ASP sind wiedermal unterwegs, wie könnte es auch anders sein bei diesem Zusammenschluss ausgemachter Workaholics. Dieses Mal geht es kosmisch und auch nautisch zu; wie das zusammengeht erfahren wir auf dem neuen Album „Kosmonautilus“, erschienen am 29.11.2019.
Es ist der vierte Teil des Fremder-Zyklus und knüpft damit an das 2017 erschienene Album „Zutiefst“ an.
Unterstützt werden ASP dieses Mal von Two Minds Collide, einer dreiköpfigen Dark Rock Band aus Saarbrücken, die ihrerseits auch ein neues Album im Gepäck haben. Einigen dürfte Sänger Lias noch von der Jubiläums-Tour bekannt sein. Zusammen mit Asp und Lutz bildete er die ASP Coverband The Little Big Man und beteiligte sich somit an dem kleinen Spaß, den sich der Meister mit seiner Fangemeinde erlaubte.
Am Donnerstag, den 30. Januar ist der Pavillion in Hannover Wallfahrtsort der schwarzbunten Gemeinde, das siebte Konzert der insgesamt 15 Termine der Tour. Also damit quasi Halbzeit.
Den Anfang machen Two Minds Collide und haben von der ersten Tönen an das Publikum komplett in ihrem Bann. Extrem rockig, aber auch mit einigen Metalriffs verbunden präsentieren sich die drei Darkrocker sehr selbstbewusst und professionell. „The Loneliness Of A Dying Sun“ und „Keep Up The Pace!“ von ihrem zweiten Album Person X (an unknown identity) haben wirklich Ohrwurmpotenzial. Die meisten Songs drehen sich um die Themen Selbstreflexion, Gesellschaftskritik und eine Prise „Glaube an deine eigenen Fähigkeiten“. Also lohnt es sich sehr, nicht nur musikalisch, sondern auch textlich genauer hinzuhören.
Nach einem ausführlichen und überschwänglichen Dank an die Fans und ASP für die Chance, als Special Guest an der Tour teilhaben zu können hat Lias noch eine wichtige Ansage zu machen:
„Wir sind alle gleich. Egal welche Hautfarbe, Sexualität, Nationalität; wir haben nur eine kurze Zeit auf Erden und die sollten wir nicht mit Hass verschwenden!“
In einem Song verpackt heißt das dann „Raindrops In A Storm“. Damit verabschieden sich die Musiker unter lautem Applaus vom Publikum und geben die Bühne frei zum Umbau.
Behaltet die Herren im Auge, von dieser Combo ist noch viel zu erwarten.
Um 21:00 Uhr wird es wieder dunkel und einen leises „Zurück zum Start“ ertönt aus den Lautsprechern. Sofort beginnt ein ohrenbetäubender Applaus und ASP betritt als letzter in seinem langen schwarzen Mantel die Bühne.
Die ersten beiden Lieder richten sich scheinbar nach der Tracklist des Albums. „Rückfall“ und „Morgengrauen irgendwo“ bilden einen fast schon harmlosen Anfang, nach einer kurzen Begrüßung des Meisters: „Hallo, ihr schönen Menschen! Es tut so gut wieder hier zu sein!“ folgt mit „Torpedos“ allerdings auch schon der erste musikalische Schlag in die.. also.. Man wird wach ;D
Während „Krabat“ zeigt Asp mit Gesten und Grimassen immer wieder sehr deutlich was er von denjenigen im Publikum hält, die scheinbar ihre Finger nicht von ihrem Handy lassen können. Doch dazu später mehr.
Erst einmal holt er alle in die „Eisige Wirklichkeit“ zurück, passenderweise ein Song aus dem ersten Teil des Fremder-Zyklus und somit eine schöne Verknüpfung zum folgenden „Phragmokontrolle“ aus dem vierten Teil. Ein Phragmokon ist übrigens der gekammerte Teil der Schale der Kopffüßler. Die Abbildung dazu versteckt sich im Kosmonautilus – Schriftzug auf den Tickets und dem Album… – So, Bildungsauftrag erfüllt!
Als Kontrast kommt nun „Und wir tanzten (Ungeschickte Liebesbriefe)“, ein Lied vom ersten Album der Band aus dem Jahr 2000. Der Spaß an Wortspielen hat sich also im Laufe der Bandgeschichte nicht verflüchtigt und auch die Fans feiern und lieben diesen Song wie eh und je.
