe und des Lebens und davon, wie sich die größte Stärke gleichzeitig als unheilbringende Schwachstelle entpuppt.
Nino de Angelo gewährt sehr persönliche, intime und schonungslos offene Einblicke in sein Seelenleben, dabei finden sich aber auch durchaus immer wieder positive Aspekte und geben Mut und Hoffnung auf den nicht immer leichten Weg des Lebens.
So ist das neue Album wieder ein sehr kompromissloses und ehrliches Werk geworden, das ordentlich kraftvoll rockt und auf dem er auch mal in seiner Muttersprache Italienisch zu hören ist und das auch leise und stille Momente nicht vergisst.
Nino de Angelo – Mein KryptonitUnterstützung erhielt er bei der Umsetzung des Albums auch von Sängerin Sotira, die mit ihm im Duett „Memento Mori“ zu hören ist.
Produziert wurden alle Songs von Noel Pix (Eisbrecher, Megaherz, Peter Heppner) und Henning Verlage (Unheilig, Rosenstolz, Wolfsheim), die die melodiösen, powervollen Rocksongs mit epischem Klang und autobiografischen Texten in das richtige rockende Gewand gepackt haben.
Eine fruchtbare Allianz, die in jedem einzelnen der neuen emotionalen und vor Kraft und Aussage strotzenden Stücke auf dem Album überdeutlich hörbar wird und mit dem Bonus-Stück „Wer weiß das schon“ sein Ende findet.
Der Coversong (im Original von Till Lindemann) ist eine augenzwinkernde Verneigung vor dem Rammstein-Frontmann.
„Der Text hat mir komplett aus der Seele gesprochen. Ich habe versucht, diesen Lindemannschen Wahnsinn etwas rauszunehmen und dafür mehr Leidenschaft reinzubringen. Nach diesem Song will man sich entweder erschießen oder aufstehen und neu anfangen“ – eine Entscheidung, die Nino de Angelo für sich schon längst getroffen hat. „Dieses Album zu machen, hat unglaublich viel Kraft gekostet. Mich auf diese Weise mit mir selbst auseinanderzusetzen und all diese Tiefpunkte noch einmal zu durchleben, war eine sehr gefährliche Sache, die kaum auszuhalten war. Doch ich bin überzeugt, dass es irgendwo eine Kraft gibt, die über mich wacht. Wie auch immer man diese Kraft nennen möchte, von ihr lasse ich mich leiten – von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Da bleibt mir nur zu sagen: Wer die Stimme von Nino de Angelo mag und auch weiter offen ist für rockende Sounds wie der Sänger selbst, hat mit Sicherheit Spaß an den neuen kernig rockenden, aber auch ruhigen Stücken, mit denen der Sänger wieder mehr als überzeugt.
Stefan Peter
CD-Cover: Sony Music
Foto: Credit bei Franz Schepers