Das Paganfest ist zurück!

Nach 10 Jahren Pause ist es zurück, das Paganfest. Das Line-up 2025 kann sich sehen lassen: Alestorm, Ensiferum, Týr, Heidevolk und Elvenking touren seit Anfang des Jahres durch europäische Clubs und machen nun Halt im Capitol in Hannover.

Der Zeitplan ist straff an diesem Montagabend, nach nur 20 Minuten Einlasszeit geht es bereits um 17:20 Uhr los mit Elvenking, denen die Eröffnung des Abends obliegt. So richtig viel los ist zu Beginn noch nicht, es gibt noch große Lücken im Publikum. Es ist also auch nicht verwunderlich, dass die Italiener zwei, drei Songs brauchen, um die Fans in Schwung zu bringen. Nach diesem Warm-up gelingt es Elvenking, dann doch, die bereits anwesenden Fans mit Songs wie Moonbeam Stone Circle oder Silverseal in ihren Bann zu ziehen.

Klick aufs Logo für große Fotos!

Nach einer kurzen Umbaupause und einem langen Intro sind Heidevolk an der Reihe. Mittlerweile ist der Saal auch gut gefüllt, also kann es losgehen. Mit viel Nebel und begleitet von zahlreichen Pfiffen der Begeisterung starten die Niederländer ihr Programm. Egal ob mit flotten Rhythmen bei Winter Woede oder getragenen Epen wie Drinking with the Gods, Heidevolk begeistern das Publikum von Anfang bis Ende. Überall im Capitol werden Fäuste gereckt, währen die Band von „Hey“-Rufen und Applaus begleitet wird. Der zweistimmige und meist klare Gesang von Jacco und Daniël bietet eine angenehme Nuance im heutigen Bandprogramm. Allerspätestens nach der Zugabe Vulgaris Magistralis sind auch die letzten Nachzügler im Publikum aufgewärmt, während auf Týr gewartet wird.

Klick aufs Logo für große Fotos!

Týr: Die Band mit der Vorliebe für mittelalterliche Werkzeuge und Waffen kommt, nun, nicht ganz mit dem Vorschlaghammer, sondern mit By the Sword in my Hand auf die Bühne. Auf Englisch und färöisch wird das Publikum entführt in die Welt der nordischen Mythologie, der Sagen und – natürlich – Hämmer. Da darf natürlich der Publikumsliebling Hold the Heathen Hammer High nicht fehlen. Zwischen und während der Songs wechseln Gitarrist Hans Hammer und Bassist Gunnar Thomsen oft ihre Positionen und besonders letzterem sieht man die Freude an der Musik sehr an. Das Publikum grölt fast alle, auch die färöischen, Texte mit und spart nicht an Applaus. Wenn auch die englischen Songs sich mitunter größerer Beliebtheit erfreuen, haben es dem Publikum besonders die langsameren Balladen, inspiriert von mythologischen Figuren, angetan.

Klick aufs Logo für große Fotos!

Geografisch bleiben wir anschließend im Norden Europas, als mit Ensiferum schon die vierte Band auf der Bühne steht. Spätestens hier dürfte sich der ein oder andere gefragt haben, wie schnell an so einem Abend eigentlich Stunden verstreichen können. Ensiferum verbinden ihr im Oktober erschienenes Album Winter Storm gekonnt mit einem Best-of der Bandgeschichte. Den Fans gefällt das sichtlich und uns auch. Das Publikum ist von Beginn an textsicher dabei, neben den neueren Songs stößt vor allem Treacherous Gods auf große Begeisterung. Zu dem anfangs langsamen Lai Lai Hei folgt dann im zweiten Drittel der erste Moshpit direkt vor der Bühne. Dabei kommt die Diskokugel an der Decke durch die Choreografie der Lichttechniker besonders zur Geltung.
Humor beweisen die Finnen auch, auf die eher rhetorische Frage: „Do you want some fucking metal?“, folgt Iron als letzte Zugabe. Hier macht sich auch der erste Crowdsurfer auf den Weg, am Moshpit kommt er allerdings noch nicht. Mit einem „Dankeschön Hannover!“ verabschieden sich Ensiferum und machen Platz für Alestorm. Oder erstmal für die obligatorische Quietscheente.

Klick aufs Logo für große Fotos!

Die letzte Umbaupause des Abends scheint eigentlich gar keine richtige Pause zu sein. Schließlich muss das Aufpusten der Quietscheente, diesmal mit Wikingerhelm, auch gebührend gefeiert werden. Wenn man den Fans zuschaut, macht man das am besten mit Jubel, Gesängen und Bier. Da stört auch kaum jemanden, dass das Paganfest in Hannover auf einen Montag fällt.

Auch wenn Alestorm mit den Pagan musikalisch und textlich gar nicht so viel gemeinsam haben, fiebern die Fans dem Auftritt entgegen. Nachdem die Ente an ihrem Ort platziert wurde, geht es mit einem Countdown los. Komplettiert wird das Set von zwei Topfpflanzen, die am Fuß des Keyboards stehen. Den Auftakt Keelhauled singen schon fast alle mit und spätestens mit der Ankündigung „Today we’re here to have some fun“ und Mexico werden die musikalischen Segel in Richtung Party gesetzt.
Unterstützt werden Alestorm dabei von Patty Gurdy, die mit ihrem Drehleierspiel und Gesang, etwa bei Voyage of the Dead Marauder beeindruckt.
Beim fast schon obligatorischen Cover von Hangover rappt ein Hai auf der Bühne und Bassist Gareth kann nur mit Mühe verhindern, gefressen zu werden. In der zweiten Hälfte des Sets erhöht sich die Moshpit-Dichte erheblich und die Crowdsurfer schaffen es die folgenden Male auch wirklich bis nach vorn. Zu den flotten Melodien über das Piratenleben wird fleißig gefeiert, geklatscht und gesungen, die Stimmung ist ausgelassen. Als es zur Zugabe dann Drink und das eloquente Fucked with an Anchor gibt, ist der Abend in den Augen der Fans einer der besonders gut gelungenen Art.

Klick aufs Logo für große Fotos!

War es zum Schluss eher ein Piratenfest als ein Paganfest, kann man nur begrüßen, dass es wiederbelebt wurde. Mal eben fünf Bands dieser Größe unter der Woche auf Clubbühnen zu stellen kann gar keine schlechte Idee sein, wie der Enthusiasmus des Publikums deutlich gezeigt hat.

(ND)