Am 12.11. hat Kayef, mit bürgerlichem Namen Kai Fichtner, in den Pavillon geladen. Viele sind seiner Einladung gefolgt, aber dennoch ist im hinteren Drittel des Saals noch ordentlich Platz. Das stört die wenigsten, sind die Anwesenden doch sehr lautstark und textsicher dabei.
Als Support hat Kayef Jannik Brunke, der unter dem Namen Brunke auftritt, mitgebracht. Er ist Alleinunterhalter, spielt alle Instrumente selbst ein. Musikalisch hat er sanften Pop dabei, etwa Die Idee, erschienen vergangenes Jahr. Brunke präsentiert seine neue EP Strandgut, passenderweise erschienen im Juli. Der gleichnamige Song erzählt von Gefühlen der Verwirrung und der Angst, sich zu binden. Nächstes Jahr wird er auf Tour gehen, Auftakt ist am 26.02. im Lux, was die Hannoveraner Fans augenscheinlich besonders freut. Der Musiker thematisiert die Probleme des Erwachsenwerdens in Wachstumsschmerz oder auch psychische Erkrankungen in Geist.
Nach einer guten halben Stunde ist er mit seinem Set fertig und stimmt die Fans mit „Habt ihr Bock heute Abend auf Kayef?“ auf den Abend ein.
Nach einer kurzen Umbaupause betritt dann Kayef die Bühne, während Safe Space, titelgebender Song seines kurz zuvor erschienenen Albums, eingespielt wird. Ob es daran liegt, dass der Song erst vier Tage alt ist, dass die meisten ihre Handys gezückt haben? Die Hände können so nicht klatschen, dafür machen die Fans durch ihre Lautstärke alles wieder gut.
Auch das darauffolgende Lied Airtag liefert eine Kostprobe vom neuen Album. Kayef fragt: „Habt ihr Lust, das Ding komplett abzureißen?“ und bekommt als Antwort reichlich Zuspruch. Dann folgt Deine Liebe, es geht um Einsamkeit, Zuneigung und – natürlich – um die Liebe. Dieses Motiv zieht sich durch fast jeden Song und trifft damit die Interessen der jungen Fans genau. Schließlich spielen diese Themen im Leben oft eine große Rolle, sie erleben Trennungen wie in Wie Breakups gehen oder Flirts und Party wie in Weißwein x Sprite.
Chaos kommt mit etwas Rap daher und Kayef begibt sich vor die Bühne. Auch die Publikumsanimation beherrscht er, es sollen alle, auch er selbst, in die Hocke gehen und dann zum Refrain springen. Es klappt fast vollständig, nur einigen wenigen ist das allgegenwärtige Handy zum Filmen wichtiger, als mitzumachen.
Wieder auf der Bühne deklariert Kayef das Konzert als jenen eingangs thematisierten Safe Space und „einen Ort, an dem ihr einfach ihr selbst sein“ könnt. Es folgt Musik, ein Song, der ihm sehr am Herzen liege, wie er sagt, denn es sei „eine Sache, in der ich mich total verliere“. Merkt man ihm an, seine Körpersprache ist vor allem hier sehr leidenschaftlich. Die Fans sind außerordentlich textsicher, was Kayef sichtlich freut.
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Später wird es gefühlvoll und gemütlich: Kayef sitzt auf einem kleinen Podest im hinteren Teil des Saals. Das Licht wird aufs nötigste beschränkt. Es wird persönlich, Kayef fordert in der Ansage zu Nächte all diejenigen mit psychischen Problemen auf, darüber zu sprechen und sich Hilfe zu suchen. Darauf folgt Tränen, „für jemanden, der für andere mehr da ist als für sich“ und allerspätestens hier wird klar, wofür die Gratis-Feuerzeuge vom Einlass gedacht sind.
Nach diesem Block erklärt der Musiker, dass er Akustik liebe und dementsprechend nächstes Jahr ab März auf eine Akustik-Tour gehen werde. Seine Fans sind begeistert, denn Tickets gibt es vorerst nur über einen QR-Code auf den Feuerzeugen.
Zurück auf der Bühne folgt die Vorstellung der Band, für die „Riesenlärm“ gemacht wird. Es folgt der selbsterklärte „Lieblings-Live-Track“ Besseres Ich, zu dem fleißig geklatscht und getanzt wird. Danach holt Kayef noch einmal Brunke auf die Bühne, zusammen performen sie Sehnsucht. Zu einer Zugabe lässt sich Kayef nicht lange bitten, bereits nach kurzer Zeit kommt er mit Ich würd‘ lügen wieder auf die Bühne.
Den Abschluss stellt Safe Space dar, diesmal natürlich live gespielt. Kayef verabschiedet seine Fans mit den Worten: „Ihr seid mein absoluter Safe Space!“
(ND)