Die meiste Band der Welt mit der größten Show in der Geschichte der Menschheit.

Ausnahmezustand, Tattoos und nackte Haut: deutscher Spaß-Metal und Purzelbaum.

Knorkator nicht live erlebt? Das ist wie eine Pizza nicht in Italien gegessen zu haben. Es schmeckt zwar, ist aber was völlig anders. Denn Knorkator live bedeutet: extrem hoher Unterhaltungswert mit qualitativ guter Musik!

Knorkator verzichten, wie immer, auf eine Vorband. Welche w ürde auch zu ihnen passen? Keine! Schon beim Betreten der Bühne ist der Applaus enorm, und die Fans sind aus dem Häuschen. Alf im grünen Talar, Stumpen im gelben Spandex-Strampler. Buzz an der Gitarre hingegen kommt im gewohnten Glam-Rock-Outfit. Die anderen Musiker – Rajko als Cowboy und Sebastian mit weißem Hemd – verstecken sich leider ein wenig. Das ist aber eher dem Bühnenaufbau geschuldet ist, denn Stumpen braucht Auslauf – und zwar sehr viel Auslauf.

Schon beim zweiten Song „Schwanzlich Willkommen“ entledigt sich Stumpen seines gelben Stramplers und legt einen extravaganten Strip hin, den er mit einem fast vollendeten Handstand und der Hilfe von Alf beendet. Nun steht er in schwarzen Lackshorts vor dem Publikum: „Ja abgenommen habe ich!“ und das Publikum grölt. „Ich begrüße Sie herzlich in den ehrwürdigen Hallen in Flensburg!“ fährt der fast ganz tätowierte Stumpen fort. Buh-Rufe folgen aufs Wort. „Wer kommt denn hier aus Hannover?“, will er nun wissen. Und jetzt jubelt das Publikum. Ja Stumpen weiß, wie er sie zu nehmen hat, seine Fans. Im dritten Song bettet er das direkt an der Bühne stehende Publikum und springt mit einem Purzelbaum hinein. So verrückt geht es auch gleich nach der Rückkehr auf der Bühne weiter. Er hüpft wild auf der Bühne hin und her, greift sich eine Digitalkamera aus dem Publikum und steckt sie sich in seine enge Hose, zieht sie nach unten wieder raus und gibt sie mit den Worten „das wird der beste Film des Abends“ zurück. Ob und was auf dem Film zu sehen ist, wird nur die Frau wissen, die die Kamera unvorsichtiger weise aus der Hand gegeben hat.

Zwischen all den Späßen und akrobatischen Darbietungen könnte man fast vergessen, dass hier hochklassige Musik mit ausgebildetem Gesang geboten wird. Stumpens Kopfstimme ist, wie sie mühelos über mehrere Oktaven springt, überragend. Schlagzeug, Keys, Bass und Gitarre passen extrem genau auf die Songs. Auch wenn die Barden den einen oder anderen Einsatz verpassen, einen Akkord vergreifen oder mitten im Song komplett abbrechen und alles neu ansetzen: Das gehört zur Show. Ob Angewohnheit oder Einlage: Stumpen sitzt am Bühnenrand und isst Obst, während sich seine Kollegen in Solis abmühen. Es ist übrigens Obst, das er gern teilt. Das Publikum soll ja nicht hungern.

Auch schön ist das Federballzwischenspiel zwischen Alf und Stumpen, das Stoffpiano, das seinen Weg ins Publikum findet. „Knorkator ist toll, jawoll“-Gesänge reißen nicht ab. Eine Frau zieht blank und darf danach einen Song auf der Bühne verweilen. Sie wird über Stumpens Rücken ins Publikum schreiten und damit entlassen.

Von Konzertbeginn an wiederholt Stumpen pädagogisch wertvoll: „Die Länge der heutigen Darbietung hängt stets davon ab, wie laut Ihr jubelt.“ „Das waren 28 Prozent. Ok, das waren 48 Prozent. Ok, 52 Prozent. Weiter geht’s!“. Später erjubelt sich das Publikum in diesem Stil die Zugaben. Einzigartig!

Es gibt zwar zahlreiche Fun-Bands wie JBO, Feuerschwanz oder Sweety Glitter, die alle ein Kapitel in der Musikgeschichte verdient haben. Aber Knorkator kochen ihr ganz eigenes Süppchen. Musikalisch und gesanglich stark, der Unterhaltungsfaktor ist mindestens ebenso stark und außergewöhnlich. Fakt ist: Dieser Donnerstagabend bleibt unvergesslich.

(NP/KM)

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