Es ist ein Abend für Männer. Und ein Abend der Wikinger-Helme nebst Hörnchen. Auf dem Kopf wie am Gürtel. Es ist: Bagaluten-Wiehnacht á la Torfrock. In der 27. Auflage.
Es ist voll, an diesem zweiten Weihnachtsfeiertag im Capitol von Hannover. Es riecht nach Schweiß. Es riecht nach Bier. Die Männer singen. Sie singen sich schon warm mit dem Irish-Folk-adaptierten Support Mac Piet. Jeder niedersächsische Männergesangsverein würde vor Neid erblassen, als der Capitol-Chor alles mitsingt, was halbwegs nach Textsicherheit klingt: „Breakfast at Tiffany’s“, „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“, „Cotton Eye Joe“, „An der Nordseeküste“, „Country Roads“, „Aloha heja he“ hallt es in tiefen Bässen durch den Raum. Was wie eine furchtbare Mixtur sämtlicher Gassenhauer dieser Welt anmutet, ist aus der Klampfe von Mac Piet, der auch schon seit 20-jähriges Bühnendasein feiert, eine rockige, stimmungsgeladene, äußerst sympathische Aufwärmorgie, die eigentlich auch einen ganzen Abend lang so weitergehen könnte.
Wenn, ja wenn da nicht die eigentlichen Stars des Abends die norddeutschen Torfrock-Legenden wären! Oft wiederholte, selten endende „Odin!“-, „Odin!“-Rufe kündigen den wohl wichtigsten Teil des Abends bereits in der Vorrunde an. Angereist aus dem fiktiven, aber nicht minder friesischem Torfmoorholm, im Gepäck mit diversen Weihnachtsgedichten ausgestattet, laden Torfrock wieder zur ausgelassenen Party nach dem heiligen Fest. In diesem Jahr zum 27. Mal im 40. Jahr ihres Bandbestehens.
Es ist die Fortsetzung eines doch auch irgendwie traditionsreichen Familienfestes, das am Heiligen Abend alljährlich unterm Tannenbaum beginnt – und nun der Freude ob des Abfalls der weihnachtsduseligen Stimmung zur Party ausholt. Da gehen Väter mit Söhnen zum Konzert. Da finden sich Männer gesetzteren Alters, freigelassen von sekttrinkenden, daheimgebliebenen Damen, in Grüppchen zusammen. Da werden die Hörner gehoben, dem „Reh“lein und dem „Boxer“ gehuldigt und festgestellt: „Nackich bin ich gar nicht mehr so schmuck.“ Da gibt es Lieder aus der Seefahrt, wie „Butterfahrt“. Da hallt es „Beinhart“ durch die gute Stube, da hämmern die „Dezibel“ auf die Ohren. Da geht „Renate“ volle Granate ab, da lallt der „Trunkenbold“: „Hau mir doch bidde nich mehr auf die Libbe – das ist so ungesund.“ Da geht schon auch noch ein Liebeslied an die Heimat: „Schleswig-Holstein“. Und was sich zu Beginn wie eine gemütliche, friesische Teestunde anlässt, nimmt nach nur wenigen Songzeilen an diesem Abend gehörig Fahrt auf. So, wie es die Fans der Bagaluten-Wiehnacht lieben.
(km)
Hörner heben
Nackich
Das Reh
Kettenhemd
Boxer
Butterfahrt
Sonntagsjäger
Bernhard
Schleswig Holstein
Rollo
Beinhart
Trunkenbold
Hey Joe
Midde Band
Summertied Blues
Dezibell
Bagalutenband
Renate
Mitten auf’n Sofa
Wildsau
Karola