Der anschließende nicht enden wollende Applaus und Jubel machen Asp sichtlich verlegen. Er setzt immer wieder zu einer Ansage an, wird jedoch gnadenlos vom Publikum übertönt. Schließlich scheint er mit einer beschwichtigenden Geste eine Möglichkeit gefunden zu haben, die Lautstärke der Fans zu kontrollieren und reißt versuchshalber unerwartet die Arme wieder hoch, sodass erneut Jubel über ihn hereinbricht. Dieses Spielchen scheint Band und Fans sichtlich Spaß zu machen. Mehrfach wird es kurz totenstill im Saal, nur damit sofort wieder ein ohrenbetäubender Applaus ausbricht. Asp lacht: „Ich könnte das den ganzen Abend machen!“
Glücklicherweise entscheidet er sich dann aber doch anders und schwelgt in Erinnerungen:
„Vor einigen Jahren trieben wir uns in einem zwielichtigen Gebäude mit komischen Gestalten und guten Songs herum. Einen Song haben wir euch mitgebracht, sozusagen als Souvenir.“
„Souvenir, Souvenir“ ist eine kleine Zeitreise, zurück zum Astoria und Paul , deren Schicksal die Zuhörer damals über zwei Alben hinweg verfolgen durften. Da kommt schon ein bisschen Nostalgie auf.
Es ist wohl Zeit für Asp, mal ein paar Grundlegende Spielregeln zu klären: „Es kursieren viele Gerüchte über uns, längst nicht alle sind gelogen. Eins besagt, Fotografieren sei auf unseren Konzerten verboten – das ist falsch.“
Er mag es nur lieber wenn er für Menschen, als für kleine schwarze Geräte singt. Als Kompromiss darf bei dem nächsten Stück so viel geknipst werden, wie die Speicherkarte hergibt. Danach sollen alle den Konzertabend ohne Display im Gesicht genießen dürfen. Eine sehr weise Entscheidung, die auf viel und vor allem lauten Zuspruch trifft. Natürlich erklingt jetzt „Werben“, also extra ein Lied, bei dem weder Band noch Publikum stillstehen können. Aber zumindest das versprochene Posing sitzt perfekt!
Anschließend muss allerdings noch eine Sache klar gestellt werden: „Es geht bei ASP nicht ums Werben. Auch nicht um Werbung, sondern nur um eine Sache: Musik!“ Damit soll es auch weitergehen. „Abyssus II (Musik)“ befasst sich mit der klangvollen Seite der Liebe, während „Demon Love“ einen kleinen Ruhepol in der Setlist darstellt und die zerstörerische Macht dieser Verbindung aufzeigt.
Asp gibt sich wieder sehr verschwörerisch und geheimnisvoll in seiner nächsten Ansage:
„Die Liebe kann ein alles verschlingendes Monster sein. Seit kurzem wissen wir, dass ein Tattoo das auch sein kann…“ Der Großteil der Anwesenden hat natürlich längst verstanden, dass es sich hier um einen subtiler Hinweis auf das sehr unkonventionelle Musikvideo zu „Tintakel“ handelt und Applaus und Jubel mischen sich mit dem krachenden Intro des Songs. Ebenso euphorisch wird danach „Lykanthropie (Es tobt ein Krieg in mir)“ und natürlich gebührend gefeiert. Ein Stück, das schon lange live vermisst wurde.
Sören bekommt nun eine Akustikgitarre gereicht und Asp nutzt die Gelegenheit, um noch einmal auf die Akustik-Tour Ende des Jahres aufmerksam zu machen. Doch scheinbar ist jeder der Anwesenden bereits bestens informiert und mit Tickets versorgt, denn die Ansage geht im Jubel der Vorfreude komplett unter. Sollte es noch Unentschlossene gegeben haben, was den Kartenkauf anbelangt bietet „Wanderer“ schon einmal einen schönen und sehr stimmungsvollen Vorgeschmack und gleichzeitig einen Rückblick auf den zweiten Teil des Fremder-Zyklus.
Es folgt ein Song, der auch schon seit längerem nicht live gespielt wurde, doch in Anbetracht der politischen Lage in Europa momentan wollte Asp ihn unbedingt singen. Es soll Menschen geben die denken, Sozialkritik habe auf Konzerten nicht verloren. Band und Fans sehen das anders, sowohl „GeistErfahrer“ als auch „Ich bin ein wahrer Satan“ beziehen eine ganz klare Stellung und zeigen Nazis und anderem menschlichen Abschaum sehr deutlich den musikalischen Mittelfinger.
„Kosmonautilus“, „Schwarzes Blut“ und „Schatten eilen uns voraus“ verlangen dem Publikum noch einmal alles ab, es wird geklatscht, mitgesungen und wild getanzt. Der Euphorie setzen ASP, Sören, Lutz, Tossi und Stefan jedoch ein jähes Ende und verlassen ohne ein weiteres Wort die Bühne. Sofort werden Zugabe-Rufe laut, sowie „Ich will brennen“ in alter, unbesiegbarer Tradition.
Asp erbarmt sich und kehrt zurück. „Echt jetzt?“ fragt er lächelnd. Natürlich!
Um die Erinnerung an das letzte Album „Zutiefst“ noch mal ein bisschen aufzufrischen folgt ein Medley aus „20.000 Meilen“, „SonARTa“, „BernsteinmeerengeL“ und „Zutiefst“. Dann raunt Asp leise in sein Mikrofon; „Wollt ihr es?“. Verwirrung macht sich breit. Grinsend spricht er weiter: „Also wir wollen es…“. Das Intro von „Ich will brennen“ zündet wie eine Bombe, von jetzt auf gleich entwickelt sich ein wahrer Hexenkessel und allerletzte Energiereserven werden mobilisiert. Dieser Song darf einfach bei keinem Auftritt von ASP fehlen. Mit einer Kurzversion von „Fortsetzung folgt…1“ verlassen die Musiker erneut die Bühne, Asp fasst vorher noch das Konzert kurz und sehr treffend zusammen: „Für einen Donnerstagabend war das unfassbar geil!“
Aber auch das soll es noch nicht gewesen sein, ein allerletztes Mal begeben sich ASP ins Rampenlicht und lassen sich ein bisschen von der Menge feiern bis Asp wieder einmal kryptisch auf den letzten Song hinweist: „Ihr seid großartig, das was wir haben ist unendlich wie ein Ring!“
„Schwarzer Schmetterling“ beschließt also passenderweise den Abend, denn mit diesem Lied hat der Fremder-Zyklus vor 20 Jahren seinen Anfang genommen. Nachdem der letzte Ton verklungen ist wird es ganz kurz still, doch dann erschallt ein tosender, endloser Abschiedsapplaus den ASP sich redlich verdient haben und glücklich lächelnd entgegennehmen. Damit endet dieser Abend und nach einem erfolgreichen Besuch beim Merch- Stand strömen die Fans hinaus in die kalte Nacht. Doch wie schon im Lied versprochen, „es gibt bald ein Wiederhören“, denn Ende November laden ASP zu den Dunkelromantischen Winternächten im Rahmen der KreaTour auch wieder nach Hannover ein. So wird der After-Konzert-Blues dieses Mal vielleicht nicht ganz so schwer ausfallen.
(VD)
Kosmonautilus – Tour
Donnerstag, 06.02.2020 – Hamburg, Markthalle
Freitag, 07.02.2020 – Berlin, Huxleys Neue Welt
Samstag, 08.02.2020 – Erfurt, Central
Donnerstag, 13.02.2020 – Memmingen, Kaminwerk
Freitag, 14.02.2020 – Wien, Simm City (A)
Samstag, 15.02.2020 – Dresden, Alter Schlachthof
Dunkelromantische Winternächte 2020 KreaTour
Donnerstag, 06.02.2020 – Hamburg, Markthalle
Dienstag, 24.11.2020 – Saarbrücken, Congresshalle Saarbrücken
Mittwoch, 25.11.2020 – Hannover, Theater am Aegi
Donnerstag, 26.11.2020 – Wuppertal, Historische Stadthalle Wuppertal
Freitag, 27.11.2020 – Hamburg/Harburg, Friedrich- Ebert – Halle
Samstag, 28.11.2020 – Bremen, Metropol Theater Bremen
Sonntag, 29.11.2020 – Mannheim, Rosengarten Musensaal
Mittwoch, 02.12.2020 – Stuttgart, Theaterhaus (am Pragsattel)
Donnerstag, 03.12.2020 – Osnabrück, OsnabrückHalle – Europa- Saal
Freitag, 04.12.2020 – Erfurt, Alte Oper Erfurt
Samstag, 05.12.2020 – Leipzig, Haus Auensee
Sonntag, 06.12.2020 – Berlin, Admiralspalast – Theater